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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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mir nicht, dass du diese Person allein treffen willst. Es könnte gefährlich sein.“
    „Stimmt, doch einer von uns muss Radcliffe beschäftigen“, erklärte Charlie.
    „Nun denn …“ Beth trat an die Verbindungstür. „Ich muss mich jetzt langsam fertig machen. Sagtest du nicht, der Schneider habe ein paar neue Anzüge geschickt?“
    „Richtig, doch wolltest du heute Abend nicht Elizabeth sein?“
    Beth zuckte die Schultern. Ihr ärgerlicher Blick fiel auf das weinrote Gewand. „Nein. Du musst morgen Charles sein, also solltest du heute Elizabeth sein.“

10. KAPITEL
     
    Müde seufzend ließ Charlie sich in den Kutschensitz sinken. Dieser Abend war eine einzige Katastrophe gewesen. Der Ball der Hardings – Charlies erster gesellschaftlicher Auftritt als ein weibliches Wesen – war ohne alle Ergebnisse verlaufen. Sie hatte mit niemandem außer Radcliffe und Tomas Mowbray getanzt und keinerlei Möglichkeiten gehabt, Ehekandidaten kennen zu lernen. Tomas war um sie herumscharwenzelt wie ein verliebter Kater, und Radcliffe hatte sich aufgeführt wie eine alte Tante, die Charlies Jungfräulichkeit bewachte und jeden näher kommenden Mann -den armen Tomas eingeschlossen – bitterböse anstarrte. Unterdessen war Beth alias Charles eifrig umhergeflattert und hatte mit Tomas geplaudert.
    Charlie hatte diese lächerliche Scharade ausgehalten, bis ihr der Kopf und die Füße wehtaten. Genau das hatte sie als Entschuldigung vorgebracht, um diese Posse zu beenden.
    Radcliffe wurde sofort ungemein fürsorglich und bestand darauf, sie heimzubringen. Beth alias Charles hatte sich so widerstrebend gezeigt, schon zu gehen, dass Tomas vorschlug, sie möge doch noch etwas bleiben, und er würde sie später bei Radcliffe abliefern. Dem hatte dieser schließlich zugestimmt und die Frau, die er für Elizabeth hielt, aus dem Ballsaal geleitet.
    Die Kutsche geriet in ein Schlagloch. Charlie wurde gegen Radcliffe geschleudert und versuchte rasch, sich irgendwo festzuhalten.
    „Alles in Ordnung?“
    Im dunklen Inneren des Wagens blickte sie zu Radcliffe hoch. Seine belegte Stimme hatte sie erschreckt, und noch mehr erschreckte sie jetzt der Ausdruck seiner Augen. Charlie schluckte, befeuchtete sich die Lippen, wollte schon nicken, ließ es jedoch, als sein Blick zu ihrem Mund glitt.
    Verlegen senkte sie den Kopf und schaute eine Weile blicklos auf ihre Hand, ehe sie bemerkte, dass diese auf seinem Oberschenkel lag. Rasch zog sie die Hand zurück. „Oh! Verzeihung, Mylord. Ich wollte nicht …“
    „Schon gut“, versicherte er ihr leise. „Ich weiß ja, dass das keine Absicht war. Wie geht es deinem Kopf?“
    „Mir ist ein bisschen schwummerig“, antwortete sie geistesabwesend und fragte sich dabei, weshalb ihre Hand zu kribbeln begann, sobald sie merkte, wohin sie sie gelegt hatte auf der Suche nach einem festen Halt.
    „Schwummerig?“ Seine Stimme klang besorgt. Er legte ihr einen Finger unters Kinn und hob es leicht an, so dass sie ihn ansehen musste. „Sind deine Kopfschmerzen schlimmer geworden?“
    „Nein“, gab sie zu. „Doch ist es hier drinnen nicht sehr warm?“
    „Durchaus nicht. Es ist ein recht kühler Abend.“ Jetzt machte er sich wirklich Sorgen und befühlte ihre Hand. „Du wirst dir doch nicht irgendetwas eingefangen haben?“
    Charlie gelangte allmählich zu der Vermutung, dass ihr Befinden nichts mit einer wirklichen Krankheit zu tun hatte. Ihr schien, als bestünde sie nur noch aus Empfindungen. Sie war sich Radcliffes Nähe sehr bewusst, fühlte den leichten Druck seines Beins an ihrem und seinen Atem an ihrem Gesicht. Sie nahm seinen Duft wahr, und die Erinnerung an ihren Kuss, bei dem sie zuletzt „Beth“ gespielt hatte, erwachte nun wieder nur allzu deutlich. Als sie merkte, dass sie sich unbewusst leicht zu ihm beugte, wich sie schnell zurück, soweit dies in der Enge des Wagens möglich war.
    „Diese Kutschen sind sehr klein, nicht wahr?“ fragte sie mit hoher, angestrengt klingender Stimme.
    Radcliffe riss den Blick von ihrer Brust los, wohin er geglitten war, als Charlie sich zurückgelehnt hatte. „Klein?“ Er blickte sich in der Droschke um. In diesem Moment gerieten sie erneut in ein Schlagloch, und hätte er sie nicht festgehalten und sie sich an die Brust gezogen, wäre Charlie vom Sitz gefallen. Als sie zu Radcliffe aufsah, neigte er den Kopf und küsste sie.
    Sobald seine Lippen ihre berührten, verschwanden ihre Kopfschmerzen, und die Füße taten ihr auch nicht mehr weh.

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