Sanft berührt – und schon verführt?
verständigen können.“
Die nächste halbe Stunde war ein Albtraum. Sie nahmen das ganze Haus auseinander, vom Keller bis zum Dachboden. Doch Cammie war nicht zu finden. Als alle zurück im Esszimmer waren, brach Olivia zusammen. „Es ist dieser Mann. Ich weiß es. Sie ist in seiner Gewalt. Er hat gedroht, den Menschen etwas anzutun, die meine Mutter liebt. Und sie betet Cammie an.“
Als Kieran sie in die Arme nahm, begann sie haltlos zu schluchzen. „Aber woher weiß er, dass sie hier ist?“ Kieran drückte sie fest an sich.
„Die Polizei hat gesagt, dass er mein Haus beobachtet hat. Du warst da. Wahrscheinlich hat er herausgefunden, wer du bist“, stieß sie unter Schluchzen hervor.
„Aber ich war doch mit einem Mietwagen unterwegs.“
„Hast du bei der Mietfirma deinen Namen angegeben?“
„Ja.“ Oh, Gott …
„Wir müssen die Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen“, gab Jacob nüchtern zu bedenken.
Olivia musste sich an Kierans Schultern festhalten, sonst wäre sie zusammengesackt. „Das Grundstück ist nicht eingezäunt“, flüsterte sie tonlos. „Jeder kann rein.“ Dann hob sie den Kopf. „Sollen wir die Polizei rufen?“
Bedrücktes Schweigen legte sich über den Raum. Bevor sich die Wolffs auf den Berg zurückgezogen hatten, waren die Medien eine ständige Plage gewesen. Deshalb war ihnen ihre Privatsphäre wichtig. Ebenso wenig waren Olivias Eltern vor der Sensationspresse sicher. Dennoch … „Wir tun alles, was du willst, Olivia“, sagte Kieran mit Nachdruck. „Du bist die Mutter.“
„Aber es wird ewig dauern, bis die Polizei hier ist, oder?“
Alle nickten. „Die nächste Polizeistation ist eine knappe Stunde entfernt“, gab Victor zu.
Mühsam richtete Olivia sich auf. „Dann warten wir noch eine Stunde, bevor wir die Polizei rufen.“ Sie seufzte tief. „Vielleicht fällt uns noch etwas ein.“
Es blitzte, unmittelbar danach krachte der Donner. Das rüttelte alle aus ihrer Entsetzensstarre auf. „Falls der Kerl Cammie wirklich hat“, sagte Kieran, „dann muss er die Wege benutzt haben, denn das Unterholz ist zu sperrig. Ich werde die nördlichen und östlichen Wege ablaufen, um zu sehen, ob da kürzlich jemand hergekommen ist.“
Jacob nickte. „Und Gareth und ich überprüfen die Wege im Westen und Süden.“
Olivia griff nach Kierans Hand. „Ich komme mit dir.“
Er musterte sie von Kopf bis Fuß und schüttelte den Kopf. „Nein. Glaub mir, es ist zu gefährlich.“
„Ich glaube dir“, sagte sie entschlossen. „Aber es ist mein Kind da draußen im Gewitter.“
Schnell sah er ein, dass da nichts zu machen war. Dass er sie und sein Kind nicht hatte beschützen können, quälte ihn. „Okay. Dann komm.“
Sie stolperte hinter ihm her. Es war nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten, und sie wusste, ihm war es nicht recht, dass sie mitkam. Aber sie konnte unmöglich untätig im Haus sitzen, während ihre Tochter irgendwo da draußen war. Ihre kleine Cammie, die schreckliche Angst vor Gewitter hatte. Wo war sie nur? Was hatte der Kerl mit ihr vor? Kierans Mutter war in so einer Situation ermordet worden. Oh, Gott …
Es blitzte und donnerte unablässig. Dichter Regen strömte herab, und sie waren nach kurzer Zeit bis auf die Haut durchnässt. Doch so aufmerksam sie auch auf Fußabdrücke oder Stofffetzen an Büschen achteten, es war nichts zu sehen. Sehr bald würde der Regen alles weggewaschen haben. Auf einer Lichtung wandte sich Kieran zu Olivia um. Kummer und Angst prägten seine Züge, wichen aber einer harten Entschlossenheit, sowie er ihre Verzweiflung sah.
Als sie sich schließlich mit den anderen wieder im Esszimmer trafen, mussten sich alle eingestehen, dass ihre Bemühungen vergebens gewesen waren. Und dass es bei diesem Sturm auch wenig Sinn hatte weiterzusuchen.
Olivia war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Annalise und Gracie hatten Kaffee gemacht und reichten ihr einen Becher, den sie fest umklammerte. „Komm, Olivia“, Annalise legte ihr vorsichtig einen Arm um die Schultern und führte sie in ein kleines Nebenzimmer. „Hier sind trockene Sachen. Zieh dich um. Es hilft Cammie gar nichts, wenn du krank wirst.“
Olivia nickte nur und versuchte dann, mit klammen Fingern Knöpfe und Reißverschlüsse zu öffnen. Es gelang ihr nicht, und Annalise musste ihr helfen. Schließlich war sie warm verpackt, und beide Frauen gingen zu den Männern, die zusammenstanden und sich berieten. Plötzlich drehte Gareth sich um und wies mit dem
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