Sanft kommt der Tod
sehen.«
»Dann sieht es also nach einem Unfall aus.«
»So sieht's aus, aber ich bin ein tanzender Affe, wenn es wirklich einer war. Dem Inhalt seiner Aktentasche nach hatte er die Absicht, heute wieder seinen Dienst zu tun.« Jetzt sah sie Peabody an. »Allerdings behauptet ein Zeuge, Williams wäre suspendiert worden und hätte, wenn er nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden selbst gekündigt hätte, entlassen werden sollen.«
»Trotzdem ist er wie jeden Tag zum Unterricht erschienen und hat sogar noch den Fitnessbereich genutzt.« Peabody streckte den Kopf in seinen Spind. »So, wie es aussieht, hatte er die Absicht, einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen. Wen hat er heute Morgen alles getroffen?«
»Das müssen wir noch rausfinden, aber ich gehe jede Wette ein, dass er die ehrenwerte Ms Mosebly auf jeden Fall gesehen hat.«
Sie fanden die Rektorin in ihrem Büro. Sie marschierten einfach an der schniefenden, verheulten Sekretärin im Vorzimmer vorbei und trafen Mosebly an, die hinter ihrem Schreibtisch auf und ab marschierte und sich über ein Headset mit jemandem unterhielt. Als sie Eve und Peabody entdeckte, hob sie eine Hand zum Zeichen, dass sie warten sollten, während sie mit wem auch immer sprach.
»Ja, natürlich, das werde ich tun. Die Polizei ist gerade da. Ich werde Sie sofort zurückrufen, nachdem ich mit den Beamtinnen gesprochen habe«, sagte sie, nahm das Headset ab und legte es vor sich auf den Tisch. »Das war der Vorsitzende des Verwaltungsrats«, erklärte sie und rieb sich die Stirn. »Wir machen augenblicklich sehr schwierige Zeiten durch. Falls Sie sich noch einen Augenblick gedulden würden - ich muss die Schüler noch nach Hause schicken.«
»Niemand verlässt das Haus«, erklärte Eve.
»Wie bitte? Wir hatten einen zweiten Todesfall. Sie können ja wohl nicht erwarten, dass die Schüler ...«
»Niemand verlässt das Gebäude, bevor ich es gestatte. Und ohne meine ausdrückliche Erlaubnis kommt auch niemand herein. Um wie viel Uhr haben Sie heute Morgen mit Mr Williams gesprochen?«
»Entschuldigung, aber mir platzt beinahe der Schädel.« Sie zog eine Schublade des Schreibtischs auf und nahm eine kleine Emailledose heraus, die, wie Eve erkannte, ein harmloses Schmerzmittel enthielt. Dann schenkte sie sich ein Glas Wasser ein, setzte sich und schob sich eine Tablette in den Mund.
Die Pille würde gegen das Kopfweh helfen, dachte Eve und gab Mosebly gleichzeitig einen kurzen Moment, um sich zu sammeln und zu überlegen, was sie ihnen alles erzählen sollte, und wie sie es am besten tat.
»Ich war um sieben oder kurz nach sieben hier. Ehrlich gesagt, hat Craig Fosters Tod für einige Unruhe unter der Elternschaft und im Verwaltungsrat gesorgt. Ich habe bereits eine Reihe von Konferenzen deshalb abgehalten und kam heute extra etwas früher, um andere Verwaltungsaufgaben zu erledigen, die deshalb liegen geblieben sind.«
»Einschließlich der Entlassung von Reed Williams.«
»Ja.« Sie presste ihre Lippen aufeinander. »Das erscheint jetzt vielleicht ziemlich kalt, aber ich hatte keine andere Wahl. Gegen ihn sollte Anklage wegen des Besitzes verbotener Substanzen erhoben werden und, so wie es aussah, stand er unter dem Verdacht, auch der Mörder von Craig zu sein. Deshalb stellte er eine inakzeptable Gefahr für unsere Schüler dar. Das habe ich ihm, als er gestern wieder in die Schule kam, auch unmissverständ lich klargemacht.«
»Gestern? Er kam gestern nach der gerichtlichen Anhörung hierher?«
»Genau. Erst habe ich ihm vorgeschlagen, dass er Urlaub nehmen soll, aber er hat darauf bestanden, so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen. Obwohl die meisten Schüler das Gebäude um die Zeit bereits verlassen hatten, hatte ich die Befürchtung, dass er vielleicht eine Szene machen würde, und habe ihn deshalb zu einem Gespräch unter vier Augen in mein Büro gebeten.«
Mosebly strich sich über das Haar und zog an der Jacke ihres Kostüms. »Ich will ganz ehrlich sein, es war alles andere als angenehm. Ich habe ihm erklärt, dass ich gezwungen bin, jeden weiteren Skandal zu vermeiden. Es wurden bereits drei Schüler von der Schule abgemeldet, und die Eltern haben eine Rückerstattung der Schulgebühr verlangt. Nachdem öffentlich bekannt wurde, dass einer unserer Lehrer verhaftet worden war ...«
Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
»Wie hat er es aufgenommen?«, fragte Eve.
»Schlecht. Es ist mein Recht, einen Lehrer, der unter dem Verdacht
Weitere Kostenlose Bücher