Sanft kommt der Tod
Weg gebraucht, sich also nicht extra beeilt. Dann war sie wieder in die Wohnung raufgefahren, hatte das Au-pair zum Einkaufen geschickt und erklärt, sie wolle nicht gestört werden.
Oben angekommen drückte Eve den Klingelknopf. Das Sicherheitslämpchen blinkte und der Computer sprang mit einem leisen Klicken an.
ENTSCHULDIGUNG. DIE FAMILIE STRAFFO MÖCHTE NICHT GESTÖRT WERDEN. FALLS SIE IHREN NAMEN UND IHRE NUMMER HINTERLASSEN MÖCHTEN, RUFT JEMAND AUS DER FAMILIE SIE SCHNELLSTMÖGLICH ZURÜCK.
Eve hielt ihre Dienstmarke gut sichtbar vor den Scanner. »Polizei. Mrs Straffo möchte bitte aufmachen.«
EINEN AUGENBLICK, BITTE. IHRE DIENSTMARKE WIRD ÜBERPRÜFT ... ÜBERPRÜFUNG ABGESCHLOSSEN. BITTE WARTEN SIE ...
Gerade als Eve mit dem Gedanken spielte, einfach mit der Faust gegen die Tür zu trommeln, wurde ihnen aufgemacht.
Der Portier hatte eindeutig recht gehabt. Allika Straffo sah erbärmlich aus. Auch wenn sie einen Hausanzug aus teurer Seide trug, war das Erste, was Eve auffiel, ihr hohläugiges, kreidiges Gesicht. »Bitte, kann das nicht warten? Ich bin krank.« »Sie waren fit genug, um Ihre Tochter heute Morgen zu
Fuß zur Schule zu bringen. Ist dort irgendwas passiert, was Sie krank gemacht hat? Oder fühlen Sie sich vielleicht deshalb nicht so gut, weil Ihr Ehemann die Verteidigung Ihres Geliebten übernommen hat?«
»Er ist nicht mein Geliebter. Das Ganze war ein Fehler. Bitte, lassen Sie mich wieder allein.«
»Oh nein, ganz sicher nicht.« Eve legte eine Hand gegen die Tür, bevor Allika sie wieder schließen konnte. »Haben Sie diesen Fehler heute Morgen korrigiert?«
»Ich bin müde.« In Allikas Augen sammelten sich Tränen. »Ich bin einfach krank und müde. Ich will, dass das alles endlich aufhört.«
»Haben Sie Williams deshalb zum dritten Mal einen besonderen Kick verschafft?«
»Wovon reden Sie? Also gut, kommen Sie rein. Kommen Sie einfach rein. Ich bin viel zu müde, um noch länger hier zu stehen und mit Ihnen zu streiten.« Sie ging hinüber in den Wohnbereich, ließ sich auf eins der Sofas fallen und legte ihren Kopf in eine Hand.
»Ich war so eine Närrin, so eine dumme Närrin, dass ich mich jemals mit ihm eingelassen habe. Wie viel muss ich denn noch für diesen Fehler zahlen?«
»Hat er Geld von Ihnen erpresst?«
»Geld?« Sie blickte wieder auf. »Nein, nein. Er hat mich dazu gezwungen, Oliver dazu zu bringen, dass er ihn verteidigt. Aber was ist dieser Williams für ein Mann? Hatte er wirklich dieses Zeug in seinem Schlafzimmer? Wie kann ich mir jetzt noch sicher sein, dass er es nicht auch mir gegeben hat? Bereits bei dem Gedanken wird mir schlecht.«
»Haben Sie ihn heute Morgen deshalb zur Rede gestellt?«
»Nein. Ich wollte es. Ich habe versucht, Oliver dazu zu bringen, das Mandat niederzulegen, aber Oliver kann sehr entschlossen sein. Ich wollte einfach wissen, was Reed zu ihm gesagt hat, und Reed dazu überreden, dass er sich einen anderen Anwalt sucht.«
Eve setzte sich ebenfalls. »Lassen Sie mich unser Gespräch aufnehmen. Das dient unser aller Schutz. Ich werde Sie jetzt über Ihre Rechte und Pflichten aufklären.«
»Aber ...«
»Sie sind mit einem Anwalt verheiratet. Sie wissen, wie diese Dinge laufen. Rekorder an.« Während Eve die vorgeschriebenen Sätze sprach, sah sie Allika ins Gesicht. »Haben Sie alles verstanden?«
»Ja, natürlich. Ja.«
»Sie haben Ihre Tochter heute Morgen in die Schule gebracht und kamen dort um sieben Uhr dreißig an.«
»Ja, ich dachte, Reed wäre vielleicht dort, wenn ich sie hinbringe. Ein Blick auf die Liste der anwesenden Lehrer zeigte mir, dass er tatsächlich bereits in der Schule war. Also habe ich Rayleen zum Kinosaal gebracht und bin wieder in den Eingangsbereich zurückgegangen. Ich dachte, um diese Zeit wäre er bestimmt im Fitnessraum. Aber dort habe ich ihn nicht gesehen. Deshalb beschloss ich, im Schwimmbad nachzusehen. Ich hörte die beiden, als ich durch die Tür des Umkleideraums trat.«
»Wen haben Sie gehört?«
»Reed und die Rektorin Mosebly. Die beiden haben miteinander gestritten und sich richtiggehend angeschrien. Sie hat ihm erklärt, dass er, nach dem, was er getan hat, für die Schule nicht länger tragbar wäre. Und wenn er nicht von sich aus gehen würde, würde sie dafür sorgen, dass ihn der Verwaltungsrat entlässt.«
»Weshalb sollte Sie das aus der Fassung bringen?«, fragte Eve.
»Das hat es nicht - ich meine, es war nicht gerade angenehm, den beiden zuzuhören,
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