Sanft kommt der Tod
steht, sich gesetzeswidrig oder unmoralisch zu verhalten, vom Unterricht zu suspendieren, aber eine Entlassung ist ein bisschen schwieriger. Das hat er gewusst. Er hat behauptet, dass er jeden Versuch von mir - oder vom Verwaltungsrat -, ihm fristlos zu kündigen, gemeinsam mit seinem Anwalt und dem Vertreter seiner Gewerkschaft vereiteln würde, und ist dann einfach gegangen.«
»Das hat Ihnen sicher nicht gepasst.«
»Nein, das hat es nicht. Das hat es ganz sicher nicht«, wiederholte Mosebly mit zornblitzenden Augen. »Denn auch wenn ich glaube, dass wir mit einer Kündigung erfolgreich gewesen wären, wäre es doch eine ziemlich hässliche Angelegenheit geworden. Und hätte ohne Zweifel den Verlust weiterer Schüler und Schülerinnen zur Folge gehabt.«
»Und Ihre Einnahmen geschmälert.«
»Ja. Ohne entsprechende Einnahmen können wir nicht die Ausbildung bieten, die die Schüler erwarten und verdienen.«
»Trotzdem ist er heute Morgen aufgetaucht, als wäre nichts geschehen. Haben Sie sich deshalb im Schwimmbad mit ihm gestritten, Ms Mosebly? Sie waren doch heute Morgen schwimmen.« Sie wartete, während die Rektorin blinzelte, und fügte dann hinzu: »Ich habe das feuchte Handtuch im Wäschekorb des Frauenumkleideraums gesehen.«
»Wie ich bereits sagte, gehe ich morgens häufig schwimmen. Ich habe Reed gesehen, als ich aus dem Becken kam. Und, ja, wir haben uns gestritten. Ich habe ihm erklärt, dass er das Gebäude umgehend verlassen soll, und er hat mich darüber informiert, dass er eine Runde schwimmen und dann noch in aller Ruhe eine Tasse Kaffee trinken und einen Muffin essen würde, bevor sein Unterricht beginnt.«
»Er hat sich Ihren Anweisungen also widersetzt«, stellte Eve mit ruhiger Stimme fest.
»Er war äußerst selbstgefällig und entsetzlich arrogant. Ich leugne nicht, dass wir eine Auseinandersetzung hatten und dass ich sehr wütend war. Aber als ich aus dem Schwimmbad ging, war er noch quicklebendig und sprang gerade kopfüber in den Pool. Ich habe geduscht, mich angezogen und bin dann direkt in mein Büro gekommen, um den Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses anzurufen und ihm zu berichten, was vorgefallen war.«
»Um wie viel Uhr haben Sie bei ihm angerufen?«
»Das muss gegen acht gewesen sein. Nach Ende des Gesprächs habe ich Eric - Mr Dawson - gesucht und gebeten, Reeds Klasse in der vierten Stunde zu übernehmen. Außerdem habe ich mit Mirri und Dave gesprochen, damit jeder von ihnen eine Stunde in der Klasse übernimmt.«
Sie stieß einen Seufzer aus. »Was von der Planung her ein kleiner Albtraum ist. Ich wollte warten, bis Reed aus der Garderobe kommt, um ihm noch eine letzte Chance zu geben, freiwillig zu gehen. Wenn er dazu nicht bereit gewesen wäre, hätte ich auf Anweisung des Verwaltungsrats die Security gerufen und ihn aus dem Gebäude führen lassen. Ich wusste nicht, dass Schwester Brennan einen Krankenwagen gerufen hatte, bis plötzlich die Sanitäter an mir vorbeirannten. Ich wusste nicht ... ich hatte keine Ahnung, was geschehen war.«
»Sie kennen die Routine ja bereits. Ich brauche die Namen aller, die zwischen sieben und halb neun im Haus waren. Meine Partnerin und ich fangen gleich mit den Vernehmungen der Leute an.«
»Aber ... aber es war ein Unfall.«
Eve sah sie mit einem schmalen Lächeln an. »Das haben Sie bei Foster auch gesagt.«
Es hatten sich fast dieselben Angestellten zur Tatzeit in der Schule aufgehalten wie beim letzten Mal, erkannte Eve. Doch es war interessant, dass Allika Straffo zusammen mit ihrer Tochter um sieben Uhr zweiunddreißig ins Haus gekommen und erst um acht Uhr zwölf wieder gegangen war.
Williams' Todeszeit hatte sie auf zehn vor acht geschätzt.
Sie grübelte darüber nach, während sie darauf wartete, dass Mirri Hallywell erschien.
»Ich weiß nicht, wie viel wir noch aushalten können«, setzte Mirri an. »Dieses Haus erscheint mir wie ein Grab. Als wäre es verflucht. Das klingt vielleicht dramatisch, aber so fühlt es sich nun einmal für mich an.«
»Warum sind Sie schon so früh hier aufgetaucht? Sie sind bereits seit Viertel nach sieben hier.«
»Oh, wegen der Theater-AG. Wir treffen uns immer vor dem Unterricht. Im Kinosaal. Wir haben über ein paar Szenen aus Unsere kleine Stadt von Thornton Wilder diskutiert.«
»Ich brauche eine Liste der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrer und möglicherweise Eltern oder Kindermädchen, die bei diesem Treffen dabei gewesen sind.«
»Natürlich, kein
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