Sanft sollst du brennen
brauchst?«
»Ja, dann rufe ich dich an.«
Er schenkte ihr noch ein strahlendes Lächeln, verbeugte sich vor Isabel und Kiera und verließ das Zimmer.
Kiera und Isabel starrten ihm nach. Er schien bei seinem Abgang die gesamte Energie im Raum mitgenommen zu haben.
»Carl ist ein interessanter Typ«, bemerkte Kiera. »Ein bisschen dramatisch, aber interessant.«
»Tante Nora war ganz hingerissen von ihm«, sagte Isabel. »Sie hat gemeint, er erinnere sie an den jungen George Hamilton. Als ich sie fragte, wer George Hamilton sei, wurde sie richtig böse und sagte, so alt sei sie auch noch nicht. Ich habe keine Ahnung, was sie gemeint hat. He, Kate, wie wäre es denn mit Carl?«
»Wie meinst du das?«
»Pass doch auf. Wir reden über dein Liebesleben.«
»Nein, das tun wir nicht. Du redest darüber.«
Isabel ignorierte sie. »Und da du ja anscheinend nicht gewillt bist, dich selbst darum zu kümmern, werde ich das für dich erledigen.«
Kiera brach in Gelächter aus. »Und du findest, Kate und Carl würden gut zueinanderpassen?«
Kate verzog das Gesicht, um nicht ebenfalls lachen zu müssen. »Carl ist nicht nur nicht mein Typ. Er ist auch verlobt. Und seine Verlobte passt viel besser zu ihm als ich.«
Isabel errötete. »Okay, dann eben nicht. Aber, Kate, du solltest wirklich entspannter an die Dinge herangehen, um deine Zugeknöpftheit auszugleichen.«
»So ein Wort gibt es nicht«, warf Kiera ein.
»Kiera, bitte, hab Gnade«, flehte Kate. »Fahr mit Isabel nach Hause.«
»Okay, wir sind dann weg. Ruf mich morgen früh an, um mir zu sagen, wann ich dich abholen soll.«
Isabel war nicht im Geringsten beleidigt, dass Kate sie loswerden wollte. Sie wandte sich zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen. »Und jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Das musst du mir versprechen, Kate.«
Die Angst in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Ich verspreche es«, gelobte Kate.
Isabel nickte. »Okay.« Seufzend fügte sie hinzu: »Jetzt, wo du endlich für immer zu Hause bist, wird sowieso alles wieder normal werden.«
5
Am nächsten Nachmittag holte Kiera Kate aus dem Krankenhaus ab. Als sie in ihre Einfahrt einbogen, läutete gerade der Paketbote an der Haustür. Kiera bestätigte den Empfang, und der Mann drückte Kate ein schweres Päckchen in die Arme.
»Rate mal, was wir heute Abend machen«, sagte Kate und ging sofort durch zur Küche. Sie nahm ein Messer, schlitzte den Umschlag auf und schüttete den Inhalt auf den Küchentisch.
Isabel war ebenfalls in die Küche gekommen. »Was ist das?«, fragte sie und verschwand hinter der Kühlschranktür, um sich etwas zu essen zu nehmen.
»Rechnungen«, erwiderte Kiera. »Ich hatte Tucker Simmons gebeten, unseren Steuerberater, sämtliche Rechnungen und Belege von Mom herüberzuschicken.«
Isabel schloss die Kühlschranktür und trat an den Tisch, eine Selleriestange in der Hand. »Und warum schickt er uns die Rechnungen gerade jetzt?«
»Als Mom so krank geworden ist, hat sie verfügt, dass Mr Simmons sich noch bis ein Jahr nach ihrem Tod um alles kümmern soll. Ich habe ihr zwar gesagt, ich könne das auch machen, aber sie meinte, es sei zu schwierig für mich von Boston aus. Und ihr wisst ja, wie überzeugend Mom argumentieren konnte.«
»Haben wir denn überhaupt genug Geld, um alle diese Rechnungen zu bezahlen?«, fragte Isabel.
»Das genau müssen wir herausfinden«, erwiderte Kiera. »Mom hat sich in dieser Hinsicht ausgeschwiegen. Wenn ich sie nach unserer finanziellen Situation gefragt habe, hat sie nur gesagt: ›Wir kommen über die Runden.‹«
»Das hat sie zu mir auch immer gesagt«, erklärte Kate. »Das war echt ärgerlich.«
Isabel ließ nicht zu, dass ihre Schwestern ihre Mutter kritisierten. »Das hat sie nur gut gemeint. Sie wollte nicht, dass wir uns Sorgen machen. Du solltest dich auf dein Medizinstudium konzentrieren, Kiera, und du, Kate, du solltest deinen Master machen. Ihr brauchtet kein Geld, weil ihr beide Eure Stipendien hattet. Aber Nora und ich waren auf Mom angewiesen, und sie wollte es uns so leicht wie möglich machen. Deshalb hat sie das gesagt.«
»Wie viel mag wohl noch auf dem Sparkonto sein?«, sagte Kiera, ohne auf das leidenschaftliche Plädoyer ihrer kleinen Schwester zu achten. »Und wissen wir eigentlich, ob von Moms Pensionskasse noch etwas zu erwarten ist?«
Kate schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja nicht einmal, wie viel sie überhaupt im Monat bekommen hat. Sie wollte nie darüber sprechen.
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