Sanft sollst du brennen
ins Krankenhaus. Meine Kopfschmerzen sind fast weg.«
Sein Blick sagte ihr, dass er ihr kein Wort glaubte.
»Sie wohnen nicht direkt in Charleston?«, fragte er.
»Nein«, antwortete sie. Er wusste bestimmt schon ihre Adresse, ihre Telefonnummer und wahrscheinlich auch jedes andere Detail über ihr Leben. Der Computer hatte mittlerweile sicher schon alles über sie ausgespuckt, was es zu wissen gab.
»Wir wohnen in Silver Springs, aber es ist nicht weit von der Stadt entfernt. Sind Sie neu in der Gegend?«
»Ja«, erwiderte er. »Ich bin gerade aus Savannah zugezogen. Das Leben hier ist ziemlich entspannt.« Lächelnd fügte er hinzu: »Für gewöhnlich jedenfalls. Das ist wahrscheinlich das Aufregendste, was Ihnen dieses Jahr passieren wird.«
4
Kiera und Isabel stürzten in die Notaufnahme. Kiera lächelte erleichtert, als sie Kate sah. Isabel hingegen wirkte verängstigt.
Der Arzt in der Notaufnahme untersuchte Kate und schickte sie nach unten zur Tomografie. Es war ziemlich voll, und sie musste zwei Stunden warten, bis alle Untersuchungen beendet waren. Dann wurde sie wieder nach oben in ein Krankenzimmer gefahren. Kiera marschierte im Flur auf und ab. Isabel saß auf der Bettkante und sah fern. Die Nachrichten berichteten fast ausschließlich von der Explosion.
Hastig sprang Isabel auf, als sie Kate sah, und nahm ihre im Bett liegende Schwester in die Arme.
»Es ist alles in Ordnung, oder? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, aber du bist doch okay, oder?«
»Ja, mir geht es gut.«
Kiera stellte das Kopfende des Bettes höher, damit Kate sitzen konnte.
»Du siehst mich nicht dreifach, sag?«, fragte Isabel. Sie schüttelte fürsorglich das Kissen auf, bereitete Kate damit aber nur Schmerzen.
»Wenn sie dich dreifach sehen würde, würde sie laut schreien. Eine Isabel reicht.« Kiera lachte.
»Das finde ich nicht komisch«, sagte Isabel, musste aber ebenfalls lächeln.
Kiera ergriff Kates Krankenblatt vom Fußende des Bettes und begann darin zu lesen.
»Darfst du das überhaupt?«, fragte Isabel.
Kiera zuckte mit den Schultern. »Wenn sie nicht wollen, dass man es liest, dann sollten sie es nicht herumliegen lassen. Sie behalten dich über Nacht zur Beobachtung.«
»Ich weiß«, sagte Kate. »Ich will aber nach Hause.«
»Bleib besser hier«, erwiderte Kiera. »Tante Nora war noch unterwegs, aber wir haben ihr eine Nachricht hinterlassen. Sie kommt bestimmt mit einem Notbett angereist, um dich die ganze Nacht über im Auge zu behalten.«
»Hat sie einen Schädelbruch?«, fragte Isabel, die über Kieras Schulter auf das Krankenblatt blickte.
»Das glaube ich nicht. Ihr Schädel ist so hart wie Granit.«
Isabel ergriff Kates Hand. »Du hast mir … nein, uns … Angst eingejagt. Was sollen wir denn ohne dich tun? Als du noch in Boston warst, war es so einsam zu Hause. Kiera hat ständig nur die Nase in ihre Fachbücher gesteckt.«
»Sie wird wieder gesund, Isabel. Mach nicht so einen Aufstand.«
Isabel trat ans Fenster und setzte sich auf die Fensterbank. »Okay. Wer war denn eigentlich der Mann, der im Krankenwagen mitgefahren ist? Der war echt süß.«
»Männer finden es nicht so toll, wenn man sie als süß bezeichnet«, ertönte eine männliche Stimme von der Tür her.
Keine von ihnen hatte bemerkt, dass Nate ins Zimmer getreten war. Er zuckte zusammen, als sich ihm alle drei Köpfe zuwandten. Mann, nicht eine Einzige von ihnen sah unscheinbar aus. Isabel lief sofort rot an.
»Kommen Sie doch herein«, sagte Kate. Sie stellte ihn ihren Schwestern vor.
»Ich habe vergessen, Ihnen meine Karte zu geben«, sagte er. »Wenn Sie etwas brauchen oder sich an etwas erinnern, ganz gleich, wie unwichtig es Ihnen erscheint, rufen Sie mich an.«
»Ja, das mache ich.«
Unschlüssig blieb er stehen. »Wie geht es Ihrem Kopf?«
»Besser.«
Er nickte. »Okay.«
Zögernd wandte er sich zum Gehen, aber Isabel rief: »Darf ich Sie etwas fragen, Detective?« Lächelnd trat sie einen Schritt auf ihn zu.
Kate und Kiera sahen sich an. Isabels Charmeoffensive versagte nie.
»Klar«, erwiderte er. »Was wollen Sie denn wissen?«
»Nimmt die Polizei diese Malerin, Cinnamon, in Schutzhaft?«
Er lehnte sich an den Türrahmen. »Warum fragen Sie?«
Isabel wies mit dem Kinn auf den Fernseher. »Sie hat in den Nachrichten gesagt, sie verlange Polizeischutz. Ich finde das ziemlich ironisch, wenn man bedenkt, wie sie bisher die Polizei immer verteufelt hat. Einer von den
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