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Sanft sollst du brennen

Sanft sollst du brennen

Titel: Sanft sollst du brennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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doch nicht stimmen.« Erneut las sie den Brief. Sie konnte einfach nicht akzeptieren, was dort stand.
    Und doch wusste sie, dass es stimmte, denn die Unterschrift ihrer Mutter war nicht zu verkennen.
    »Oh Gott«, flüsterte sie. »Mutter, was hast du getan? Was hast du getan?«
    Es gab keine Pension, keine Ersparnisse, kein Geld von der Versicherung, nichts. Ihre Mutter hatte einen Kredit mit dreijähriger Laufzeit und einer Schlussrate von fast dreihunderttausend Dollar aufgenommen, die in vier Wochen fällig wurde.
    Sie hatte ihren gesamten Besitz als Sicherheit eingesetzt, und wenn die Zahlung nicht erfolgte, würde das gesamte Vermögen an die Bank gehen.
    Dazu gehörte auch Kates Unternehmen mitsamt seinem Namen.

6
    Kate war fassungslos. Mit dem Brief des Bankers und den Kopien des Kreditantrags, den ihre Mutter unterschrieben hatte, in der Hand marschierte sie aufgebracht in der Küche auf und ab.
    Wenn die Papiere in Ordnung waren – und natürlich waren sie das; es gab keinen Grund, etwas anderes anzunehmen –, dann hatte ihre Mutter alles weggegeben. Alles.
    Mein Gott, Mutter, was hast du dir nur dabei gedacht?
    Anscheinend hatte sie überhaupt nichts gedacht. War ihr überhaupt klar gewesen, was sie getan hatte? Waren ihr die Konsequenzen bewusst?
    Kate verstand auf einmal, warum ihre Mutter nie über finanzielle Dinge hatte sprechen wollen. Sie hatte nicht gewollt, dass eine von ihnen die Wahrheit erfuhr.
    Kates Stimmung wechselte zwischen Wut und Traurigkeit, aber sie musste klaren Kopf bewahren und sich überlegen, was sie tun konnte.
    Sie trat ans Küchenfenster und hielt nach Kieras Auto Ausschau. Wenn ihre Schwester nach Hause kam, würde sie ihr sofort die Neuigkeiten berichten. Vielleicht kamen sie ja zu zweit auf eine rettende Idee.
    Einige Minuten später jedoch hatte Kate ihre Meinung geändert. Es wäre zwar bestimmt ganz nett, die Sorgen bei ihrer großen Schwester abzuladen, aber es würde nichts ändern. Was geschehen war, war geschehen. Außerdem hatte Kiera nur noch ein paar Tage Zeit, um sich vor dem letzten Studienjahr auszuruhen, und in den nächsten achtzehn Monaten würde sie keinen Urlaub mehr bekommen. Wenn sie die Neuigkeiten erfuhr, würde sie nur nicht schlafen können. Morgen früh war immer noch Zeit, darüber zu sprechen, wenn … wenn Kate es ihr überhaupt erzählte.
    Und Isabel? Wenn sie es Kiera erzählte, sollte sie es dann auch Isabel erzählen? Was war mit dem College? Woher sollte sie das Schulgeld nehmen?
    Es musste eine Lösung geben. Kate setzte sich an den Tisch, ergriff ihren Stift und ging noch einmal die Zahlen durch.
    Sie zuckte zusammen, als es an der Tür läutete. Als sie aufblickte, sah sie durch das schmale Fenster neben der Haustür einen gut aussehenden jungen Mann, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat.
    Sie öffnete die Tür und sagte: »Ja?«
    Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich instinktiv zurück, als sie seine Bierfahne roch. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Ist Isabel da?«
    »Nein«, antwortete Kate.
    »Wo ist sie denn?«, wollte er wissen.
    »Wer sind Sie?«
    »Reece. Mein Name ist Reece Crowell. Wo ist sie?«
    Der Mann war etwa Mitte zwanzig. Er trug eine Khakihose und ein Oberhemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt waren. Seine dunklen Haare hatte er aus seinem kantigen Gesicht zurückgekämmt, und er sah eigentlich recht gut aus.
    Kate war überrascht, dass Isabel mit jemandem ausgegangen war, der so viel älter war als sie. Darüber würden sie später sprechen müssen.
    Reece trat einen Schritt näher. Kate hatte die Tür nicht weit geöffnet, und um hereinzukommen, würde er sie umstoßen müssen. Aber er machte ein so entschlossenes Gesicht, dass sie das sogar für möglich hielt.
    »Ich weiß, dass sie hier ist«, murmelte er. »Ich will sie sehen.«
    »Sie ist nicht zu Hause«, sagte Kate mit fester Stimme. »Und Isabel hat gesagt, sie will Sie nicht mehr sehen.«
    »Wir wollen heiraten.«
    Der Junge hatte anscheinend den Verstand verloren. »Nein, ganz sicher nicht. Isabel geht aufs College, und Sie werden sie in Ruhe lassen.«
    Er ballte die Fäuste. »Sie sind schuld! Isabel würde mir das nicht antun. Sie hat gesagt, Sie wollten, dass sie aufs College geht. Sie tut das nur Ihnen und Ihrer gemeinen Schwester zuliebe.«
    Sie würde sich auf keinen Fall mit ihm herumstreiten. »Isabel lebt ihr eigenes Leben, und das sollten Sie auch tun.«
    Er versuchte, sie beiseitezuschieben, und rief Isabels

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