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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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ihr beiden euch noch immer böse wegen heute Mittag?“
    „Nein“, antwortete er und sah sie kalt an. „Wir streiten uns jetzt über etwas anderes, und das haben wir dir zu verdanken.“
    „Mir?“ Sie hätte beinah gelacht. „Was habe ich denn angestellt?“
    „Vieles! Nicht zuletzt mischst du dich ständig in unsere Familienangelegenheiten ein. Mit welchem Recht ermutigst du Natalie, bei diesem Projekt in Indien mitzumachen?“
    „Ach, darum geht es! Der Plan sagt dir also nicht zu, stimmt’s?“
    „Stimmt genau.“ Finster runzelte er die Stirn.
    Das nahm sie, Lily, nicht allzu ernst. „Meinungsverschiedenheiten machen Menschen noch nicht zu Erzfeinden.“
    „Es geht nicht nur um eine Meinungsverschiedenheit, sondern um den Einfluss, den du auf Natalie ausübst. Sie bewundert dich maßlos und hält alles, was du sagst, für der Weisheit letzten Schluss.“
    „Jetzt übertreibst du.“ Der romantische Abend zu zweit, auf den sie gehofft hatte, schien in unerreichbare Ferne zu rücken. „Du bist ihr Idol, Sebastian, und dein Einfluss übertrifft alles, was ich ihr sagen könnte.“
    „Nein, in letzter Zeit hört sie nur noch auf dich, und daraus ergibt sich meiner Meinung nach für dich die Verpflichtung, verantwortungsbewusst Ratschläge zu geben.“ Gereizt funkelte Sebastian sie an. „Du hattest absolut kein Recht, meine Schwester zu ermutigen, sich in Gefahr zu begeben.“
    „Unsinn!“, erwiderte Lily scharf, plötzlich von der altbekannten Feindseligkeit erfüllt. „Natalie fährt mit einem Team von Experten nach Bombay, um sich dort um Straßenkinder zu kümmern. Sie hat nicht vor, den Mount Everest im Alleingang zu bezwingen. Sieh es doch bitte im richtigen Verhältnis, Sebastian.“
    „Falls ich deinen Rat brauche, bitte ich dich darum.“
    „Okay, ich werd’s mir merken. Natalie hat mich tatsächlich um Rat gebeten, und ich habe ihr einen gegeben.“
    „Und wo hattest du dabei deinen Verstand gelassen, Lily? Um Himmels willen, du hast doch oft genug mitbekommen, dass sie sich wie ein Kind aufführt.“
    „Das stimmt, aber im Gegensatz zu dir glaube ich, dass das Projekt ihr helfen wird, reifer zu werden.“
    Lily ging zur Tür, denn sie wollte nur noch eins: weg von hier. Sie hatte geglaubt, Sebastian würde sie endlich als Familienmitglied akzeptieren, doch er betrachtete sie offensichtlich noch immer als Außenseiterin.
    „Das ist meine Meinung, und zu der stehe ich“, fügte sie hinzu. „Ich habe auch deinen Eltern gegenüber keinen Hehl daraus gemacht, also tu bitte nicht so, als hätte ich euch hintergangen, Sebastian.“
    „Ausnahmsweise hast du das mal nicht getan.“
    Wütend wandte Lily sich ihm wieder zu. „Was soll das denn heißen?“
    „Ach, hör doch auf, die Unschuldige zu spielen, Lily. Du sitzt ganz schön in der Tinte wegen des Schlamassels, den du in Vancouver angerichtet hast, also kümmere dich lieber um deine Angelegenheiten, statt dich in die von anderen einzumischen.“
    Ihr wurde plötzlich eiskalt. „Was weißt du über meine Probleme in Vancouver?“
    „Mehr, als mir lieb ist“, konterte Sebastian scharf. „Schon seit einigen Tagen weiß ich, dass du des Betrugs und der Verabredung zu kriminellen Handlungen verdächtigt wirst. Heute habe ich außerdem erfahren, dass dein ehemaliger Geschäftspartner, dem du den Verlust deines Ladens verdankst, Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat. Du hast ja nette Bekannte! Genau die Art Leute, die meine Mutter und Hugo gern zu sich einladen würden. Wann wolltest du es den beiden eigentlich sagen? Sie liegen dir doch angeblich so sehr am Herzen!“
    Der Schock verschlug ihr vorübergehend die Sprache. Lily wankte zum Sofa und hielt sich daran fest. Schließlich sagte sie: „Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, sage ich es Hugo und Cynthia niemals. Ich bin wirklich nicht stolz darauf, so leichtgläubig und dumm gewesen zu sein.“
    „Du hast dich allerdings auch nicht so sehr geschämt, dass du dich von uns ferngehalten hättest!“
    „Ich schäme mich tatsächlich nicht. Zwar weiß ich nicht, aus welchen Quellen deine Informationen stammen, aber wenn du …“
    „Ich bin Anwalt, vergiss das nicht“, unterbrach Sebastian sie. „Deshalb weiß ich, wie man Leuten auf die Schliche kommt. Es hat mich nur einen Anruf bei der richtigen Stelle gekostet, um die Dinge ins Rollen zu bringen.“
    „Das heißt, du hast einen Privatdetektiv angeheuert, der mir nachspioniert hat?“, flüsterte Lily. Und ich

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