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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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doch wahr! Du hast auch gesagt, du seist überrascht, weil sie nur einige Stunden geblieben ist.“
    Sebastian lächelte. „Vielleicht hatte sie wieder Nachtdienst.“
    „Das würde erklären, warum sie so schnell wieder wegwollte, aber nicht, warum du sie begleitet hast – außer sie brauchte deine Hilfe, um in ihre Schwesterntracht zu kommen.“
    „Pass auf, was du sagst!“, warnte er sie, aber es klang nicht scharf. Er blickte Lily freundlich an und fügte hinzu: „Ich musste einige Telefonate erledigen.“
    „An einem Samstag?“, hakte Natalie ungläubig nach.
    „Sie waren dringend.“ Er goss sich Eistee ein. „Als angehende Sozialarbeiterin müsstest du doch am besten wissen, dass Probleme nicht immer passenderweise zu den Geschäftsstunden auftreten.“
    Natalie stützte die Ellbogen auf den Tisch und drohte ihrem Bruder scherzhaft mit dem Finger. „Sebastian, du verbirgst etwas vor uns.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Weil du wie ein Anwalt redest, und das machst du zu Hause nur, wenn du was im Hinterhalt hast. Na los, wir sind doch unter uns. Sag uns alles! Hast du Penny den Laufpass gegeben?“
    Wieder blickte Sebastian kurz zu Lily, bevor er antwortete: „Wir sind zu einer Einigung gekommen.“
    „Und welcher?“
    „Dass wir gute Freunde bleiben, ansonsten aber unserer eigenen Wege gehen.“
    Das rief natürlich lebhafte Kommentare hervor. Sebastian sah ihr, Lily, so vielsagend in die Augen, als wollte er ihr eine Botschaft übermitteln, die nur für sie bestimmt war: dass sie der Grund für die Trennung sei. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Nein, sein Lächeln bestätigte es ihr unmissverständlich.
    „Und warum bist du gestern zurückgekommen, statt in Stentonbridge zu bleiben?“ Natalie ließ nicht locker.
    Er lachte. „Ich glaube, du strebst den falschen Beruf an, Schwesterchen. Studier doch Jura. Du würdest eine ausgezeichnete Anwältin abgeben.“
    Sie schnitt ein Gesicht. „Versuch nicht, das Thema zu wechseln.“
    „Na gut. Ich hatte im Radio gehört, dass ein Unwetter aufzieht, und bin zurückgekommen, um euch im Fall von Schwierigkeiten beistehen zu können.“
    „Ein Glück! Wir waren so sehr wegen des undichten Dachs besorgt, dass wir gar nicht darauf geachtet hatten, wie lange Lily weg war.“ Cynthia schauderte. „Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn du sie nicht gerettet hättest.“
    „Ich auch nicht“, bekräftigte er und legte seine Hand auf Lilys.
    Wärme durchflutete Lily, weil er ihr so offen seine Zuneigung zeigte, und zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich von ihrem Kummer nicht mehr völlig niedergedrückt. Sie sah zu den Menschen, die sie so herzlich und ohne Vorbehalte in die Familie aufgenommen hatten, und war ihnen unendlich dankbar.
    „Habe niemals Angst, deinem Herzen zu folgen, denn es führt dich als Einziges nicht in die Irre“, hatte ihre Mutter oftmals gesagt.
    Nun erkannte sie, Lily, dass es stimmte. Der Wunsch, ihren Vater kennenzulernen, hatte sie hierher gebracht, zu Hugo, Cynthia, Natalie – und Sebastian, in den sie sich verliebt hatte. Die Erkenntnis überwältigte sie beinah. Er war schwierig, manchmal sogar unausstehlich, aber er war der Einzige, den sie liebte und immer lieben würde.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sah er sie zärtlich an. Falls Hugo und Cynthia es bemerkten, ließen sie sich nichts anmerken, Natalie hingegen war nicht so diskret.
    „Oh! Hier liegt eine Romanze in der Luft. Das spüre ich ganz deutlich“, rief sie übermütig.
    Bestimmt meinte sie es nicht böse, aber ihre Bemerkung zerstörte den Zauber des Augenblicks. Verlegen zog Lily die Hand zurück und stand rasch auf.
    „Also wirklich, Natalie, du bist zwar neunzehn Jahre alt, aber du benimmst dich wie eine Fünfjährige“, rief Sebastian aufgebracht und funkelte seine Schwester gereizt an. „Wann wirst du endlich erwachsen?“
    Kleinlaut erwiderte sie: „Tut mir leid. Ich wollte euch doch nur necken, ich hätte nicht gedacht …“
    „Du denkst nie, das ist das Problem. Dein Mund kommt lang vor deinem Gehirn in die Gänge!“
    „Vielleicht sollten wir jetzt in die Stadt zurückfahren“, mischte Hugo sich ein. Offensichtlich hoffte er, die Spannung zu entschärfen, bevor der Wortwechsel der Geschwister zu einem Streit ausartete. „Die vergangene Nacht war lang und aufregend, und ich spüre die Nachwirkungen.“
    „Ja, nach Hause zu fahren ist eine gute Idee.“ Cynthia tupfte sich die Lippen mit der Serviette

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