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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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Duft gebratenen Specks das Apartment.
    Neugier überkam sie, und obwohl sie so müde war, dass sie sich am liebsten nicht gerührt hätte, stand sie auf und ging nachsehen, was Sebastian machte.
    Er stand, die Ärmel aufgerollt und ein Handtuch in den Hosenbund gesteckt, in der Küche und schnitt Tomaten in Scheiben. Ohne aufzusehen, sagte er: „Ich habe dir doch befohlen, still auf dem Sofa sitzen zu bleiben.“
    „Ich wollte mir mal deine Küche ansehen.“ Lily lehnte sich gegen den Türrahmen. Ihr wurde von dem Sherry angenehm warm, und sie entspannte sich. „Übrigens hast du meine Frage nicht beantwortet.“
    „Welche?“
    „Wegen der Nierentransplantation. Du hast dich doch schon damit beschäftigt, also sag mir, was einen Spender erwartet.“
    Nachdem er mit den Tomaten fertig war, steckte er zwei Scheiben Brot in den Toaster, dann öffnete er den Kühlschrank. „Pommes frites kann ich dir leider nicht anbieten, aber ich mache sehr anständige Specksandwiches. Möchtest du deins mit Mayonnaise?“
    „Von mir aus kannst du Erdbeerkonfitüre drauf tun. Hör auf, mir ständig auszuweichen. Ich lasse mich nicht so einfach abspeisen.“
    „Und ich denke nicht daran, mir den Kopf über etwas zu zerbrechen, was nicht passieren wird. Natalie wird auch von allein wieder gesund.“
    „Und wenn sie doch eine Spenderniere benötigt? Sagst du mir dann auch, ich solle den Mund halten und verschwinden?“
    „Du kannst einfach nicht lockerlassen, stimmt’s?“, erwiderte Sebastian heftig und stellte ein Glas Mayonnaise auf den Tisch, bevor er die Kühlschranktür zuwarf. „Du bohrst und bohrst, bis das Thema und deine Gesprächspartner völlig erschöpft sind. Wie kann ich dich zufriedenstellen?“
    „Indem du mich als Familienmitglied behandelst und nicht wie eine Aussätzige. Und indem du mir vernünftige Antworten auf vernünftige Fragen gibst.“
    „Na gut.“ Plötzlich ließ er die Schultern hängen. „Du musst dein Blut testen und dich röntgen lassen, damit man feststellen kann, ob du gesund bist und ob deine Niere nicht von Natalies Körper abgestoßen wird. Wenn du diese erste Hürde genommen hast, wirst du weiteren Labortests unterzogen, und wenn die okay sind, musst du mit einem Psychologen sprechen, der feststellt, ob du wirklich zu spenden bereit bist.“
    „Und dann?“
    Er sah auf, und seine blauen Augen blitzten. „Wenn alle Bedenken ausgeräumt sind, schneiden sie dich auf und entfernen eine Niere.“
    Sebastian wählte diese krasse Formulierung absichtlich, weil er hoffte, dass die ungeschönten Worte Lily dazu bringen würden, es sich noch einmal zu überlegen. Er hätte es besser wissen müssen. Sie hatte im vergangenen Jahr einige Stürme überstanden, einer mehr würde sie nicht besiegen.
    „Das wäre es wert, wenn es Natalie das Leben rettet“, meinte sie ruhig.
    „Was ist mit deinem Leben?“, rief er zornig. „Was ist mit den Risiken, den Einschränkungen, die du in Zukunft auf dich nehmen müsstest?“
    „Das Leben ist voller Risiken, Sebastian, vom ersten Moment an. Meistens können wir sie vermeiden, aber wenn jemand, den wir lieben, in Schwierigkeiten ist, stellen wir doch keine Kosten-Nutzen-Rechnung an. Nein, wir tun alles, um zu helfen. Wenn es nötig ist, ein Risiko einzugehen …“, sie zuckte die Schultern, „… dann tun wir das eben. Falls Natalie eine Niere braucht und ich ihr eine geben kann, dann werde ich es tun.“
    Er hatte immer gedacht, er würde hinnehmen, was das Leben ihm bescherte, jetzt wurde es ihm jedoch zu viel. Er hatte eine Woche lang nicht richtig geschlafen, er hatte seine Eltern vor seinen Augen alt werden sehen, hatte gesehen, wie Natalie immer schwerer erkrankte. Nie hatte er daran gezweifelt, dass er Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ihr zu helfen, aber er hatte nicht erwartet, dabei sozusagen zwischen Hammer und Amboss zu geraten.
    Von seinen Gefühlen überwältigt, stützte er sich auf den Tisch und blickte auf seine Hände. Er wollte sich zwingen, klar zu sehen, und es wäre ihm bestimmt gelungen, wenn sich Lily nicht hinter ihn gestellt und die Arme um ihn gelegt hätte.
    „Letztlich zählt nur, ob wir im Leben die richtigen Entscheidungen treffen, Sebastian. Das allein macht den Wert eines Menschen aus.“
    Das berührte ihn zutiefst. Er hatte Lily abzuwerten versucht und sie verachtet, bevor er sie überhaupt gekannt hatte. Nun war er gezwungen zuzugeben, dass sie von Grund auf anständig und großzügig war, ebenso

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