Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Weihnachtskarte. Doch hinter der anheimelnden Fassade lauerte etwas Tückisches, etwas Böses.
»In dem Zimmer habe ich mehrere verschiedene Abdrücke gefunden … und einige waren größer als ihre.«
Carter nickte. Bei dem Gedanken an einen Mann in Jennas Schlafzimmer biss er unwillkürlich die Zähne zusammen.
Montinello hob das Köfferchen, das er bei sich trug. »Ich habe von allen Hausbewohnern Fingerabdrücke genommen, um sie mit den gefundenen abgleichen zu können. Wenn nötig, nehme ich mir auch noch alle anderen vor, die im Haus waren – ihren Personal Trainer, den Kerl, der sich um die Ranch kümmert, und dessen Frau. Aber erst einmal fange ich mit diesen hier an. Ich habe ihr geraten, inzwischen schon mal die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken, und während ich hier beschäftigt war, haben zwei Typen, Wes Allen und sein Neffe, die Alarmanlage und die elektronische Torverriegelung repariert. Beides funktioniert jetzt. Ich habe mich selbst noch einmal vergewissert. Allerdings sagt Ms Hughes, die Alarmanlage müsste entweder gründlich überholt oder durch eine komplett neue ersetzt werden. Sie hat bereits herumtelefoniert, also bemüht sie sich wohl darum.«
»Gut.« Carter hätte bezüglich Jennas Sicherheit beruhigt sein können, war es aber nicht. Dieses Haus – schön wie ein Bild auf einer Ansichtskarte, doch so abgelegen – hatte etwas an sich, was ihm keine Ruhe ließ. Sein Blick glitt über die umgebenden Wälder, die einsamen, schneebedeckten Felder und viel zu viele Wirtschaftsgebäude. Stall, Scheune, Garage, Windmühle, Pumpenhaus, Schuppen … Das alles war viel zu unübersichtlich. Jede Menge Verstecke für einen Kriminellen.
Montinello öffnete die Tür seines Chevrolet Blazers und warf das Köfferchen hinein.
»Lass mich wissen, was du herausbekommst.«
»Klar doch.«
Während Montinello davonfuhr, ging Carter durch den überdachten Gang zur Hintertür und klopfte laut. Der Hund fing an zu bellen, und als Jenna die Tür öffnete, versuchte er hinauszuschlüpfen.
»Ruhig, Critter«, befahl sie und öffnete die Tür ein Stück weiter. Der Hund war völlig aus dem Häuschen und drehte sich ausgelassen um sich selbst.
»Und Sie behaupten, er ist kein guter Wachhund«, bemerkte sie und lachte. Ihr Haar war hochgesteckt, und sie duftete schwach nach dem Parfüm, das Carter schon früher an ihr wahrgenommen hatte.
»Wie es scheint, wächst er mit seinen Aufgaben.«
»Ich glaube eher, es liegt an der Drohung, ihn durch einen Pitbull zu ersetzen.« Sie lächelte und hielt den Hund am Halsband zurück. »Kommen Sie rein, sofern Sie sich trauen.« Ihre Augen schienen zu leuchten, als sie ihn ansah, stellte er fest, und gleich darauf schalt er sich einen Idioten. Sie freute sich natürlich, ihn zu sehen, weil sie Angst hatte und er Polizist war. Oder aber sie täuschte ihm nur Freude vor – darin hatte sie ja Routine nach all diesen Jahren beim Film. »Willkommen in meinem Albtraum«, sagte sie mit einladender Geste.
Er zog die Schuhe aus, und sie ließ den Hund los, der unverzüglich begann, an seinen Beinen zu schnuppern und heftig mit dem Schwanz zu wedeln.
»Oh, Critter, jetzt hast du dich verraten«, schimpfte Jenna und führte Carter in die Küche.
Außer den Weihnachtsdekorationen, Kisten, Seidenpapier und Lichterketten überall auf dem Boden bemerkte der Sheriff auch an einigen Stellen schwarzen oder silbernen Staub – letzte Spuren von Montinellos Suche nach Fingerabdrücken. Das jüngere Mädchen wechselte gerade defekte Glühbirnchen in einer Lichterkette aus und hob kaum den Blick.
»Allie, das ist Sheriff Carter, erinnerst du dich?«
»Ja.« Sie sah ihn nicht einmal an.
»Du kannst Shane zu mir sagen«, bot er an. An Jenna gewandt fügte er hinzu: »Das klingt nicht so einschüchternd. Stimmt’s, Allie?«
Das Mädchen zuckte stumm die Schultern und arbeitete weiter.
»Kinder mögen mich«, scherzte er, und Jenna lachte. Ihr Blick begegnete dem seinen – nur ganz flüchtig, doch es reichte, um ihn in ihren Bann zu ziehen.
»Das spüre ich.«
»Wie Sie meinen.« Sie musterte das Durcheinander auf dem Fußboden. »Versetzt einen irgendwie in eine Winter-Wunderwelt, wie?«, spottete sie und fühlte sich schon bedeutend ruhiger als zuvor.
»Und wie.« Er umrundete eine offene Kiste mit Christbaumschmuck und zog ein Blatt Papier aus der Innentasche seiner Jacke. Darauf standen die Namen und Telefonnummern der drei Männer, denen er vertraute. »Ich habe
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