Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
hatte, rieb er sich das Kinn und sah sie böse an. »Soll das heißen, jemand hat einen Drohbrief in deinem Haus hinterlassen, und du hast mich nicht gerufen?«
»Meiner Meinung nach ist es ein Fall für die Polizei«, versetzte sie. Im selben Moment hörte sie Schritte auf der Treppe.
»Oder für mich. Ich wohne schließlich nebenan«, betonte er und zog die Augenbrauen zusammen. »Und ich habe Beziehungen. Das FBI sollte eingeschaltet werden!« Er fuhr sich mit einer Hand durch das kurze stoppelige Haar, sodass die silbrigen Borsten sich aufrichteten. »Was zum Teufel geht hier vor?«
»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, versetzte Carter.
Brennan war aufgewühlt. Mit gerötetem Gesicht ließ er seinen Zorn an Carter aus. »Und Sie glauben, sie ist hier in Sicherheit?«
»Mir fehlt hier nichts, Harrison«, mischte sie sich ein.
»Aber die Alarmanlage – sie ist kaputt. Ich hole Seth. Wenn er sie nicht reparieren kann, suche ich jemand anderen, der es kann.«
»Schon geschehen«, entgegnete sie. »Wes Allen war heute hier.«
Carter, der neben ihr stand, spannte unwillkürlich die Muskeln an. Brennan schnaubte durch die Nase. »Was versteht er denn davon? Er bastelt an Lautsprecheranlagen und dergleichen herum. Das hier ist eine ernste Sache.«
Jenna fuhr ihn an: »Glaub mir, das ist mir klar.«
»Ich überprüfe die Anlage noch mal. Besorge jemanden, der was von Elektrik versteht. Wenn nicht Seth Whitaker, dann Jim Klondike – er ist ein prima Handwerker.« Sie wollte abwehren, doch Harrison ließ sich nicht dreinreden und wandte sich dem Sheriff zu. »Was unternehmen Sie und Ihre Behörde in dieser Sache?«, fragte er und stieß mit dem Zeigefinger nach Carters Brust.
»Alles, was in unserer Macht steht.« Der Sheriff verschränkte die Arme und wich keinen Zentimeter zurück.
»Hmpf.« Harrison zog skeptisch die silbrigen Brauen hoch und drehte sich wieder zu Jenna um. »Du brauchst Schutz. Eine Frau, hier draußen allein mit ihren Kindern. Das gefällt mir nicht.«
»Das hier ist mein Zuhause.«
»Du bist hier nicht sicher.« Er rieb sich den Nacken. »Ich könnte hier bleiben.«
Carters Gleichmut war mit einem Schlag dahin. Jenna sagte rasch: »Das wird nicht nötig sein, Harrison. Ich stelle einen Bodyguard ein.«
»Einen Bodyguard? Wen?«, wollte er wissen.
»Das weiß ich noch nicht, aber ich möchte gleich heute anfangen, Kontakt zu möglichen Kandidaten aufzunehmen. Sheriff Carter hat mir ein paar Namen gegeben …«
»Jake Turnquist«, sagte Brennan hastig und kniff die blauen Augen zusammen. »Mir wäre es lieber, wenn ich bei dir bleiben könnte, aber wenn nicht, dann setz dich mit Jake in Verbindung. Er ist ein Freund von mir und war früher bei den Navy Seals. Nach einem Intermezzo bei der Polizei in Portland hat er als Privatdetektiv gearbeitet. Er wohnt jetzt in Hood River, ist allein stehend – weder Frau noch Kinder, auf die er Rücksicht nehmen müsste. Er könnte sicher bei dir im Haus wohnen.«
Jenna spürte, wie sich ihre Rückenmuskeln verkrampften, während sie sich Mühe gab, ihre Wut zu zügeln. Sie war todmüde und hatte Angst, außerdem hatte sie fast den ganzen Tag lang nichts gegessen, und sie wäre Harrison am liebsten an die Kehle gesprungen. Wieso bildete dieser Mann sich ein, er könne über ihr Leben bestimmen? War sie so ein zartes Pflänzchen? »Hör zu, Harrison, ich werde mir überlegen, was ich für richtig halte«, sagte sie und biss die Zähne zusammen. Unterdrückter Zorn brachte ihr Blut in Wallung. »Aber zuerst rede ich mit den Leuten, die der Sheriff kennt.« Langsam entspannte sie ihre Hände, die sie unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte.
»Turnquist steht auf meiner Liste«, schaltete sich Carter ein und warf Harrison Brennan einen warnenden Blick zu. »Harrison hat Recht. Turnquist ist ein guter Mann. Ich habe ein paar Fälle mit ihm zusammen bearbeitet, bevor er den Dienst quittierte.«
Brennans starre Miene lockerte sich ein wenig. »Dann wäre das ja geklärt.«
»Noch nicht«, widersprach Jenna, die den Mann noch immer am liebsten erwürgt hätte. »Aber ich werde ihn anrufen.«
»Gut.« Carter ließ den Blick noch einmal durchs Haus schweifen. »Wir bleiben in Kontakt. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas brauchen oder irgendetwas Sie beunruhigt.«
»Mach ich«, versprach sie und fühlte sich doch ziemlich verzagt, als sie ihn zur Hintertür begleitete. Dann wartete sie, sah dem Sheriff durch die Scheibe in der Tür
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