Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
»Was?«
»Du weißt genau, was ich meine«, versetzte sie unwirsch. »Du und jeder andere gesunde Mann in diesem Bezirk – nein, im ganzen Land –, ihr seid alle scharf auf Jenna Hughes.«
Er schnaubte verächtlich.
»Sieh an! Du streitest es nicht mal ab.« Sie grinste breit. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben würde.«
Er seufzte. »Ich denke, wir haben zu tun.«
»Du bist verliebt, Carter. Gib’s zu. Oder du bist zumindest scharf auf sie.«
»Deine Fantasie geht mit dir durch.«
»Du Mistkerl«, versetzte sie, lächelte jedoch noch immer. »Ich dachte, du wärst über so was erhaben.«
Keiner von uns ist immun , dachte er und ging zurück zu seinem Schreibtisch. »Die Dame hat ein Problem«, erklärte er und zeigte BJ den zweiten Brief. »Sie hat es ganz eindeutig mit einem Stalker zu tun, und ich dachte, du könntest vielleicht in deine Comupter-/Internet-Trickkiste greifen und mir helfen, diesen Scheißkerl zu finden.«
»Mit Freuden«, stimmte BJ zu. »Ich bin immer noch mit der Liste der Personen beschäftigt, die ihre Filme ausleihen, aber ich kann auch mal das Netz durchsuchen.«
»Gut«, sagte er, bevor ihm in den Sinn kam, dass sie unaufgefordert in seinem Büro erschienen war. »Wolltest du etwas Bestimmtes?«
»Ich nicht. Aber die Presse. Man fordert eine Stellungnahme.«
»Das sollen sie mit der Staatspolizei von Oregon klären.«
»Ja, das hat man ihnen schon empfohlen, aber ein paar lassen sich einfach nicht abwimmeln. Die Hartnäckigste ist mal wieder Roxie Olmstead, die Lokalreporterin vom Banner . Sie verlangt ein Interview mit dir. Hat mich auf der Straße gestellt, weiß, dass ich mit dir zusammenarbeite, bla, bla, bla, und ob sie bitte ein Exklusiv-Interview bekommen könnte?«
Er kannte sie von einem früheren Fall her. Hübsch. Zierlich. Ausdauernd. Lästig. »Du hast ihr doch gesagt, sie möge sich hinten anstellen?«
»Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht den geringsten Einfluss auf dich habe. Sie müsse schon versuchen, auf eigene Faust zu dir vorzudringen.«
»Herzlichen Dank.«
»Ich wollte dich bloß aufmuntern.«
»Danke.« Er griff nach dem Telefon.
»Es ist sicher die Hölle, so begehrt zu sein«, bemerkte BJ und wandte sich zum Gehen.
Da hast du Recht , dachte er, hielt jedoch den Mund. Er rief Montinello an und schickte ihn zu Jenna Hughes’ Ranch. Zwar bezweifelte er, dass sie dort Fingerabdrücke finden würden, aber einen Versuch war es allemal wert. Trotzdem, BJs Bemerkung hatte ziemlich genau ins Schwarze getroffen. Was zum Teufel dachte er sich dabei, von Jenna Hughes zu träumen? Heiliger Strohsack, er war ein entschieden größerer Idiot, als er sich selbst eingestehen mochte.
»Ein Bodyguard? Ist das dein Ernst?« Cassie, die die Kisten mit der Aufschrift Weihnachtsschmuck öffnete, hielt inne und sah ihre Mutter entsetzt an. »Du willst, dass ein Fremder bei uns einzieht? Kommt nicht infrage. Völlig ausgeschlossen.«
»Er soll in der Atelierwohnung hinter der Garage untergebracht werden.« Jenna ließ keinen Widerspruch zu. Seit sie den zweiten Brief gefunden hatte, war sie extrem gereizt. Übernervös. Außer sich vor Angst. Selbst die üblichen Geräusche im Haus ließen sie aufschrecken, und wie unter einem Zwang musste sie immer wieder sämtliche Schlösser überprüfen. Sie hatte im Sportgeschäft Patronen für das Gewehr gekauft, das alte Ding aber noch nicht geladen.
Allie wickelte einen Schneemann aus Kristall aus. »Du könntest Mr Settler einstellen.«
»Verschone mich«, flüsterte Cassie.
»Nein, echt. Er arbeitet manchmal als Detektiv.«
»Tatsächlich?«, fragte Jenna.
»Mhm.« Allie stellte den Schneemann auf den Tisch, wo er das rötliche Glühen des Kaminfeuers am anderen Ende des Zimmers reflektierte.
»Hat er dir das erzählt?«, wollte Cassie wissen.
»Nein, Dani.«
»Dani erzählt jedem, der blöd genug ist, ihr zuzuhören, allen möglichen Quatsch.«
»Aber es stimmt. Ich habe seine Pistole gesehen.«
»Wie bitte?« Jenna schlitzte gerade das Klebeband einer weiteren Kiste auf und hob nun ruckartig den Kopf. »Wie kommst du dazu, in Mr Settlers Sachen zu stöbern?«
»Hab ich ja gar nicht. Er hatte sie bei sich. In einem Schulterhalfter. Ich hab sie unter seiner Jacke gesehen.«
»Merkwürdig.« Cassie zerknüllte eine Lage Zeitungspapier und entnahm ihrer Kiste eine Lichterkette. »Hast du gewusst, dass er Privatdetektiv ist?«, fragte sie ihre Mutter.
»Nein. Er hat nichts dergleichen
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