Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
erwähnt.«
»Noch merkwürdiger.«
»Ich glaube nicht, dass wir Mr Settler einstellen sollten.«
»Gott sei Dank«, kommentierte Cassie leise.
»Aber das wäre klasse.«
»Du willst doch nur, dass Dani bei uns wohnt«, warf Cassie ihr vor, und Allies Miene verdüsterte sich.
»Er könnte das. Er war bei der Army. In einer Spezialtruppe oder so.«
»Noch so ein Märchen. Gott, Allie, werde endlich erwachsen, ja?«
»Aber es stimmt!«
»Ja, natürlich.« Cassie steckte die Lichterkette ein, und die Lämpchen leuchteten auf und spiegelten sich als kleine bunte Flecken auf dem Fußboden.
»Das reicht. Wir wissen überhaupt nichts über Mr Settler.«
»Außer dass er scharf auf dich ist.«
»Cassie!« Jenna rutschte mit dem Tapetenmesser ab und ritzte sich den Daumen der anderen Hand. »Verdammt!«
»Ist doch wahr.«
Allie wandte sich ihrer Schwester zu. »Er war bei der Army, klar? Dani hat mir nämlich ein paar Sachen gezeigt, Orden und Fotos und Auszeichnungen. Mr Settler war … so was wie ein Sergeant – in irgendeiner Elitetruppe.«
Jennas Schultern verkrampften sich. Sie steckte den blutenden Daumen in den Mund, holte aus dem Schrank neben der Spüle ein Päckchen Heftpflaster und riss die Verpackung von einem der kleineren Streifen auf. Warum hatte Travis nie von seiner Vergangenheit gesprochen? Sie klebte das Pflaster über die Wunde. Das Blut färbte das Material rot, doch es drang nicht hindurch. Jenna machte sich wieder an die Arbeit. »Also«, sagte sie und sah ihre Jüngste streng an. »Wusste Mr Settler, dass ihr in seinen Sachen gestöbert habt?«
Allie zuckte mit den Schultern.
»Allie?«, ermahnte Jenna sie sanft und schlitzte eine Schachtel mit elektrischen Baumkerzen auf.
»Weiß nicht. Dani hat gesagt, es macht nichts.«
»Himmel. Was ist nur mit diesem Mädchen los?«, fragte Cassie, die gerade die letzte Lichterkette entwirrte. »Sie nimmt doch auch Unterricht in Taekwondo und schießt auf dem Schießstand und reitet ohne Sattel, nicht wahr?«
»Na und?«, versetzte Allie zunehmend gereizt.
»Hält sie sich für einen Jungen, oder was?«
»Hey! Vielleicht sollten wir alle uns an Dani ein Beispiel nehmen«, sagte Jenna, während sie den Lichterstrang ordnete. Sie dachte an das bevorstehende Fest und fragte sich, wie um alles in der Welt sie es schaffen sollte, jemals in Weihnachtsstimmung zu kommen. Nicht genug damit, dass sie Jills Tod immer noch nicht verarbeitet hatte – jetzt kam auch noch dieser … dieser Stalker hinzu, der sie beobachtete und in ihr Haus eindrang.
Fröhliche Weihnachten , dachte sie zynisch.
26. Kapitel
D ie Befragung der Nachbarn brachte keine neuen Erkenntnisse. Eine der angrenzenden Ranches war unbewirtschaftet und nicht bewohnt, eine andere gehörte einem älteren Paar, dem nichts Außergewöhnliches aufgefallen war. Harrison Brennan äußerte wortreich seine Sorge und Wut darüber, dass jemand Jenna Hughes »belästigte«, doch abgesehen davon hatte niemand etwas gesehen oder gehört, was er für erwähnenswert hielt.
Als Carter schließlich den Chevrolet Blazer auf Jenna Hughes’ Zufahrt abstellte, war es bereits früher Nachmittag, und Montinello wollte gerade aufbrechen. Er hatte die Suche nach Fingerabdrücken beendet und bemerkte, als er Carter begegnete, es sei nichts anderes als die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. »Es gibt so viele Abdrücke in dem Haus. Sie hat zwei Kinder, Freunde, eine Hauswirtschafterin, einen Vormann, einen Personal Trainer, die Kinder haben natürlich auch Freunde, und außerdem waren Handwerker im Haus.« Montinello stand neben einem der behördeneigenen Geländewagen, den er vor Jenna Hughes’ Garage geparkt hatte. »Wenn der Typ, der den Brief hinterlegt hat, sich nicht unglaublich blöde angestellt hat, bezweifle ich, dass wir fündig werden«, erklärte er und schüttelte den Kopf. Ein paar Schneeflocken wirbelten vom Himmel, und das Licht war trotz der frühen Stunde schwach. Die Düsternis des Winters nistete in den Bäumen und Gebäuden der Umgebung.
»Man kann nie wissen. Wie viele Abdrücke hast du in ihrem Schlafzimmer gefunden?«, fragte Carter und ließ den Blick über den Koloss von Haus schweifen. Rauch kräuselte sich aus einem hohen steinernen Schornstein, Dampf stieg von einer seitlichen Terrasse auf, wo, wie Carter vermutete, der Whirlpool in Betrieb genommen worden war. Inmitten der Bäume, mit den Eiszapfen an der Regenrinne, erinnerte das Haus an das Motiv einer
Weitere Kostenlose Bücher