Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
deinen Rucksack nicht gefunden habe, aber er war einfach nicht da.« Allie reagierte nicht. »Hör mal. Zuerst die schlechte Nachricht: Das Wetter wird noch schlimmer.«
»Ich hasse diese Witze über gute und schlechte Nachrichten«, murrte Allie.
Jenna fuhr fort: »Die gute Nachricht ist, dass die Schule wahrscheinlich ausfällt und du deine Hausaufgaben sowieso noch nicht abgeben musst. Vielleicht hast du Glück.« Sie zwinkerte ihrer Tochter zu. »Wie findest du das?«
Allie lächelte mühsam und hob die Hände mit gekreuzten Fingern. »Das wäre wirklich klasse.«
»Dachte ich’s mir. Gute Nacht, Schätzchen.«
»Nacht, Mom.«
Jenna blieb vor der Tür zum Bad noch einmal stehen, lauschte kurz auf das Wasserrauschen und das Radio, entschied sich dann jedoch, Cassie nicht zu stören, und stieg die halbe Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinunter. Zu dem Zimmer, in das er eingedrungen war. Ein unbehaglicher Schauder überlief sie, wie immer, wenn sie sich vorstellte, wie der Mistkerl durch ihr Haus ging, ihre Sachen berührte, ihre Schublade öffnete. Ihr Blick wanderte zu dem Nachttisch, und sie fragte sich … Nein, unmöglich … Doch ihr Herz pochte heftig vor Angst bei der Vorstellung, dass der Stalker eine weitere Botschaft in ihrem Zimmer hinterlegt haben könnte.
Das ist verrückt. Rede dir nichts ein.
Sie schob ihre Angst beiseite, trank mit einem Schluck ihr Glas leer, ging zum Nachttisch und öffnete langsam die Schublade. Mit angehaltenem Atem blickte sie hinein.
Leer.
Gott sei Dank! Sie atmete auf. In diesem Moment flackerte das Licht. Einmal. Zweimal. Dreimal.
»Verdammt.«
Aus dem Obergeschoss hörte sie Cassie aufschreien, und die Musik und das Wasserrauschen setzten gleichzeitig aus.
Die raschen Schritte kleiner Füße wurden auf der Treppe hörbar. Hundepfoten scharrten über den Holzboden. »Mom?«, rief Allie mit zitternder Stimme und öffnete die Tür. »Mein Fernseher flackert.«
»Ich weiß. Komm rein.«
Die Einladung war überflüssig. Allie war längst ins Zimmer geschlüpft. Critter wollte sich nicht ausschließen lassen, folgte ihr und warf sich aufs Bett.
Jetzt platschten nasse Füße über den Boden. »Was zum Kuckuck ist nun schon wieder los?« Cassie, die hastig in ein Nachthemd geschlüpft war und ein Handtuch wie einen Turban um ihr Haar gewickelt hatte, tauchte auf dem Treppenabsatz vor Jennas offener Zimmertür auf. Ihre Wimperntusche war verschmiert, und Schaumflocken klebten an ihrer Stirn und an ihren Wangen.
»Ich fürchte, wir müssen mit einem Stromausfall rechnen.«
»Oh, toll. Du machst hoffentlich Witze!« Cassie war wütend und verschränkte die Arme vor der Brust, während ihr Turban sich zu lockern begann. »Hier zu wohnen ist ein Albtraum, Mom. Schlimmer als ein Albtraum.«
»Das sagtest du schon.« Flackernd ging das Licht wieder an. Cassie fluchte leise. Jennas überreizte Nerven beruhigten sich, und sie lächelte gezwungen. »Regt euch nicht auf.« Ausnahmsweise wies sie Cassie nicht wegen ihrer Kraftausdrücke zurecht. Sie hatten jetzt wichtigere Probleme. »Okay. Das Feuer brennt im Kamin, und wir alle haben warme Pyjamas, Daunendecken, Taschenlampen und Kerzen. Jake ist draußen, und alles ist in Ordnung.«
»In Ordnung nennst du das?«, protestierte Cassie und rückte ihren Turban zurecht.
»Betrachte es als Abenteuer.«
»Ja, bestimmt«, höhnte Cassie und ging aus dem Zimmer. »Ach, Mom, mach dich nicht lächerlich. Abenteuer! «
»Beherrsch dich, Cassie«, rief Jenna ihrer Tochter warnend nach. »Ich bin nicht in der Stimmung für solche Frechheiten.«
Cassie schlug ihre Zimmertür zu.
Herr, gib mir Kraft , betete Jenna.
»Sie nervt!«, bemerkte Allie.
Amen . »Ja, manchmal.«
» Meistens .« Allie ließ sich auf das Bett ihrer Mutter fallen, und der Hund rollte sich neben ihr zusammen. »Ich bleibe jetzt erst mal hier.«
»Gute Idee.« Jenna beschloss, Cassie nicht hinterherzulaufen. Das Mädchen brauchte Zeit, um sich zu beruhigen. Sie alle waren gereizt. Sie setzte sich auf die Bettkante. »Wollen wir uns einen Film ansehen?«
»Weil morgen die Schule ausfällt?«
»Noch wissen wir es nicht mit Sicherheit.«
Wieder hob Allie die Hände, um zu zeigen, dass sie sämtliche Finger einschließlich der Daumen gekreuzt hatte, und ihre Angst wegen des flackernden Lichts war vorerst vergessen.
»Aber keinen gruseligen, okay?«
»Wir finden bestimmt irgendwo einen lustigen.« Mit Hilfe der Fernbedienung schaltete Jenna den Fernseher
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