Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
kennst? Wie jemand, der vielleicht mal in eurem Haus war?«
»Kann sein.« Sie war noch immer zu Tode verängstigt und musterte Shane wachsam.
»Mit wem hatte er Ähnlichkeit?«
»Mit dem Bodyguard. Er war so groß wie er.«
»Hoch gewachsen und muskulös?«
»Ja …« Sie wandte sich ab und kratzte sich an der Wange.
»Aber du hast ihn nicht erkannt?«
Ihr Gesicht verzog sich. Tränen liefen aus den Augenwinkeln.
»Lass sie in Ruhe«, sagte Rinda. »Carter, es reicht!«
Sie hatte Recht.
Die Kleine hatte getan, was sie konnte.
Er ging in die Küche. »Kannst du bei ihnen bleiben?«, fragte er Sparks. »Bis ich zurück bin?«
»Ich muss sowieso auf den Gerichtsmediziner und den Bezirksstaatsanwalt warten. Solange die Forensiker noch hier sind.« Sein Handy klingelte, und Sparks meldete sich. Es war nur ein kurzes Gespräch. Seine dunklen Augen verengten sich zu Schlitzen, er klappte sein Handy zu. »Die Handys wurden per GPS geortet, auch Turnquists. Sieht aus, als ob sie an der Wildcat Road, östlich von hier, weggeworfen wurden.«
»Auf dem Weg zu Whitakers Haus.«
»Auf dem Weg Gott weiß wohin, aber du hast Recht.« Larry nickte.
»Du hältst ihn für den Täter?«
»Ich wette, dass er es ist. Ruf das FBI. Fordere Verstärkung an.«
»Du willst tatsächlich da rauf?«
»Mir bleibt keine andere Wahl«, erklärte Carter, war schon zur Tür hinaus und verschwand in der Eiseskälte. »Besorg mir einen Durchsuchungsbefehl.«
»Für heute Abend?«
»Ganz recht. Ruf Amanda Pratt von der Bezirksstaatsanwaltschaft an und lass sie wissen, dass sie jetzt ihre große Chance bekommt. Sie wird sich freuen. Glaub mir, wenn sie eine Möglichkeit sieht, diesen Fall zu knacken, findet sie einen Richter, der den Durchsuchungsbefehl unterschreibt, und wenn sie noch heute Nacht mit ihm ins Bett steigen müsste. Ich muss jedenfalls unbedingt Zugang zu Seth Whitakers Grundstück bekommen.«
»Ich will sehen, was ich tun kann, aber wie zum Teufel willst du auf den Berg raufkommen?«, fragte Sparks. Der Wind verschluckte fast seine Worte.
»Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Carter und öffnete die Tür seines Chevrolet Blazers.
Er musste den verfluchten Wasserfall hinaufsteigen.
46. Kapitel
D ie Kälte liebkoste ihn, als er vom Fahrersitz des Wagens glitt. Sie umfing ihn wie eine Geliebte und jagte ihm ein eisiges Prickeln über den Rücken. Er stapfte zur Ladeklappe und öffnete sie. Jenna lag genauso da, wie er sie hingelegt hatte, anscheinend noch immer bewusstlos, obgleich sie allmählich hätte aufwachen müssen.
Vorsichtig, darauf bedacht, dass sie die Bewusstlosigkeit vielleicht nur vortäuschte, berührte er ihr Bein. Sie regte sich nicht. Dann tat er, als wollte er sie schlagen, stieß die Faust in Richtung ihres Gesichtes, um sie im letzten Moment wieder zurückzuziehen. Jenna zuckte nicht mit der Wimper.
Überzeugt, dass sie noch völlig weggetreten war, löste er behutsam den Riemen, mit dem sie auf die Ladefläche geschnallt war.
Das schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht, die ebenholzschwarzen Wimpern warfen Schatten auf ihre schön geformten Wangen, und er stellte sich vor, wie sie als Anne Parks aussehen würde … das heißt, er wusste es. Er hatte Resurrection so oft gesehen, dass er die Dialoge auswendig zitieren konnte, jede Nuance ihrer Gesten kannte, ihre Handlungen im Voraus wusste.
Doch ehe er mit der Arbeit an Anne begann, galt es zuvor noch eine andere lebensechte Figur zu erschaffen. Dazu benötigte er die Frau, die Jenna so ähnlich sah, dass es ihm den Atem benahm. Cassie Kramer, Jennas älteste Tochter, würde die perfekte Form für Katrina aus Innocence Lost hergeben. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Sobald er mit Cassie fertig war, würde er seine Nachbildung der Anne Parks erschaffen, für die er Jenna selbst als Form benutzen wollte. Dann wäre sie unsterblich, bis in alle Ewigkeit in ihrer schönsten Rolle festgehalten.
Seine Weihestätte würde vollständig sein – die einzige Figur, die fehlte, wäre Rebecca Lange aus White Out . Die Rolle hatte er Jennas Schwester Jill zugedacht, doch vor Jahren hatte er etwas vermasselt und einen Unfall verursacht, den er nicht geplant hatte. Was nicht hieß, dass die Vorstellung einer Lawine nicht eine erotische Fantasie von ihm war, in der Schnee und Eis sich in einer donnernden Masse den Berg hinunterwälzten. Doch er hatte nicht vorgehabt, eine Frau zu töten, die ideal gewesen wäre für die lebensechte
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