Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Trittbrett in den Schnee.
»Sobald der Gerichtsmediziner hier fertig ist, schicke ich jemanden zu den Sykes.«
»Kein angenehmer Job«, flüsterte sie und beugte sich hinab, um die Leiche näher in Augenschein zu nehmen. Sie richtete das Licht auf Joshs Hals. »Aufgeschlitzt von einem Ohr bis zum anderen. Sieht nicht nach einem nennenswertern Kampf aus. Auch hier hat der Kerl auf der Lauer gelegen. Das Opfer hatte gar keine Chance, sich zu wehren.«
Carter warf einen Blick auf seine Uhr, spürte, wie die Zeit drängte. Wo steckte der verfluchte Mörder, der Jenna in seiner Gewalt hatte? Wäre das Wetter besser gewesen, hätte man die Berge von Hubschraubern oder Flugzeugen aus absuchen können, doch aufgrund des Schneesturms konnten sie nicht starten, und auch der Einsatz von Suchtrupps am Boden war nahezu unmöglich.
Die Forensiker machten sich an die Arbeit, und Shane stapfte durch den Schnee zurück zum Haus. Er war rastlos, überreizt. Spürte, dass ihm die Zeit davonlief und Jennas Überlebenschancen stetig geringer wurden.
Was wusste er über den Kerl?
Er lebte in der näheren Umgebung.
War besessen von Jenna Hughes.
Hielt sich für eine Art Dichter.
Ein Jäger, groß und kräftig.
Jemand, der mit Hollywood in Verbindung stand und Alginat zur Herstellung von Masken benutzte.
Jemand, der die Umgebung kannte wie seine Westentasche, über Jennas alltägliche Gewohnheiten informiert war. Von Cassies Rendezvous mit ihrem Freund wusste. Die Holzfällerstraße kannte.
Jemand, der in der Nähe war …
Jemand, der sich Steven White nannte, nach einer Figur aus Resurrection .
Als Carter zum Haus zurückkam, waren Lieutenant Sparks und ein weiterer Officer von der Staatspolizei eingetroffen. Sparks stand im Arbeitszimmer am Kamin und sprach ins Telefon. Rinda, Allie und der Hund kauerten unter einer Bettdecke zusammen auf dem Sofa, ein weiterer Forensiker der Polizei von Oregon durchsuchte das Haus. »Über die GPS-Chips habe ich nichts in Erfahrung gebracht«, sagte Sparks, nachdem er sein Telefonat beendet hatte. »Und Brennan, Settler, Falletti und Dvorak sind sämtlich sauber. Ich habe sie überprüfen lassen.«
»Können wir jetzt gehen?«, fragte Rinda. »Allie kann mit zu mir kommen. Ich kümmere mich um sie. Aber ich muss Scott suchen.«
»Ist er nicht zu Hause?«, fragte Carter und dachte daran, dass Rindas Sohn aus Jennas Dialogen zitieren konnte und ziemlich weit oben auf der Liste der Personen stand, die ihre Filme gekauft oder ausgeliehen hatten.
»Er ist nach Portland gefahren, und, Carter, sieh mich nicht so an. Scott hat mit dieser Sache nichts zu tun. Genauso wenig wie Wes.« Als er nicht antwortete, warf sie die Bettdecke zurück. »Ach, um Himmels willen, Shane, reiß dich zusammen. Du bist auf dem Holzweg!«
»Hey!«, rief der Forensiker von der Treppe her. »Hier oben!«
»Bleib bei Allie«, wies Carter Rinda an, während er und Sparks bereits nach oben liefen, vorbei an dem Treppenabsatz mit dem bleiverglasten Fenster. Der Forensiker stand in der Tür. Er führte sie in Jennas begehbaren Kleiderschrank zu einer ausziehbaren Leiter zum Dachboden. Auf dem Dachboden zeigte er ihnen unter einer dicken Isolationsschicht einen Draht, der in einer kleinen birnenförmigen Verdickung endete. »Eine Kamera«, sagte er, »die nicht zu der normalen Vernetzung hier hinten gehört.« Er zeigte ihnen noch mehrere solcher Geräte, die, tief unter der Verkleidung verborgen und an einem Balken entlanggeführt, kaum sichtbar im Obergeschoss verlegt waren. »Da war ein Profi am Werk. Ziemlich High-Tech, und er hat viel Zeit dafür gebraucht. Ich schätze, er hat das Haus verkabelt, bevor sie hier eingezogen ist … Vielleicht ein Sicherheitsprüfer oder jemand, der den Auftrag hatte, die Verkabelung auf den sichersten Stand zu bringen. Die Isolierung ist ziemlich neu, mit Sicherheit erst lange nach dem Bau des Hauses angebracht, wahrscheinlich bevor Ms Hughes es gekauft hat. Unser Freund hat also vermutlich die legitimen Elektroinstallationen ausgeführt, alles prüfen lassen und dann seine eigenen kleinen Spezialitäten angebracht.«
Shane dachte an Scott Dalinsky. Ja, der Junge verfügte über ein gewisses Know-how, aber er hätte keine Gelegenheit gehabt, so aufwändige Installationen durchzuführen. Wes Allen? Oder wer sonst … Seth Whitaker fiel ihm ein. War er nicht ein Zugezogener?
Shane zückte sein Handy und rief BJ an. »Greif dir jemanden vom Bürgermeisteramt und bring in Erfahrung,
Weitere Kostenlose Bücher