Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Blockhaus.
Jenna Hughes glaubte sich zweifellos in Sicherheit. Geschützt.
Doch da täuschte sie sich.
Gründlich.
Während die Schneeflocken vom grauen Winterhimmel schwebten, hielt er Wache in seinem Versteck, einem Verschlag, den er sich hoch in der alten Douglasie auf einer Bergkuppe gebaut hatte. Unter ihm erstreckte sich Jennas Ranch, Morgen um Morgen gefrorenes Land bis hinunter zum Columbia River.
Das rustikale alte Haus war das Kernstück dessen, was er als ihr Lager bezeichnete. Wände aus grauen Baumstämmen unter spitzen Giebeln und Erkern. Aus den vereisten Fenstern fiel anheimelndes Licht in Flecken auf den gefrorenen Boden und erinnerte ihn an seine eigene Vergangenheit, daran, wie oft er draußen gestanden hatte, in der Eiseskälte, und mit klappernden Zähnen hinaufblickte zu dem Rauch, der aus dem Schornstein des warmen, verbotenen Hauses seiner Mutter stieg.
Das lag lange zurück.
Jetzt richtete er sein Armee-Fernglas auf die Fenster und erhaschte einen Blick auf sie, als sie durchs Haus ging. Nur ein Vorgeschmack, nicht viel, nicht genug, um sich ganz auf sie konzentrieren zu können. Ihr Bild verschwand, als sie in einen Flur trat.
Er suchte das Haus ab, entdeckte eine Bewegung im Büro, doch das war nur der alte, klapprige Deutsche Schäferhund, der fast den ganzen Tag verschlief.
Wo war sie?
Wohin zum Teufel war sie gegangen?
Hab Geduld , mahnte ihn seine innere Stimme, versuchte ihn zu beschwichtigen.
Bald kannst du tun, was du dir so sehr wünschst.
Der Schneefall wurde dichter, überpuderte die Zweige, bedeckte den Boden tief unter ihm, und er blickte hinab auf die weiße Kälte. Vor seinem inneren Auge sah er Blutstropfen in den eisigen Kristallen, noch warm, wenn sie auf den Boden trafen, wo ein Dampfwölkchen aufstieg und sie langsam zu dunkelroten Flecken gefroren.
Erregung fuhr ihm prickelnd über den Rücken, als eine steife Brise, kalt wie Teufelspisse, durch die Schlucht heulte und in die ungeschützte Haut oberhalb seiner Skimaske biss. Über ihm und um ihn herum begannen die Äste wild zu tanzen, und er lächelte hinter seiner Maske. Er hieß die Kälte willkommen, hatte das Gefühl, sie sei ein Zeichen. Ein Omen.
Jetzt fiel der Schnee wirklich dicht. Eiskristalle schwebten vom Himmel.
Jetzt war die richtige Zeit.
Er hatte so lange gewartet.
Zu lange.
Im Schlafzimmer wurde Licht eingeschaltet, und er sah sie noch einmal, das lange Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr über den Rücken hing, in einem weiten Sweatshirt, das ihre Kurven verbarg, das ohnehin wunderschöne Gesicht frei von Make-up. Sein Puls beschleunigte sich, als sie an der Fensterreihe vorbeiging und dann einen begehbaren Kleiderschrank betrat. Sein Gaumen wurde trocken. Er stellte das Glas schärfer ein, richtete es auf die Schranktür. Vielleicht bekam er nun eine Gelegenheit, ihren perfekt gebauten Körper nackt zu sehen, den Körper einer Athletin mit großen Brüsten und Wespentaille, muskulös und gleichzeitig feminin. Er spürte einen Druck im Schritt.
Er wartete. Achtete nicht auf das Licht, das in einem anderen Teil des Hauses eingeschaltet wurde. Wahrscheinlich handelte es sich um eines ihrer Kinder.
Los, mach schon , drängte er sie in Gedanken. Sein Mund war wie ausgedörrt, und die Lust heizte sein unterkühltes Blut auf. Das Schlafzimmer mit den Wänden aus gelblicher Kiefer und dem anheimelnd flackernden Feuer im Kamin blieb leer. Womit hielt sie sich so lange auf, zum Teufel?
Wie er sie begehrte. Schon seit langer, langer Zeit.
Er leckte sich über die vor Kälte tauben Lippen. Endlich erschien sie wieder, in schwarzem BH und tief sitzenden schwarzen Hüftjeans. Sie war wunderschön. Beinahe perfekt in dieser engen Hose.
»Zieh sie aus, Jenna«, flüsterte er, und sein Atem drang wie Nebel durch die wärmeisolierte Skimaske.
Ihre Brüste drängten geradezu aus dem aufreizenden schwarzen BH. Doch nun ging sie ins Bad. Er stellte die Schärfe seines Glases neu ein, während sie sich übers Waschbecken beugte, um Lippenstift und Wimperntusche aufzutragen. Er sah ihr Gesäß, diesen süßen knackigen Hintern, über dem sich der schwarze Jeansstoff spannte, als sie sich näher zum Spiegel vorbeugte; er starrte in ihre großen Augen in diesem Spiegel, in diese silbrig grünen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern. Eine Sekunde lang schien sie seinen Blick aufzufangen, ihn direkt anzusehen, und sie zögerte, den Tuschpinsel in der Hand. Feine Fältchen erschienen zwischen ihren
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