Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
im Angesicht ihrer Berühmtheit, oder sie musterten sie verstohlen, während die Rädchen in ihrem Gehirn sich emsig drehten, um den Namen zu dem bekannten Gesicht zu finden. Diese Leute rechneten nicht damit, sie in einer Kleinstadt anzutreffen, wo sie die gleichen Besorgungen erledigte wie sie selbst.
Da sie noch mehrere Stunden herumzubringen hatte, beschloss sie, die paar Blocks bis zum Theater zu gehen und Rinda zu fragen, ob sie Lust auf ein spätes Mittagessen oder wenigstens auf eine Tasse Kaffee im Café des Ortes hatte. Sie schob die Post in ihre Handtasche, stieß mit der Schulter die Tür auf und trat auf die Straße hinaus. Auf den Gehsteigen waren nur wenige Leute zu sehen, und der Verkehr war noch schwächer als gewöhnlich.
Betrachte es als Abenteuer , sagte sie zu sich selbst, während sie durch eine Gasse ging, in der die Mülltonnen, die geparkten Wagen und die Garagen zentimeterhoch mit Schnee bedeckt waren. Sie lief eilig über einen Parkplatz zu dem alten Theater hinüber. Das steile Dach war weiß, der Glockenturm stach in den dunklen Himmel, die Bleiglasfenster schimmerten, von innen erleuchtet. Die ehemalige Kirche wirkte bukolisch und nostalgisch, bis man sie näher betrachtete und den Blasen werfenden, abblätternden Anstrich bemerkte, den Schimmel an den Wänden, den bröckelnden Mörtel zwischen den Gehwegplatten und den dunklen Turm, der ohne ein Kreuz auf der Spitze unvollständig und irgendwie Unheil verkündend aussah.
Mach dich nicht lächerlich , ermahnte Jenna sich, doch sie fand die alte Kirche nun einmal etwas unheimlich und einen seltsamen Ort, um ein Theater zu eröffnen, trotz der Steuererleichterungen, die Rinda für die Restaurierung des historischen Bauwerks herausgeschlagen hatte.
Statt die Stufen zum Haupteingang hinaufzusteigen, ging Jenna um das Gebäude herum und trat durch eine Hintertür ein, die zu einer Treppe führte. Über diese gelangte man einerseits hinauf zum eigentlichen Theaterbereich, andererseits hinunter in die Kellerräume, in denen die Küche und die Garderoben untergebracht waren. Vor fünfzig Jahren hatten sich hier die Klassenräume der Sonntagsschule befunden.
Stimmen hallten durch das Treppenhaus. Eine erkannte sie als Rindas, die andere war männlich und klang zornig, doch sie konnte sie nicht zuordnen.
»… Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich an Winkle wenden«, sagte der Mann.
»Und ich habe dir gesagt, dass es reine Zeitverschwendung wäre. Er und ich sind uns nicht grün.«
»Ich weiß, aber das hindert ihn nicht daran, seine Pflicht zu erfüllen.«
»Hör zu, Shane, ich stehe hier vor einem Problem.«
»Weil jemand Schmuckstücke klaut, die mal einer Berühmtheit gehört haben?«, erwiderte er verdrießlich, und jetzt erkannte Jenna, dass Rinda mit dem Sheriff sprach. Großartig. Jenna zog sich wieder in das dämmerige Treppenhaus zurück, während der Mann mit dem Stern weiter schimpfte. »Überrascht dich das etwa? Was erwartest du denn, Rinda? Ganz gleich, ob es sich um Jenna Hughes oder Jennifer Lopez oder Drew Barrymore oder sonst wen mit einem bekannten Gesicht und Namen handelt – die Leute werden immer versuchen, in ihre Nähe zu gelangen, sei es indem sie um ein Autogramm bitten, ihre Freundschaft suchen oder etwas an sich nehmen, was einmal ihr gehört hat. Berühmtheiten fordern so etwas geradezu heraus. Das gehört zu ihrem Beruf. Das ist wohl der Preis des Ruhms.«
»Das ist doch völliger Quatsch, Shane, und das weißt du selbst. Diebstahl bleibt Diebstahl. Ganz gleich, um wessen Eigentum es sich handelt.«
»Deswegen bin ich hier.«
»Du hättest einen von deinen Deputys schicken können.«
»Heute nicht«, fuhr er sie an. »Sie haben zu viel zu tun. Ich opfere meine Mittagspause, um dir einen persönlichen Gefallen zu tun, okay? Und jetzt werde ich mich hier mal umsehen, aber du sagtest ja schon, es gebe keinen Hinweis auf einen gewaltsamen Einbruch, die einzigen Gegenstände, die fehlen, seien von Jenna Hughes gestiftet und du hättest das gesamte Grundstück abgesucht. Hast du die Leute befragt, die hier arbeiten?«
»Die meisten.«
» Die meisten? «, wiederholte er mit unverhohlenem Spott.
»Seit ich festgestellt habe, dass das Kleid verschwunden ist, waren noch nicht alle Mitarbeiter hier. Ich habe versucht, die Fehlenden anzurufen, aber nicht alle erreicht.«
»Versuch es weiter«, wies er sie an. »Und sprich mit Ms Hughes. Vielleicht hat sie es sich anders überlegt und will die Sachen doch
Weitere Kostenlose Bücher