Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
geschwungenen Brauen, ein Ausdruck der Besorgnis. Als wüsste sie Bescheid. Ihre Augen wurden schmal, und sein Herz schlug heftig gegen die Rippen.
Sie drehte sich hastig um und sah aus dem Fenster, hinaus in die zunehmende Dunkelheit und den stetig fallenden Schnee. War das Angst, was er in ihren grünen Augen sah? Vorahnung?
»Warte nur«, flüsterte er, und seine Stimme tönte weich durch den totenstillen Wald. Der Schnee fiel jetzt so dicht, dass er Jenna nur noch verschwommen sah, und seine Erektion war plötzlich steinhart, als er sich ausmalte, was er mit ihr machen würde.
Doch der Augenblick der Angst war verflogen, und ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, als habe sie sich selbst bei einer Albernheit ertappt. Sie knipste das Badezimmerlicht aus und ging zurück in ihr Schlafzimmer. Wieder in dem gemütlichen Raum angekommen, nahm sie einen Pullover vom Bett und streifte ihn über. Sekundenlang durchströmte ihn ein Gefühl der Ekstase, als er ihre erhobenen Arme sah, und einen Herzschlag lang war sie blind und in dem Kleidungsstück gefangen, doch dann schlüpfte ihr Kopf durch den weiten Halsausschnitt, und ihre Arme schoben sich durch die Ärmel. Sie zog ihren Haarzopf aus dem Ausschnitt und verschwand dann rasch aus seinem Blickfeld, schaltete das Licht aus und trat hinaus in den Flur.
Heißes Begehren brachte sein Blut in Wallung, wenn er an sie dachte.
Schön.
Hochmütig.
Stolz.
Und bald, sehr bald schon sollte sie in die Knie gezwungen werden.
9. Kapitel
S chau dir das an«, sagte BJ, als Carter am nächsten Tag das Gerichtsgebäude betrat. Er hatte die vergangenen drei Stunden an einem Unfallschauplatz zugebracht. Ein LKW hatte sich auf der I-84 quer gestellt. Der riesige Lastwagen war auf eine vereiste Stelle geraten und mit einem Geländewagen zusammengeprallt. Bei den Insassen des Fahrzeugs handelte es sich um eine Gruppe Teenager, die auf dem Weg in die Berge zum Skifahren waren. Einer der Jugendlichen konnte ambulant behandelt werden, zwei andere wurden mit dem Rettungswagen in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht, ein dritter musste per Rettungshubschrauber nach Portland transportiert werden. Der Fahrer des Neunachsers war abgesehen von einem Schock unversehrt davongekommen.
»Bitte nicht schon wieder schlechte Nachrichten«, versetzte Carter und zog seine Handschuhe aus. Er fror und war müde und hungrig, da er sowohl das Frühstück als auch das Mittagessen versäumt hatte. Eisregen hatte den Verkehr fast zum Erliegen gebracht, die Schulen waren geschlossen, und jetzt tobte ein Schneesturm durch die Schlucht.
BJ ignorierte seine schlechte Laune. Er trat in die kleine Küche und schenkte sich eine Tasse Kaffe aus der Kanne ein, die wie immer auf der Warmhalteplatte stand. Er trank einen großen Schluck und spürte, wie die heiße Flüssigkeit in seinen leeren Magen rann. Auf dem Weg zu seinem Büro fragte sie schließlich: »Na, worum wird es wohl gehen? Womit liegst du mir schon seit mindestens vierundzwanzig Stunden in den Ohren?«
»Die Autopsie unserer Unbekannten.«
»Bingo.« Sie lächelte ihm flüchtig zu. »Fraget, und ihr werdet Antwort erhalten.«
Der Bericht lag auf seinem Schreibtisch. Carter zog seinen Mantel aus und hängte ihn an einen Haken, dann griff er nach dem Computerausdruck und überflog die Seiten. »Die Todesursache ist also noch nicht geklärt.«
»Ganz richtig, aber sieh dir mal die Zähne an. Eindeutig abgeschliffen. Keine Zahnbehandlungen zu erkennen, also können wir sie auf diese Weise nicht identifizieren. Kein Fleisch an ihren Fingern, also auch keine Fingerabdrücke. Es ist einfach nicht genug von ihr übrig, um mit Hilfe körperlicher Merkmale ihre Identität festzustellen. Es gibt weder Tätowierungen noch Narben … Aber das Zeug in ihrem Haar ist analysiert worden.«
Carter hatte den Eintrag bereits entdeckt. »Latex?«
»Ja, aber Schaum, keine Farbe.«
»Schaum«, wiederholte er. »Wie dieses Gummizeug.«
»Mhm. Und davon war auch was in ihr drin. Und jetzt sieh mal, das andere Zeug, das sie gefunden haben. Alginat.«
»Was zum Teufel ist das?«
»Es wird aus einem bestimmten Seetang hergestellt, kommt als Pulver auf den Markt. Mit Wasser vermischt ergibt es die Masse, die Zahnärzte für Kieferabdrücke verwenden. Ist dir schon mal eine Krone angepasst worden? Dann musst du nämlich in so eine Form beißen, die mit einem weichen Zeugs mit Kirschgeschmack gefüllt ist. Das ist Alginat.«
»Woher weißt du das?«,
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