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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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taten.
    Nein, Josh liebte Cassie nicht, weil sie etwas Besonderes war, wie er tausend Mal behauptet hatte. Sie wusste es besser. Wenn er sie wirklich liebte, was sie manchmal bezweifelte, dann nur, weil sie Jenna Hughes’ Tochter war. Das war doch krank! Cassie wurde heiß, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Oh, Mist, sie würde doch jetzt nicht weinen? Ausgeschlossen! Kam gar nicht infrage, verdammt! Sie kniff die Augen zu, entschlossen, keine einzige Träne wegen etwas oder jemand so Dummem zu vergießen.
    »Cassie?« Die Stimme ihrer Mutter klang sanft. Sie spürte durch die Jeans hindurch eine Hand auf ihrem Knie.
    »Lass mich.« Cassie stellte ihren CD-Player lauter.
    »Wir müssen dringend reden.«
    War es denn nicht möglich, die besorgte Stimme ihrer Mutter zu übertönen? Verdammt noch mal! »Lass mich in Ruhe, Mom. Ich habe verstanden. Klar und deutlich.« Sie hielt die Augen geschlossen und drehte die Lautstärke noch höher, bis der Sänger ihr in die Ohren schrie. Die Hand auf ihrem Knie fiel herab und die Matratze bewegte sich leicht, wahrscheinlich weil Jenna aufgestanden war.
    Als der Song zu Ende war, öffnete Cassie die Augen einen kleinen Spalt. Das Zimmer war leer, die Tür angelehnt. Jenna hatte endlich begriffen und war gegangen. Cassies Gewissen schlug. Tief im Inneren wusste sie, dass ihr und Allies Wohl ihrer Mutter wirklich am Herzen lag, doch Jenna hatte einen furchtbaren Fehler begangen, indem sie ihre beiden Töchter entwurzelte und sie in dieses Kuhdorf mitten in der Einöde verschleppte.
    Cassies gesellschaftliches Leben war den Bach runtergegangen, und Allie war noch schüchterner geworden, als sie in L. A. schon gewesen war. Ja, sie hatte die Pferde und ihre Klavierstunden, aber ansonsten verkroch die Kleine sich ständig mit ihrem Game Boy in ihrem Zimmer.
    So wie du mit dem Fernseher und dem CD-Player?
    Sie mochte nicht darüber nachdenken; schließlich war sie keine Einzelgängerin wie ihre kleine Schwester.
    Wütend auf ihre Mutter, auf sich selbst und die ganze verdammte Welt sprang Cassie vom Bett auf und schloss leise die Tür. Dann atmete sie tief durch und griff nach der Fernbedienung. Sie schaltete den Fernseher ein und suchte nach einem Programm, das ihr zusagte, als sie per Zufall einen Fetzen von den Regionalnachnachrichten mitbekam. Die Reporterin befand sich oben in den Bergen, beim Catwalk Point, wo die tote Frau gefunden worden war. Cassie hielt inne und verfolgte einen Moment lang den Bericht. Es war morbid. In der Schule kursierte das Gerücht, die Leiche sei enthauptet und unvollständig, vielleicht von Tieren zerrissen … Einige der Geschichten, die sie gehört hatte, waren nichts als Klatsch, doch Cassie fand, die Sache in den Bergen sei auch so schon grauenhaft genug.
    Sie schüttelte sich und zappte weiter, bis sie bei einer Dating Show landete. Dann schlug sie ihr Chemiebuch auf für den Fall, dass ihre Mutter noch einmal in ihre Privatsphäre einbrach, und machte es sich in den Kissen bequem.
    Noch immer unter dem schmerzlichen Eindruck von Cassies brutalen Worten ging Jenna den Flur entlang und ermahnte sich selbst, stark zu sein. Cassie war wütend und hatte um sich gebissen. Sie sah sich in die Enge getrieben und hatte die gehässigen Worte nicht so gemeint. Trotzdem tat es weh. Höllisch weh.
    Weil es der Wahrheit so nahe kam?
    Jenna wollte nicht darüber nachdenken. Wollte nicht an Jill denken und an all die düsteren Gründe für ihren Weggang aus Kalifornien. Die Scheidung war schlimm genug gewesen, doch damit wäre sie fertig geworden. Jills Tod war etwas völlig anderes. Seit dem Unfall ließen die Schuldgefühle ihr keine Ruhe. Wieder einmal versuchte Jenna, das überwältigende Gefühl der Verantwortung zu verdrängen, während sie die Treppe hinunterstieg und in die Küche ging. Lass dich von Cassie nicht unterkriegen. Genau darauf legt sie es doch an. Vergiss nicht, wer hier die Mutter und wer die Tochter ist, Jenna. Sie will dich nur verletzen, weil sie sich selbst verletzt fühlt. Lass ihr ein paar Stunden Zeit, sich zu beruhigen, und dann versuchst du es noch einmal. Du bist hier diejenige, die die Zügel in der Hand hält.
    Oder etwa nicht? Manchmal kam es ihr gar nicht so vor.
    Sie wärmte den Kaffee auf, den sie mit dem in der Stadt gekauften stillen Mineralwasser gekocht hatte, sah dann nach Allie und fand sie im Büro, auf dem Boden sitzend, wo sie bei laufendem Fernseher Gameboy spielte. »Hast du alle deine Hausaufgaben

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