Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Handschuhe in ihren Schoß und sah ihn offen an. »Überrascht Sie das?«
»Ja.«
»Ich bin nicht so wie die Typen, die ich in meinen Filmen spiele, Sheriff«, erklärte sie hastig, und Ärger färbte ihre Wangen rosig.
»Das dachte ich mir.«
Sie zog eine Augenbraue hoch und bezichtigte ihn insgeheim der Lüge. »Viele Leute glauben das, wissen Sie? Sie halten mich für die Person, die sie im Film sehen. Sie neigen dazu zu vergessen, dass meine Berufsbezeichnung nicht ohne Grund Schauspielerin lautet. Sie identifizieren mich mit dem Charakter, den ich darstelle, aber ich bin nicht so. Ich …«
Sein Telefon klingelte. Er hob eine Hand, nahm den Anruf entgegen und legte nach einem kurzen Wortwechsel wieder auf.
»Verzeihen Sie«, entschuldigte er sich und überflog seine Notizen.
»Sie waren gerade dabei, mich über mein Liebesleben zu befragen«, erinnerte sie ihn in ziemlich scharfem Tonfall, und der Zorn sprühte immer noch aus ihren Augen.
Er konnte ihr nicht verübeln, dass sie ihr Privatleben nicht vor ihm ausbreiten wollte, aber das war nun mal ihr persönliches Pech. Wenn sie die Hilfe seiner Behörde in Anspruch nehmen wollte, musste sie ihm seine Fragen beantworten. Alle seine Fragen. »Also, wie sieht es aus?«
Sie verzog den Mund und schien drauf und dran, ihm an die Kehle zu gehen. Stattdessen umklammerte sie die Armlehnen ihres Stuhls. »Folgendermaßen: Seit der Scheidung habe ich nicht viel mit Männern zu tun. Ich habe mich gelegentlich mit einem zum Kaffee oder zum Essen getroffen, und das ist schon so ziemlich alles. Insgesamt hatte ich vielleicht mit vier oder fünf Männern Verabredungen, wenn man es denn so nennen will.«
»Wer waren diese Männer?«
»Herrgott noch mal.«
Er wartete, sah sie an, ließ ihr Zeit.
»Ich möchte sie nicht alle in diese Sache hineinziehen.«
»Es ist wichtig.« Er blieb hart, war ihre ewigen Rückzieher leid. »Entweder wollen Sie, dass ich Ihnen helfe, oder nicht.«
»Ja, ich weiß. Okay, ich bin zweimal mit Harrison Brennan essen gegangen – er ist mein Nachbar und repariert manchmal Kleinigkeiten auf meiner Ranch. Außerdem habe ich ein paarmal mit Travis Settler, dem Vater der Freundin meiner Tochter Allie, Kaffee getrunken. Glauben Sie mir, all das war absolut harmlos. Nichts, was nicht jugendfrei wäre.«
Er ignorierte die Anspielung. »Warum haben Sie nicht mehr Kontakt zu Männern?«, fragte er und sah sie wieder fest an. Er war davon ausgegangen, dass die Männer bei ihr Schlange standen, doch anscheinend schwindelte sie nicht.
»Schätze, ich habe zu viel zu tun, und ich glaube, viele Männer fühlen sich von mir eingeschüchtert.«
»Weil Sie so berühmt sind?«
»Genau.«
»Gut, dann sagen Sie mir, was Sie glauben. Wer könnte Ihnen den Brief geschickt haben?«
»Ich weiß es nicht. Deswegen bin ich ja hier.«
Er sah sie aus schmalen Augen an. »Ich habe nicht viel Zeit, Ms Hughes. Versuchen Sie einfach mal zu raten.«
»Wenn ich das könnte!«, fuhr sie ihn an. Ihr fiel wirklich niemand ein, der ihrer Meinung nach den Drang verspüren könnte, sie zu quälen. Dann nannte sie ihm die Namen aller, die sie seit ihrem Umzug nach Oregon kennen gelernt hatte. Die meisten kannte Carter persönlich. Keinen von ihnen hielt er für einen Spinner, der einen so fanatischen Brief schreiben würde, wie Jenna ihn erhalten hatte.
Andererseits wusste kein Mensch, was in einem anderen in Wirklichkeit vorging.
Er betrachtete noch einmal den Brief, den sie über ihre Postfachadresse erhalten hatte. Der Text war äußerst sorgfältig so platziert, dass er das Gesicht nicht beeinträchtigte und nicht von der sinnlichen Ausstrahlung des Fotos ablenkte.
» Resurrection ist der Film, in dem Sie die Mörderin spielen, nicht wahr?«
Feine Fältchen umgaben ihren Mund. »Eine psychopathische Mörderin.«
»Mit sadomasochistischen Neigungen.«
»Hauptsächlich mit sadistischen«, korrigierte sie ihn. »Anne Parks fügte ihren Liebhabern Schmerzen zu, nicht sich selbst.«
Er erinnerte sich an den Film. Hatte ihn mit Carolyn im Kino gesehen. Erinnerte sich an das Gespräch während der langen Heimfahrt über die Verschränkung von Erotik und Gewalttätigkeit in dem Thriller. »Erscheint es Ihnen nicht sonderbar, dass jemand aus der Vielzahl von PR-Fotos, die von Ihnen existieren, ausgerechnet dieses ausgewählt hat?«, fragte er. Ihn beschlichen die düstersten Vorahnungen. Mit einem Schlag sah er in Jenna Hughes keineswegs mehr die
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