Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
eigentlich selten.
»Schick sie rein.«
Kaum waren die Worte über seine Lippen, als Jenna auch schon in den Raum stürmte. Er bemühte sich, nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass sie auch dezent geschminkt und ohne den Weichzeichner der Kameralinsen oder besondere Beleuchtung umwerfend gut aussah. Das fehlte ihm jetzt gerade noch.
»Haben Sie Ihre Bremsleuchten reparieren lassen?«, fragte er, was ihm einen bösen Blick einbrachte.
»Ja, allerdings, das habe ich.«
»Freut mich zu hören. Nehmen Sie Platz.« Er deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Sie setzte sich und zog Wollmütze und Handschuhe aus. Ein langer schwarzer Haarzopf fiel ihr über die Schulter. »Hören Sie, ich störe Sie nur äußerst ungern. Wirklich. Ich weiß, Sie haben genug um die Ohren. Dank des Unwetters geht es hier sicherlich zu wie im Irrenhaus.«
»Wir halten die Stellung.«
»Schön.« Sie seufzte, zupfte nervös an den Handschuhen in ihrer Hand und sah ihn aus diesen berühmten grünen Augen beschwörend an. »Ich habe ein Problem.«
Wer hat das nicht? »Sind im Theater schon wieder Requisiten verschwunden?«, fragte er, halb im Scherz, doch es gelang ihm nicht, auch nur das kleinste Lächeln auf diese tausendfach fotografierten Lippen zu locken.
»Wenn es das nur wäre.«
Sie kramte in ihrer übergroßen Handtasche und schüttelte den Kopf. Sie stand unter einer Anspannung, die ihm vorher nicht aufgefallen war; er bemerkte einen harten Zug um ihren Mund, kleine Sorgenfältchen zwischen den hübsch geschwungenen Brauen, Nervosität in ihren Bewegungen, als sie in der Tasche kramte. »Ich schätze, das hier ist ein bisschen ernster als die gestohlenen Sachen. Rinda sagt, ich solle Sie informieren, da ich außerhalb der Stadt wohne und somit in Ihren Zuständigkeitsbereich falle. Pech für Sie, wie?« Noch immer ohne die Spur eines Lächelns sah sie zu ihm auf. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte. Sie zog eine Plastikhülle hervor und legte sie auf seinen Schreibtisch. »Das habe ich mit der Post bekommen; ich fand es in meinem geheimen Postfach.«
»Was ist das?«, fragte er und griff danach. »Fanpost?«
»Oh, es geht weit darüber hinaus.« Ihre Stimme war spröde vor Sarkasmus. Er las den Text, der auf ein Foto von ihr geschrieben war.
Er überflog die Worte durch die dünne Folie hindurch. Mit jeder fanatischen Zeile krampfte sich sein Magen stärker zusammen. Kein Wunder, dass sie so übernervös war.
Du bist die Frau schlechthin.
Sinnlich. Stark. Erotisch.
Du bist die eine Frau.
Die sucht. Begehrt. Wartet.
Du bist meine Frau.
Heute. Morgen. Für immer.
Ich komme dich holen.
»Wer hat Ihnen das geschickt?«, wollte er wissen.
»Das weiß ich nicht.«
Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. »Und Sie haben auch nicht die geringste Ahnung, wer Ihnen so etwas schicken würde?« Er hob den Klarsichtbeutel dichter an die Augen und betrachtete den Umschlag. Dieselbe Schrift wie in dem Brief. Abgestempelt in Portland – im östlichen Teil, wie er vermutete.
»Nicht die geringste.«
»Ist so etwas schon mal vorgekommen?«
Sie stieß einen leisen Seufzer aus und zuckte mit den Schultern. »Nun … ja. Einmal.«
Er warf die Plastikhülle auf den Schreibtisch, nahm einen Kugelschreiber aus einem Becher, ließ ihn klicken und zog einen Notizblock zu sich heran. »Weiter.«
»Das war vor einiger Zeit, als ich noch in L. A. lebte. Natürlich gab es besessene Fans. Immer schon. Aber …« Sie nagte an ihrer Unterlippe, nahm sich dann jedoch zusammen und sah ihn wieder fest an. »… Ich dachte, hier wäre ich in Sicherheit.«
»Hat Ihnen schon einmal jemand nachspioniert?«
»In letzter Zeit nicht.«
»Aber früher?«
Sie zögerte, dann nickte sie. »Es gibt Fans, die die Grenze überschreiten, ein bisschen zu nahe kommen, in die Privatsphäre einzudringen versuchen, und einmal war da ein Typ, der ein ›Nein‹ nicht akzeptierte.« Ihre klaren Augen wurden dunkel bei der Erinnerung. »Er rief an und tauchte vor meinem Haus auf, verfolgte mich, wenn ich joggen ging, erschien plötzlich bei den Dreharbeiten oder sogar, wenn ich essen ging. Und, ja, er hat mir einen Brief geschickt. Es war … nervenaufreibend, gelinde gesagt. Damals war ich verheiratet. Mein Mann und ich haben eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt.«
»Was passierte dann?«, fragte Carter.
»Ich habe nie wieder von ihm gehört. Ich vermute, er hatte begriffen.«
Ihre Erklärung erschien ihm nicht plausibel.
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