Sanfte Eroberung
in Ihren Bemühungen gediehen sind, Gäste für unsere Soiree morgen Abend zu verpflichten?«
»Dreizehn Herren haben fest zugesagt, zu erscheinen.«
Wieder einmal klatschte Chantel verzückt in die Hände. »Das ist großartig, My Lord! Mit Ihren Bekannten und Fannys sollten wir annähernd dreißig ungebundene Herren zu Gast haben.«
Heath lächelte verhalten. »Einer der Kandidaten behauptet, ein alter Bekannter von Ihnen zu sein, Miss Amour: Viscount Poole.«
»Du lieber Himmel! Ich habe Poole seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Seine Gattin war seinerzeit gegen seine, ähm, Liaison mit mir, deshalb gab er sie auf.«
»Er ist inzwischen verwitwet«, sagte Heath.
»Ja, ich hörte davon.« Chantel seufzte verträumt bei der Erinnerung an ihre schillernde Vergangenheit. »Lord Poole war einer meiner liebsten Verehrer. Kein besonders origineller Liebhaber, aber ein freundlicher Mann und mit Abstand der beste Poet. Wettstreite um meine Gunst gewann er regelmäßig, indem er Sonette für mich dichtete, weißt du noch, Fleur?«
»Ich entsinne mich«, antwortete Fleur nachdenklich. »Vielleicht kannst du seine Anwesenheit morgen zu deinem Vorteil nutzen und eure Bekanntschaft auffrischen.«
»Das werde ich gewiss versuchen. Auf jeden Fall wird es entzückend, ihn wiederzusehen.«
»Du musst umwerfend aussehen«, riet Fleur. »Das Alter ist nicht unser Freund, wie dir wohlbekannt ist. «
»Ja, doch Fannys Garderobiere kann mit Kosmetik und Frisuren wahre Wunder wirken. Und Lily ließ mir eine himmlische Robe schneidern.« Chantel lächelte Lily zu. »Ich wünschte, deine eigene wäre halb so elegant, meine Teure.«
»Für mich tut es ein schlichtes Abendkleid«, entgegnete Lily. »Unsere Schülerinnen sind diejenigen, die glänzen müssen.«
Sie fühlte, wie Heath sie streng ansah. »Sie werden doch nicht an der Soiree teilnehmen, nicht wahr? «
»Aber natürlich! Was haben Sie erwartet?«
Nun runzelte er die Stirn. »Die Gesellschaft wird nicht die sein, an die Sie gewöhnt sind.«
»Falls Sie sich um meine Reputation sorgen: Ich plane, kostümiert zu erscheinen - mit einer Maske und einem Turban.«
»Sie sollten überhaupt nicht dort sein.«
Zunächst machte Lily große Augen, dann aber begriff sie, dass er fürchtete, seine ledigen Bekannten könnten sie für eine der verfügbaren Damen halten. »Ich muss dabei sein, My Lord, um den Mädchen notfalls zu helfen. Sie verstehen gewiss, dass ich sie nicht im Stich lassen darf. Die Soiree ist viel zu wichtig für sie - ganz zu schweigen davon, dass die Bezahlung O'Rourkes vom Erfolg dieses Abends abhängt.«
Heath widersprach nicht, sondern sah sie nur schweigend an. Da Lily nicht behagte, wie er sie musterte, stand sie auf. »Ich danke Ihnen für das Buch, My Lord, aber wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen. In wenigen Minuten beginnt mein Unterricht. Sehe ich Sie morgen Abend um acht? Vorher werde ich leider keine Zeit haben, weil wir den Tag über mit den Vorbereitungen beschäftigt sind.«
»Bis morgen Abend also«, sagte Heath, der sich gleichfalls erhob.
Er verneigte sich höflich, bevor Lily sich zur Tür wandte. Ihr entging jedoch nicht, dass er ihr Handeln ganz und gar nicht befürwortete.
Nun, das kümmerte sie momentan nicht - überhaupt nie, wie sie in Gedanken ergänzte.
Ihr ging es einzig um eine erfolgreiche Soiree, bei der ihre Schülerinnen neue Gönner fanden, die sie unterhielten und ihnen ein besseres Leben ermöglichten.
Tatsächlich war Heath äußerst unglücklich über Lilys Entscheidung, sich der Gesellschaft am Montagabend anzuschließen. Seine künftige Marquise wollte er nicht bei einer solch heiklen Zusammenkunft sehen, den dreisten Annäherungsversuchen seiner ledigen Freunde und Bekannten ausgesetzt.
Deshalb traf er beizeiten auf der Soiree ein, wo er Lily nicht aus den Augen zu lassen gedachte.
Verdrossen beobachtete er, wie sie sich unter die Gäste mischte. Wie sie angekündigt hatte, trug sie eine Dreiviertelmaske, die ihr Gesicht bis auf Mund und Kinn verbarg, und hatte ihr wundervolles Haar unter einem eleganten Turban verborgen. Aber so, wie sie vor Leben und Sinnlichkeit pulsierte, fiel sie natürlich trotzdem jedem Mann im Raum auf - was umso bemerkenswerter war, als sie reichlich Konkurrentinnen hatte.
Alles war sehr stilvoll und konnte leicht mit den glitzernden Festen mithalten, welche die noblen Freunde des Prinzregenten im Carlton House gaben. Der große Salon war zum Bersten voll. Die jungen
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