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Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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Ihren Unterricht nicht geschätzt. Das tat ich sehr wohl. Wenn ich meinen Lebensunterhalt schon auf dem Rücken liegend verdienen muss, ist es sehr viel besser, einem reichen Gentleman zu Diensten zu sein. Nein, Sie haben uns allen ganz wunderbar geholfen. Aber wenn ich in der Lage wäre, dieses Leben aufzugeben, würde ich es mit Freuden tun. Und falls Sie etwas für mich tun könnten, wäre ich Ihnen unendlich dankbar.«
    Einen Moment lang brachte Lily keinen Ton heraus, weil ihr Hals schmerzlich eng war und ihr in Anbetracht des Leids dieser armen Frauen die Tränen kamen. Ihr ' Leben kam einem beständigen Kampf gleich. Sie hatten keine Familie, keine Zukunft und wenig Hoffnung auf Glück oder Freude. Aber das konnte Lily ändern.
    »Selbstverständlich helfe ich dir, Peg«, versprach sie schließlich mit belegter Stimme. »Ich werde alles für dich tun, was ich kann. «
    Pegs Unterlippe bebte, als sie unsicher lächelte. »Wenigstens habe ich in den letzten Jahren etwas Nützliches gelernt. Ich kann inzwischen recht geschickt mit Nadel und Faden umgehen, weil ich den anderen Tänzerinnen die Kostüme nähte. Vielleicht könnte ich bei einer Modistin in die Lehre gehen ... oder als Schneidergehilfin arbeiten.«
    »Ja, Miss Loring«, mischte Betty sich ein, die für einen Augenblick ihren eigenen Kummer zu vergessen schien. »Peg ist sehr gut in allen Modesachen. Sicher könnte sie sogar selbst Kleider entwerfen. Sie müssen sich mal ihre Zeichnungen anschauen. Die stechen La Belle Ensemble leicht aus! «
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte Lily beeindruckt.
    Peg wurde rot. »Na ja, ich lernte es ja nie richtig, aber letztes Jahr habe ich ein Morgenkleid für Miss Delee geschneidert, und sie meinte, es gefiele ihr sehr. «
    »Ich arrangiere etwas für dich, das verspreche ich dir.«
     
    Sie würde alles tun, um ihr Versprechen zu halten, schwor Lily sich, als sie kurze Zeit später die Treppe hinaufstieg und in ihr Zimmer ging. Dort saß sie und überlegte, was sie für Betty und Peg tun könnte.
    Es gab unzählige junge Frauen, die wie die beiden einer finsteren Zukunft entgegenblickten. Mädchen, die verlassen und schutzlos waren, niemanden hatten, an den sie sich wenden konnten, und weder Familie noch Freunde besaßen, die sie unterstützten.
    Lily beschloss, sich langfristig für diese unglücklichen Geschöpfe einzusetzen und einen Weg zu finden, wie sie zumindest einigen von ihnen Obdach und Hilfe verschaffen konnte. Sie brauchten einen Ort, an dem sie sicher waren und einen Beruf erlernen konnten, damit sie nicht zur Prostitution genötigt waren.
    Das musste allerdings noch warten, denn zunächst brauchten ihre Freundinnen Hilfe.
    Sie war zuversichtlich, dass sie eine passende Stellung für Peg fand; die schwangere Betty hingegen stellte ein sehr viel ernsteres Problem dar.
    Gern hätte sie alles mit Fleur und Chantel besprochen - jetzt gleich. Je schneller sie Stellungen für die Mädchen auftaten, umso eher konnten sie ihr neues Leben beginnen und jenes hinter sich lassen, das sie beide verabscheuten.
    Aber die zwei Kurtisanen hielten sich noch mit Lord Claybourne und Lord Poole im Theater auf. Und Basil war mit einigen Freunden und Kollegen in seiner Lieblingstaverne. Nach der erfolgreichen Soiree hatte er sich gefreut, wieder zu seinen Gewohnheiten zurückzukehren, die er wegen seiner Frühstunden über Wochen vernachlässigt hatte.
    Winifred um Hilfe für Betty zu bitten, war wohl sinnlos, wie Lily vermutete. Normalerweise fühlte die reiche Witwe mit der Arbeiterklasse, daher konnte man gemeinhein darauf zählen, dass sie das beträchtliche Vermögen, welches ihr Vater mit Fabriken und Minen erwirtschaftete, gern für wohltätige Zwecke einsetzte. In diesem Fall jedoch würde sie Lily gewiss raten, sich an Lord Claybourne zu wenden.
    Vielleicht konnte sie Marcus um Unterstützung bitten, der zwar nicht mehr ihr Vormund, aber nun ihr Schwager war. Andererseits hatte Marcus bereits mehr als genug getan, indem er die beiden jungen Frauen aufnahm, die Lily letzten Monat nach Danvers Hall geschickt hatte.
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sprach Lily zu sich selbst.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe, während sie zu einem unangenehmen Schluss kam: Obgleich es ihr nicht gefiel, Heath um Hilfe zu bitten, weil sie ihm nicht verpflichtet sein wollte, war er ihre naheliegendste Wahl. Und sie durfte den Umstand, dass sie von keinem Mann abhängig sein wollte, nicht über Bettys Schicksal entscheiden

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