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Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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er eine wollte. Es war durchaus möglich, dass er genau das nun tat, nachdem er beschlossen hatte, dass weiteres Werben um sie sich nicht lohnte.
    Der Gedanke, dass er mit einer neuen Mätresse Zärtlichkeiten austauschte, verursachte Lily Übelkeit und trübte ihre Stimmung noch mehr.
    Sie schalt sich eine Närrin, legte die Zeitung weg und stand auf, um das Buch über die Südseereisen aus ihrem Zimmer zu holen, das Heath ihr geschenkt hatte. Einmal hatte sie es bereits durchgelesen, aber bisher zu wenig Zeit gehabt, es in Ruhe zu studieren, und die Berichte waren fürwahr faszinierend - wie Heath versprochen hatte.
    Als sie die Treppe hinaufstieg, ließ sie ein unverkennbares Schluchzen im ersten Stock anhalten. Es kam aus einem Zimmer hinten rechts auf dem Flur. Lily folgte dem Geräusch bis zu einer offenen Tür.
    Es war das Zimmer, das Peg Wallace sich mit zwei anderen Mieterinnen teilte. Verwundert beobachtete Lily Peg, die auf einem der Betten saß und ihren Arm um eine weinende junge Frau legte - eine derjenigen, die auf der Soiree einen neuen Gönner gefunden hatten: Betty Dunst.
    Betty weinte bitterlichst.
    Als Lily vorsichtig ins Zimmer kam, schaute Peg traurig zu ihr auf. »Verzeihen Sie, wenn wir Sie gestört haben, Miss Loring. Ich wollte die Tür zumachen.«
    »Ist Betty verletzt?«, fragte Lily leise und näherte sich dem Bett.
    Peg zog eine Grimasse, während Betty noch lauter schluchzte. »Das könnte man sagen«, antwortete Peg. »Sie ist guter Hoffnung.«
    Lily zögerte, hatte sie doch keinerlei Erfahrung in derartigen Angelegenheiten. »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Das bezweifle ich, Miss Loring«, entgegnete Peg mit finsterem Blick und schüttelte den Kopf. »Sie sind eine viel zu feine Dame. Aber es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie fragen.«
    Lily setzte sich neben Betty und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Sag mir doch wenigstens, was dich so schrecklich traurig macht! «
    Nachdem sie zitternd Atem geschöpft hatte, nickte Betty und wischte sich die Tränen ab. »Es ist bloß ... dass ich ... nicht weiß, was ich tun soll. Ich kann das Kind nicht behalten. Was wird aus mir, wenn ich es versuche? Wenn mein Bauch zu rund wird ... kann ich nicht arbeiten. «
    Wie Lily wusste, war Betty in einem Herrenclub in der Nähe beschäftigt, der kaum mehr als ein Bordell für die feineren Kreise darstellte. Dort arbeitete sie bereits seit zwei Jahren. Betty war die Tochter des Gärtners auf einem großen Anwesen in Dorsetshire. Sie hatte sich von einem Diener auf selbigem Anwesen verführen lassen, worauf ihr Vater sie aus dem Haus warf. Sie war nach London gegangen, wo sie sich alsbald vor die Wahl zwischen Prostitution und Hungertod gestellt fand.
    »Und der Vater? «, wollte Lily wissen. »Könnte er dir helfen? «
    Betty schluchzte abermals. »Ich weiß nicht, wer der Vater ist. Er kann einer von einem Dutzend Herren sein. Und keiner von ihnen schert sich um ein Kind von einer Hure. «
    Lily begriff, wie naiv ihre Frage gewesen war.
    Weinend beklagte Betty ihr Los. »Ich besitze keinen Penny, um die Miete zu zahlen, und kann über Monate nichts verdienen, dann wirft Miss Delee mich auf die Straße, und ich kann nirgends hin ... «
    »Das wird sie nicht tun, Betty«, murmelte Lily.
    »Aber auch wenn sie mich bleiben lässt, was mache ich denn mit einem Baby? Wie kann ich für ein Kind sorgen?«
    Als ihre Stimme erneut versagte, mischte Peg sich leise ein. »Betty weiß, dass sie bald eine Hebamme aufsuchen muss. Deshalb weint sie.«
    Lily brauchte einen Moment, ehe sie begriff, was Peg meinte. »Möchtest du das Baby bekommen, Betty? «
    »Ja ... auch wenn ich nicht weiß, wer der Vater ist. Aber ich kann doch nicht. Ich kann nicht zurück auf die Straße. Das darf ich kein unschuldiges Kind durchmachen lassen. Ich will nicht, dass mein Baby lernt, was es heißt, so hungrig zu sein, dass sich einem der Bauch nach innen wölbt. Oder so verzweifelt zu sein, dass man sterben will. Ich kann das nicht, Miss Loring. Lieber töte ich es jetzt. «
    Während Betty abermals in ihre Hände schluchzte, strich Lily ihr sanft über den Rücken, um ihr ein wenig Trost zu spenden. Sie fühlte mit dem Mädchen und konnte nicht zulassen, dass Bettys Elend andauerte.
    »Betty, du musst aufhören zu weinen, sonst wird dir noch übel. Hör mir zu! Wir finden eine Lösung. Ich habe Freunde, mit denen ich reden kann, damit sie dir helfen. Wir finden jemanden, der dich aufnimmt, so dass du das Baby bekommen

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