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Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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kannst und dich nicht um die Zukunft sorgen musst.«
    Bettys Schluchzen verstummte abrupt, und sie sah halb ängstlich, halb hoffnungsvoll zu Lily auf. »Ach, Miss Loring ... meinen Sie wirklich, dass Sie das können? «
    »Ich bin mir sicher«, sagte Lily bestimmt. »Und notfalls stelle ich selbst die Mittel zur Verfügung, die du brauchst, um dein Kind aufzuziehen. «
    »Ach, Miss Loring«, hauchte Betty, »Sie sind ein Engel! Niemand ist so gut wie Sie. Aber ich könnte Sie niemals bitten, für mich aufzukommen. Ich kann arbeiten, ja, ich arbeite gern für meinen Lebensunterhalt.«
    Lily sah in das tränenverquollene Gesicht des Mädchens und erkannte einen Zug, der ihr nur zu vertraut war: Betty wollte Unabhängigkeit, keine Almosen.
    »Dann müssen wir eine Anstellung für dich finden«, entschied Lily. »Für welche Arbeit bist du am ehesten geeignet?«
    »Ich kann gut mit Blumen ... sie ziehen, meine ich. Seit ich laufen kann, habe ich meinem Vater immer in den Gärten geholfen.«
    »Nun, dann sehe ich einmal, was ich tun kann. Fürs Erste solltest du dir dein Gesicht waschen und dich hinlegen, a? Weinen ist nicht gut für dein Baby. «
    »Ich weiß. « Tatsächlich waren ihre Tränen versiegt, und schniefend wischte Betty sich die Augen mit einem Taschentuch. »Aber ich kann mich nicht hinlegen, Miss Loring. Ich muss gleich zur Arbeit, und die Madam wirft mich ganz bestimmt hinaus, wenn ich zu spät komme. «
    Stirnrunzelnd schüttelte Lily den Kopf. »Du kannst nicht weiterarbeiten, wenn du guter Hoffnung bist. Nein, Betty, du gehst nicht wieder in deinen Club. Morgen schickst du eine entsprechende Nachricht hin, aber jetzt ruhst du dich aus und sorgst dich nicht um die Zukunft. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich eine Lösung habe. «
    Wieder stiegen Betty Tränen in die Augen, als sie beinahe ehrfürchtig zu Lily aufsah. »Ich danke Ihnen, Miss Loring. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken ... «
    »Du musst mir nicht danken, meine Liebe. Es ist nicht mehr Hilfe, als sie eine freundliche Dame meinen Schwestern und mir zukommen ließ«, entgegnete Lily und dachte dabei an Winifred, die ihnen die Freemantle Academy finanziert hatte, damit sie ein Leben weitab von dem führen konnten, wie es die arme Betty ertragen musste. »Ich versuche lediglich, ihre Freundlichkeit weiterzugeben.«
    Nachdem sie Betty tröstend auf die Schulter geklopft hatte, stand Lily auf und wandte sich zur Tür, als Pegs leise Stimme sie aufhielt. »Miss Loring?«
    »Ja? «
    Lily wartete, während Peg sich ebenfalls erhob. Unsicher zupfte sie an ihren Röcken. »Miss Loring ... denken Sie, es wäre möglich ... « Sie räusperte sich. »Das heißt, würden Ihre Freunde ... vielleicht auch eine respektable Stellung für mich haben?«
    Pegs Schicksal war Bettys insofern ähnlich, als beide Mädchen in jungen Jahren auf der Straße gelandet waren und für sich selbst sorgen mussten, nur dass Peg zuvor als Zofe in einem vornehmen Haushalt gearbeitet hatte. Dort hatte der Hausherr sie in trunkenem Zustand überwältigt und geküsst, worüber die Dame des Hauses hinzukam und Peg hinauswarf. Ohne Referenzen hatte Peg keine neue Stellung finden können und war als Balletttänzerin bei der Royal Opera gelandet, wo man sie allerdings eher wegen ihrer auffälligen Schönheit engagierte denn aufgrund ihrer tänzerischen Begabung.
    Pegs Bitte war dennoch verblüffend, hatte sie doch gerade einen sehr wohlhabenden Baronet als Gönner gefunden.
    »Ich dachte, du seist mit dem Arrangement zufrieden, zu dem du mit Sir Robert gekommen bist«, gab Lily zögernd zurück.
    »Ich bin auch zufrieden, Miss Loring. Ich meine ... Sir Robert ist ein besserer Gönner, als ich ihn mir je erhofft hätte. Aber ich ... ich möchte eigentlich nicht seine Mätresse sein. Ehrlich gesagt ist es mir zuwider«, beteuerte sie leise und eindringlich. »Ich war immer ein gottesfürchtiges Mädchen, bevor ich zur Dirne wurde. Und wenn ich so sündigen muss ... Ach, manchmal möchte ich lieber sterben! «
    Lily bekam ein schrecklich schlechtes Gewissen. Sie hatte gedacht, Peg wäre einfach nur außergewöhnlich schüchtern, nicht aber zutiefst unglücklich.
    »Das wusste ich nicht, Peg«, murmelte sie beschämt. »Es tut mir sehr leid, dass ich dich ermuntert habe, an unserem Unterricht tellzunehmen, und mithalf, dich auf die Soiree vorzubereiten. Ich dachte, du wolltest es so.«
    »Aber nein, Miss Loring, das war es nicht, was ich meinte! Sie dürfen nicht denken, ich hätte

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