Sanfte Eroberung
anzuhören. «
»Nun, mich wird er anhören!«, erklärte Lily energisch und wandte sich zur Tür. »Ich werde ihn dazu bringen, mir zuzuhören.«
Heath stellte sich ihr in den Weg. »Was genau ist deine Absicht, Lily?«
»Ich gehe zum Spielclub des Schurken und stelle ihn zur Rede. Wenn schon sonst nichts, will ich ihm zumindest erzählen, was ich von ihm halte.«
»Du tust nichts dergleichen! «
»Was in aller Welt meinst du? «, fragte sie.
Lily war so wütend, dass sie förmlich Feuer spie. Und offensichtlich konnte sie nicht klar denken. »Ich meine, dass du es mir überlassen solltest, mit O'Rourke zu sprechen. Er wird mich ungleich ernster nehmen als dich. «
Sie sah aus, als wollte sie ihm widersprechen, zögerte jedoch, denn anscheinend wusste sie, dass er Recht hatte.
Heath nutzte ihr Schweigen, um hinzuzufügen: »Du kannst deine Krallen vorerst wieder einziehen, mein Engel. Ich verspreche, dass ich mich um ihn kümmere. «
»Das ist wahrlich nicht deine Angelegenheit.«
»Ich mache es zu meiner«, entgegnete Heath. »Und spar dir diesen Streit mit mir, Lily, denn den gewinnst du nicht! «
»Versprichst du, dass O'Rourke Fanny nicht wieder verletzt? «
»Du hast mein Wort.«
Er wartete, während Lily mit sich rang. Am liebsten hätte er sie in seine Arme genommen und sie vor sich selbst geschützt. In ihrem Zorn war sie beeindruckend, und Heath bewunderte ihre Loyalität. Aber O'Rourke in seiner Spielhöhle aufzusuchen, bedeutete zweifellos, Ärger heraufzubeschwören, wenn nicht gar reelle Gefahr. Das würde Heath auf keinen Fall zulassen.
Als Lily bloß einmal nickte, strich Heath ihr eine Locke aus dem Gesicht und verbarg sein erleichtertes, zufriedenes Lächeln.
Er hatte sich die Chance gewünscht, für sie Drachen zu töten; nun ergab sich die Gelegenheit ein wenig früher als erwartet.
O'Rourkes Spielclub lag in einer Seitenstraße der Bond Street, nicht weit von der Pension, so dass Heaths Kutsche kurze Zeit später vor dem Haus hielt. Alles war vornehm eingerichtet, nur ein bisschen zu protzig, wie Heath feststellte, als ihn ein muskulöser Diener hineinführte. O'Rourke saß am Schreibtisch seines Büros hinter den Spielsälen.
Mit seinem schwarzen Haar und der massigen Gestalt ähnelte O'Rourke den Grobianen, die Lily letzte Woche in der Seitengasse gestellt hatte. Sein Gesicht mutete etwas viereckig und verlebt an, die Nase war mindestens ein Mal gebrochen gewesen.
Der Spieler wirkte überrascht und verärgert, erhob sich jedoch höflich.
»Lord Claybourne ... womit verdiene ich die Ehre Ihres Besuchs? «, fragte er, merklich um eine gute Ausdrucksweise bemüht.
»Sie wissen also, wer ich bin«, erwiderte Heath.
»Selbstredend. Ich mache es mir zur Grundregel, alle Reichen in London zu kennen. « O'Rourke zögerte. »Und ich sah Sie letzte Woche im Haus der alten Mähren.«
Heath zog eine Braue hoch. »Mähren?«
»Fleur und Chantel. Sie standen auf der Treppe, als ich gerade ging.«
»Als Sie unsanft hinausgeworfen wurden, meinen Sie.«
O'Rourkes Wange zuckte, doch er beherrschte sich und wies auf den Holzstuhl vor seinem Schreibtisch. »Möchten Sie sich setzen, My Lord?«
»Danke, nein. Mein Anliegen ist schnell vorgetragen.«
Heath hatte seinen Hut und Gehstock nicht bei dem Diener gelassen, und 0'Rourke musterte den Stock, bevor er seinem Gast wieder ins Gesicht sah. »Ich wette, dass ich den Grund Ihres Besuchs kenne, My Lord.«
»Ach ja? «
»Sie kommen im Auftrag der Kupplerinnen.«
»Teils. Mir geht es vornehmlich um Ihre Misshandlung von Miss Irwin.«
Der Spieler zog seine schwarzen Brauen zusammen. »Was meinen Sie mit Misshandlung? Ich habe Fanny nicht angerührt! «
»Nein? Dennoch hat sie eine aufgeplatzte Lippe und Ihre Fingerabdrücke am Kinn.«
Seine Miene wechselte von ärgerlich zu verwirrt. »Ich wollte das nicht! Ich würde Fanny niemals wehtun. Ich liebe sie.«
»Sie haben eine eigenwillige Art, Ihre Liebe zu zeigen. «
»Habe ich das?«, entgegnete O'Rourke gereizt. »Was, bitte, schert Sie die Sache, Eure Lordschaft? Fanny hat nichts mit Ihnen, oder? «
»Falls Sie fragen wollten, ob ich ihre Dienste genieße: nein. Allerdings steht sie unter meinem Schutz, ist Miss Irwin doch die Freundin einer Freundin.«
0'Rourke nickte bedäc htig und lehnte sich zurück. »A h, verstehe. Sie sind scharf auf die kleine Hitzköpfige, die auf mich losgegangen ist.«
Heath musste sich bei der treffenden Bezeichnung für Lily ein Schmunzeln
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