Sanfte Eroberung
verkneifen. »So könnte man es ausdrücken. Ich hoffe, die kleine Hitzköpfige eines Tages zu meiner Frau zu machen, und weil das Wohlergehen ihrer Freundinnen ihr sehr am Herzen liegt, ist es auch mir entsprechend wichtig. «
»Hat sie Sie hergeschickt?«
»Ich bot mich freiwillig an«, antwortete Heath mit einem kühlen Lächeln. »Sie sollten sich glücklich schätzen, dass ich sie abhielt, selbst herzukommen. Sie war fest entschlossen, Sie bluten zu lassen.«
»Was Sie nicht sind? «
»Sagen wir, ich bin bereit, es bei einer Warnung zu belassen. Falls Sie Miss Irwin wieder verletzen, ihr auch nur ein Haar krümmen sollten, werden Sie es mit mir zu tun bekommen.«
Der Spieler betrachtete ihn ungerührt. »Und was würden Sie dann tun, Euer Lordschaft? Mich fordern? Das wäre wohl kaum fair, bedenkt man, dass Sie einer der besten Fechter Londons sind.«
»Ich würde sogar meinen, einer der besten Englands«, korrigierte Heath gelassen. »Und man sagt, ich würde auch recht passabel schießen.« In Wahrheit war er ein herausragender Schütze, wie 0'Rourke wissen dürfte.
Der Mann blickte auf Heaths Hände, die er auf den goldenen Knauf seines Gehstocks aufgestützt hatte. »In dem Stock steckt ein Degen, nicht wahr?«
»Ich trete grundsätzlich keinem Gegner unbewaffnet gegenüber. «
»Ich bin nicht Ihr Feind, My Lord.«
»Der werden Sie sein, sollten Sie weiterhin Miss Irwin misshandeln.«
0'Rourke biss die Zähne zusammen. »Dann würden Sie mich eines Morgens bei Sonnenaufgang einbestellen?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Es gäbe natürlich noch eine andere. Eventuell würde es Sie mehr schmerzen, wären Sie gezwungen, Ihren Club zu schließen.«
O'Rourkes Miene verfinsterte sich. »Sie meinen, Sie würden mich um mein Geschäft bringen? «
»Falls nötig. Ich empfinde keinerlei Skrupel gegenüber einem Mann, der Frauen misshandelt.« Heath machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er sehr ruhig fortfuhr: »Die Reputation eines Spielclubs ist äußerst fragil, Mr. 0'Rourke. Stimmen Sie mir da zu? Falls sich herumspricht, dass gewisse betrügerische Machenschaften ... «
» Ich betreibe ein ehrenwertes Etablissement!«
»Ja, das hörte ich. Doch Gerüchte von Schummeleien sind schwer zu widerlegen.«
O'Rourkes Wut war offensichtlich, doch er fragte nur: »Was wollen Sie von mir, Lord Claybourne?«
»Wie ich sagte, möchte ich, dass Sie die Finger von Miss Irwin lassen.«
»Na schön, das werde ich! «, zischte er.
»Und ich will, dass Sie Ihre Drohung zurücknehmen, ihre Freundinnen ins Gefängnis zu bringen.«
»Warum zum Teufel sollte ich das? Ihre Schulden sind unanfechtbar.«
»Mag sein, trotzdem ist deren Zustandekommen zweifelhaft. Sie haben die beiden Damen an den Faro-Tisch gelockt und sie mit Mitteln weit über dem ausgestattet, was sie sich leisten konnten. Doch ungeachtet dessen, wie es zu der Schuld kam, werden sie schon bald in der Lage sein, sie zu begleichen. Falls nicht, werde ich den vollen Betrag zahlen. «
Als O'Rourke nichts erwiderte, lächelte Heath. »Ich könnte Ihnen noch heute einen Scheck meiner Bank bringen, doch mein >Hitzkopf<, wie Sie die Dame nennen, ist recht stolz und unabhängig, weshalb sie das Problem auf ihre Weise regeln will. Folglich mische ich mich nicht ein, sofern es nicht unbedingt notwendig ist. So oder so, Mr. 0'Rourke: Sie erhalten Ihr Geld.«
O'Rourke schüttelte verärgert den Kopf. »Ich will Ihr Geld nicht, My Lord.«
»Was wollen Sie dann? «
»Fanny. Ich will Fanny.«
Nun setzte Heath sich doch. Etwas in dieser Richtung hatte er bereits erwartet. »Möchten Sie sich näher erklären? «
O'Rourke zog eine Grimasse, die halb verwundert, halb reumütig wirkte. »Ich bin in Fanny verliebt, seit ich sie zum ersten Mal sah. Ich war sogar ihr erster Gönner, müssen Sie wissen.«
»Aber sie erwiderte Ihre Gefühle nicht.«
»Damals nicht«, gab der Spieler verbittert zu. »Selbst als ich ihr anbot, sie zu einer anständigen Frau zu machen, indem ich sie heirate, hat Fanny mich eiskalt abgewiesen. Sie war sechzehn und wollte ein pompöses Leben, das ich ihr seinerzeit nicht bieten konnte. Heute bin ich reich wie Krösus und könnte ihr jeden Luxus bescheren, doch immer noch will sie nichts von Heirat hören. Sie sagt, sie wolle mich nicht zum Mann, obwohl sie damit ein Vermögen ablehnt. Ich denke, sie fühlt sich zu fein für Leute wie mich. Aber ich weiß, dass ich sie zur Vernunft bringen kann, wenn ich nur
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