Sanfte Eroberung
hartnäckig genug bin. «
»Also benutzen Sie die Schulden, um Miss Irwin zur Rückkehr zu Ihnen zu bewegen«, folgerte Heath.
»Ja. Das Geld ist mir egal. Und ich würde die beiden alten Mähren auch nicht ins Gefängnis schicken. Aber Sie verstehen sicher, warum ich nicht will, dass Sie die Schulden begleichen. Wenn Sie zahlen, habe ich keine Chance mehr, Fanny zur Heirat zu überreden.«
Heath nickte. Immerhin konnte er das Dilemma des Mannes verstehen, denn er versuchte ja selbst, Lily zu überreden, ihn zu heiraten. Aber etwas zu verstehen, war nicht dasselbe, wie es gutzuheißen.
Als O'Rourke weitersprach, klang er versöhnlicher. »Sie scheinen mir ein vernünftiger Herr, My Lord. Gewiss können wir zu einer für beide Seiten annehmbaren Lösung finden.«
»Ich denke schon, sind meine Bedingungen doch recht simpel. «
»Ich werde Fanny nicht wieder verletzen, darauf haben Sie mein Wort.«
»Gut. Und falls Sie Ihre Bemühungen, sie zur Frau zu gewinnen, fortsetzen, werden Sie es tun, ohne ihre Freundinnen zu bedrohen. Heute Nachmittag schreiben Sie Fleur und Chantel und teilen ihnen Ihre Bereitschaft mit, so lange auf Rückzahlung zu warten, wie es nötig ist. Und Sie werden es freundlich formulieren.«
»Sehr wohl, My Lord«, stimmte O'Rourke widerwillig zu. »Ich schätze, Sie lassen mir keine Wahl.«
Heath lächelte. »Genau das war meine Absicht, Mr. O'Rourke. Ich bin froh, dass Sie ein so kluger Geschäftsmann sind.«
Lily hörte am Nachmittag von Heath, allerdings nur in Form einer kurzen Nachricht, der sie entnahm, dass er das Problem mit O'Rourke geregelt hätte. Gänzlich zufrieden war Lily nicht, denn sie wollte, dass der brutale Schurke richtig bestraft wurde, wohingegen sie vermutete, dass Heath ihn mit einer strengen Verwarnung davonkommen ließ.
Eine Stunde später jedoch erhielten Fleur und Chantel eine feierliche Entschuldigung von O'Rourke, in der er schrieb, wie sehr er bedauerte, ihnen Kummer bereitet zu haben, und beteuerte, nicht weiter auf einer sofortigen Rückzahlung ihrer Schulden zu bestehen. Mit dieser Lösung musste Lily sich begnügen.
Und sie war Heath wirklich dankbar für seine Hilfe. Er bewahrte ihre Freundinnen vor dem drohenden Gefängnis und schützte Fanny vor O'Rourke. Noch dankbarer war sie für das, was er für Betty und Peg tat. Als sie gesehen hatte, wie freundlich er die schluchzende Prostituierte tröstete, war Lily ganz warm ums Herz geworden. Heath versprach dem Mädchen, dass es in seinem neuen Leben sicher wäre, und Lily glaubte ihm.
Trotzdem wollte er offenbar keinen Dank für seine Freundlichkeit, denn er schlug Fleurs Einladung zum Abendessen in der Pension aus. Lily konnte nicht umhin, zu mutmaßen, dass sie der Grund für seine Absage war. Wie es schien, mied er sie absichtlich.
Und während seine verführerischen Spiele sie einst furchtbar durcheinandergebracht hatten, war es nun noch weit beunruhigender, dass sie ausblieben. Hatte er sich eine Mätresse genommen? Dieser Gedanke bereitete Lily größte Sorge. Unweigerlich dachte sie immerfort darüber nach, womit Heath sich dieser Tage seine Zeit vertrieb, und wieder und wieder stellte sie sich ihn in den Armen einer parfümierten Schönheit vor, mit der er seine körperlichen Bedürfnisse ebenso sinnlich befriedigte, wie er es ihr gezeigt hatte ... möglicherweise in diesem Moment.
Unfähig, ihre lebhafte Fantasie zu zügeln, wälzte Lily sich die ganze Nacht schlaflos im Bett. Am Samstagmorgen beschloss sie, mit jemandem zu reden, der ihr Dilemma verstand. Daher lud sie Tess, die im Dienste einer ihrer wohltätigen Organisationen nach London kam, zum Mittagessen ein.
Sie setzten sich in den kleinen Garten hinter dem Haus, wo eine Ulme sie vor dem hellen Sonnenlicht schützte.
Lily erzählte Tess von Lord Claybournes großzügigen Bemühungen, bevor sie schließlich auf ihre widersprüchlichen Gefühle zu sprechen kam, was das mögliche Ende seines Werbens betraf.
Tess' erste Reaktion war Überraschung. »Ich dachte, du wärst froh, wenn er dir nicht mehr den Hof macht. Wolltest du das nicht die ganze Zeit? «
»Ich b in froh«, bestätigte Lily. »Ich meine ... ich werde sehr froh sein, wenn er nicht länger beabsichtigt, mich zu seiner Marquise zu machen.«
»Und was stimmt dich so melancholisch?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Lily achselzuckend. »Vermutlich bin ich nur gereizt, weil ich so wenig zu tun habe. Ich habe das Gefühl, dass ich London nicht verlassen darf, ehe
Weitere Kostenlose Bücher