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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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Ihrem Kollegen sagen: »Oh, gut, dass du kommst. Der Fotokopierer streikt schon wieder.«
    Wahrscheinlich erwarten Sie jetzt, dass der Kollege den Satz richtig deutet, nämlich als eine Bitte um Hilfe. Aber der Kollege zuckt nur mit den Schultern und sagt: »Schon wieder kaputt? Wie gut, dass ich nichts kopieren muss!« und dann geht er einfach weiter. Wären Sie enttäuscht, weil dieser Kollege so wenig hilfsbereit ist?
     
    Der Wink mit dem Zaunpfahl wird oft
nicht verstanden.
     
    Aber ist er wirklich nicht hilfsbereit? Oder hat er einfach nur den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden?
    Der Satz »Der Kopierer streikt schon wieder« ist genau genommen nur ein Hinweis auf eine Tatsache. Mehr nicht. Und genau das hat der Kollege in diesem Beispiel auch verstanden. Es war nur ein Hinweis auf die Tatsache, dass der Kopierer mal wieder nicht funktioniert. Was Sie mit diesem Satz eigentlich erreichen wollten, hat er zwischen den Zeilen nicht herausgehört.
    Und genau so kann ein Streit entstehen. Der eine macht eine Andeutung, winkt mit dem Zaunpfahl, aber der Gesprächspartner bezieht sich nur auf das, was tatsächlich gesagt wurde.
    Jetzt fühlt sich jeder falsch verstanden:
    »Du tust nie das, worum ich dich bitte.«
    »Stimmt ja gar nicht.«
    »Doch! Ich habe dich um Hilfe gebeten, als der Kopierer kaputt war. Aber du bist einfach weggegangen und hast mich da stehen lassen.«
    »Nein, das stimmt nicht. Du hast nicht gesagt, dass ich dir helfen soll.«
    »Hab ich doch.«
    »Quatsch, ich hab doch Ohren. Du hast nur gesagt, dass der Kopierer kaputt ist.«
    »Ja, das sag ich doch nicht zum Spaß. Ich dachte, du hilfst mir.«
    »Hab ich je behauptet, dass ich Gedanken lesen kann? Wie soll ich wissen, was du denkst?«
    Ja, so ist das, wenn man mit Zaunpfählen winkt. Der Gesprächspartner hat die freie Wahl, wie er das Gesagte verstehen will. Und häufig versteht er nur Bahnhof. Aber lassen Sie uns an dieser Stelle ganz genau sein. Der Hinweis auf eine Tatsache (»Der Kopierer streikt schon wieder«) ist noch keine Bitte. Es ist nur eine Feststellung. So ähnlich wie »Die Erde ist rund« oder »Heute ist Mittwoch«. Das sind auch keine Bitten.
     
    Je klarer Sie Ihre Bitte ausdrücken,
umso größer ist die Chance, dass Sie
damit auch verstanden werden.
     
    Sie können hundert Mal zu einem vertrauten Mitmenschen sagen »Der Mülleimer ist voll« oder »Der Rasen müsste mal gemäht werden«, »O nein, mein Computer spinnt schon wieder!« und nichts passiert. Alles nur Feststellungen und keine Bitten.
    Ein kleines Quiz zeigt Ihnen, wie unterschiedlich man so einen Wink mit dem Zaunpfahl deuten kann. In diesem Quiz präsentiere ich Ihnen jeweils einen Satz und anschließend kommen jeweils drei Möglichkeiten, wie man diesen Satz verstehen kann. Sie dürfen raten, was der Sprecher oder die Sprecherin wohl tatsächlich gemeint hat.
     
    »Mein Gott, fährst du schnell! Du rast hier mit fast hundertzwanzig über die Landstraße!«
    Das soll eigentlich heißen...
    1. Ich bewundere deine Fahrkünste. Wie schnell du hier auf der Landstraße fährst – einfach toll!
    2. So schnell bin ich hier noch nie gefahren. Das eine völlige neue Erfahrung für mich.
    3. Mir ist das zu schnell. Bitte fahr langsamer.
    »Sag mal, sind dir die Arme abgefallen oder warum steht deine Schultasche hier auf der Treppe?«
    Was bedeutet dieser Satz?
    1. Ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit. Ist mit deinen Armen alles in Ordnung oder musst du zum Arzt?
    2. Deine Schultasche taucht immer wieder an überraschenden Orten auf. Ich frage mich, woran das liegen könnte? Welche Ursachen hat dieses Schultaschen-Phänomen? Liegt es an deinen Armen?
    3. Bitte räum deine Schultasche weg.
    »Uff, die Luft ist hier aber stickig und dabei sind auch noch alle Fenster zu.«
    Was will man uns mit diesem Satz sagen?
    1. Erstaunlich, wie schnell der Sauerstoff verbraucht ist und die Luft stickig wird.
    2. Die Fenster schließen wirklich fest. Da kommt kein Lufthauch durch. Und schon verändert sich das Raumklima.
    3. Könnten Sie bitte ein Fenster aufmachen, um hier frische Luft reinzulassen.
    »Also das nervt jetzt wirklich! Musst du mir andauernd ins Wort fallen?«
    Was bedeutet diese Aussage?
    1. Ich versuche, aus dir schlau zu werden. Dabei frage ich mich, ob du unter einem unheimlichen Zwang stehst oder mich aus freiem Willen unterbrichst?
    2. Meine seelische Verfassung ist zur Zeit nicht die beste. Ich habe im Moment Schwierigkeiten, deine

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