Sanfte Selbstbehauptung

Aktivitäten anpflanzen als Sie. Das Leben, das Ihre Mitmenschen leben, ist deren Sache. Es geht Sie im Prinzip nichts an. Das gilt auch für die Menschen, die Ihnen ganz nahe stehen.
    Übernehmen Sie die Verantwortung für
Ihr eigenes Leben. Und halten Sie sich
aus dem Leben anderer Menschen raus.
     
    Jeder Ihrer Liebsten hat einen eigenen Lebensgarten, für den er oder sie selbst verantwortlich ist. Der Zaun zeigt Ihnen deutlich, wo Ihr Einflussbereich endet und der des anderen anfängt.

    Ihr Lebensgarten mit seinen Grenzen
    Beim Zusammenleben ist es wichtig, gemeinsam über die Grenzen zu verhandeln. Dabei wird festgelegt, wo jeder seinen eigenen Bereich hat, wie die Aufgaben verteilt werden und wer für was verantwortlich ist.
    Mein Rezept für einfaches, gelassenes Leben lautet so: Sorgen Sie bei sich für klar erkennbare Grenzen. Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Garten und halten Sie sich aus den Gärten anderer Leute raus.
    Falls es Sie aber doch packt und Sie in den Gärten Ihrer Mitmenschen herumwühlen möchten, dann klopfen Sie vorher an und fragen die anderen, ob Ihre Hilfe überhaupt erwünscht ist. Selbstverständlich hat Ihr Gegenüber das Recht, darauf mit »Ja« oder »Nein« oder »bitte Bedenkzeit« zu antworten.
     
    Wenn Sie anderen helfen wollen,
fragen Sie vorher, ob Ihre Hilfe
überhaupt willkommen ist.
     
    Und falls jemand ungefragt in Ihrem Garten herumwühlt und sich in Ihre Angelegenheiten einmischt, dann zeigen Sie ihm deutlich: Achtung, du bist hier in meinem Hoheitsgebiet. Das ist allein meine Angelegenheit und darüber entscheide ich.
    Bei Menschen, die häufig überlastet sind, ist die Abgrenzung zu schwach. Wer zu viele Termine im Kalender stehen hat und eine zu lange To-do-Liste führt, der hat Probleme mit dem Neinsagen. Das kann man sich wie einen Gartenzaun vorstellen, der kaputt und kaum sichtbar ist. Die Probleme, Lasten und Ansprüche anderer Menschen werden in diesem Garten einfach so abgelegt.
     
    Eine fehlende Abgrenzung wirkt auf
andere Menschen wie eine Einladung,
dort ihre Lasten abzulegen.
     
    Die anderen erkennen überhaupt nicht, dass sie sich hier eigentlich im Hoheitsgebiet einer anderen Person aufhalten. Es gibt kein deutliches Hindernis, keine fühlbare Abgrenzung. Nichts, was die anderen zwingt, zuerst anzuklopfen und zu fragen. Es gibt keine Gartenpforte, die auch mal zugemacht werden kann.
    Nicht umsonst heißt es, ein gutes Zeitmanagement besteht vor allem im Neinsagen.

    Wenn die Abgrenzung fehlt, entsteht leicht eine Überlastung
    Wenn Sie Lust haben, können Sie gleich Ihre Abgrenzung, Ihren Zaun um Ihren Lebensgarten, überprüfen. Testen Sie einmal, wie solide und klar erkennbar Ihre Grenzen sind. Lesen Sie sich die folgenden Fragen durch und beantworten Sie sie im Stillen:
    • Wo (in welchen Bereichen Ihres Alltags oder welchen Menschen gegenüber) würden Sie gern öfter Nein sagen?
    • Warum möchten Sie dort Nein sagen? Was stört Sie?
    • Hand aufs Herz, was hat Sie bisher gehindert, Nein zu sagen? Was könnte passieren, wenn Sie das nächste Mal Nein sagen?
    • Laden andere Menschen ihre Lasten, ihre Arbeit oder ihre Probleme bei Ihnen ab? Wenn ja, wie schaffen es die anderen, dass Sie diese Fremdlasten auch noch übernehmen?
    • Wo haben Sie sich – ohne vorher zu fragen – in die Angelegenheiten anderer Menschen eingemischt? Was wollten Sie damit erreichen?
    • Jedes Mal, wenn Sie sich über einen Menschen ärgern, stellen Sie sich folgende Fragen: Was ist dabei meine Angelegenheit und was ist seine Angelegenheit? Wofür bin ich zuständig (mein Garten) und was geht mich nichts an (der Garten des anderen)?

    Eine gute
Abgrenzung: Sie
entscheiden, was
Sie übernehmen
und was nicht

Häufige Fragen zur Selbstbehauptungsstrategie »Das freundliche Nein«
    »Ich würde gern öfter Nein sagen, vor allem im Beruf. Aber ich fürchte, dass mir ein Nein Nachteile einbringt, wenn ich zum Beispiel Überstunden ablehne. Was kann ich da tun?«
    Es ist gut, wenn Sie sorgfältig an die Sache herangehen. Ich kann von hier aus nicht abschätzen, ob Sie sich ein Nein in Ihrem Job leisten können oder nicht. Aber Sie selbst können folgende Überlegungen anstellen: Was kostet Sie ein Ja und was kostet Sie ein Nein? Immer wenn Sie Ja sagen, kostet Sie das etwas. Oder anders gesagt, ein Ja hat auch Nachteile.
     
    Bevor Sie sich entscheiden, überprüfen
Sie, welche Vor- und Nachteile ein Nein
oder ein Ja hätte.
     
    Nehmen wir beispielsweise