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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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die Frage nach den Überstunden. Wenn Sie Ja sagen und Überstunden machen, kostet Sie das ein Stück Ihrer Freizeit. Vielleicht kriegen Sie auch den Unmut Ihrer Familie zu spüren, weil Sie so selten zu Hause auftauchen. Das gehört auch zu den Kosten. Und auch Ihr eigener Unmut oder Ihre Erschöpfung gehören zu den Kosten, die durch Ihr Ja entstehen können. Aber auch Ihr Nein zu den Überstunden würde Sie etwas kosten. Auch diese Entscheidung kann Nachteile mit sich bringen. Beispielsweise könnte Ihr Chef enttäuscht oder angesäuert sein, weil Sie nicht einspringen und mehr arbeiten. Möglicherweise ist er rachsüchtig und behindert Ihren weiteren beruflichen Aufstieg. Die Reaktion Ihrer Kollegen könnte unterschiedlich aussehen. Vielleicht wären Sie für einige ein Held, weil Sie die Überstunden ablehnen. Für andere wären Sie vielleicht eine Plage, weil diese Kollegen jetzt zusätzlich noch mehr arbeiten müssten.
    Ihr Nein kostet Sie also auch etwas. Weder das Ja noch das Nein gibt es kostenlos. Letztlich ist Ihre Entscheidung eine Kostenfrage. Ja oder nein – wo zahlen Sie am meisten? Und wo kommen Sie am günstigsten weg?
     
    »Ich will andere Menschen nicht enttäuschen. Ich mag es einfach nicht, wenn andere traurig oder frustriert sind, nur weil ich Nein gesagt habe. Wie kann ich damit umgehen?«
    Es gibt zwei verschiedene Bereiche in der Kommunikation. Der eine Bereich ist der Teil, den Sie beeinflussen und gestalten können. Dazu gehört Ihr Tonfall, die Worte, die Sie wählen und Ihre Körpersprache. Das alles bestimmen Sie. Aber es gibt auch einen Bereich, den Sie nicht unter Ihrer Kontrolle haben. Das sind die Gedanken und Gefühle Ihres Gesprächspartners. Sie können nicht bestimmen, wie Ihr Gegenüber Ihre Worte aufnimmt und wie er sich damit fühlt. Sie können so sanft wie möglich Nein sagen, aber ob Ihr Gesprächspartner darüber frustriert ist oder ob er traurig ist oder alles gelassen akzeptiert, das ist allein seine Angelegenheit. Sie können nicht direkt beeinflussen, dass Ihr Gegenüber sich gut fühlt, nachdem Sie Nein gesagt haben. Wichtig ist, dass Sie Ihr eigenes Nein akzeptieren und sich erlauben, das auch klar und freundlich auszusprechen. Für diesen Teil sind Sie zuständig. Überlassen Sie es Ihrem Gegenüber, wie er auf Ihr Nein reagiert.
     
    Sie sind nicht dafür zuständig,
wie sich Ihr Gesprächspartner nach
Ihrem Nein fühlt.
     
    »Ich sage jetzt öfter Nein und grenze mich viel besser ab als früher. Aber ich bekomme deswegen auch häufig ein schlechtes Gewissen. Wie kann ich die Schuldgefühle loswerden?«
    Zunächst ist es wichtig, dass Sie ein Gefühl, das da ist, einfach nur fühlen. Gehen Sie mit allen Ihren Gefühlen immer liebevoll um. Das gilt auch für Schuldgefühle. Ihr schlechtes Gewissen oder Ihre Schuldgefühle zeigen Ihnen, dass Sie gerade dabei sind, aus einer alten Rolle auszubrechen.
    Wir alle haben im Elternhaus, in der Schule und vielleicht auch in der Kirche gelernt, wie man als guter Mensch zu sein hat. Diese Normen, Werte und Richtlinien haben sich tief in unsere Gehirnwindungen eingegraben. Wenn wir nun nicht mehr ganz so artig, nett und aufopferungsvoll sind, wie man es uns früher beigebracht hat, meldet sich unser Gewissen zu Wort. Es zeigt uns, dass wir gegen das verstoßen, was man uns früher beigebracht hat. Und das ist in Ordnung. Mit der Zeit lernen Sie, dass es kein Verbrechen ist, selbstsicher Grenzen zu ziehen und dass Sie mit Ihrem Nein andere Leute nicht schädigen. Sie merken, dass Sie ein guter Mensch sind, gerade weil Sie sich abgrenzen und Nein sagen können. Wenn sich diese neue Botschaft langsam bei Ihnen einprägt, wird das schlechte Gewissen immer mehr abnehmen.
     
    Das schlechte Gewissen wird
abnehmen, wenn Sie merken,
dass Ihr Nein nicht schädlich ist.

»Wenn ich das nicht mache, wer dann?«
    Wenn Sie sich besser von anderen Menschen abgrenzen, kann es passieren, dass Lücken entstehen. Vorher sind Sie immer aufgesprungen und haben sich um das gekümmert, was Ihre Mitmenschen nicht schafften, nicht konnten oder vielleicht auch nicht wollten. Und nun sagen Sie neuerdings öfter Nein. Sie ziehen eine Grenze und fühlen sich nicht mehr für alles und jeden zuständig. Aber was passiert jetzt mit den Dingen, die zu erledigen sind? Zwar sind Sie raus aus der Dauerzuständigkeit, aber jetzt klafft da eine Lücke. Wer ist nun dran? Wer geht einkaufen? Wer pflegt die betagten Eltern? Wer schreibt das Protokoll und

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