Sanfte Selbstbehauptung
kocht den Kaffee?
Ihr Nein zeigt Ihren Mitmenschen, dass das alte Muster nicht mehr funktioniert. Sie sind nicht mehr der Packesel, der sich alle herumliegenden Lasten auflädt. So weit, so gut. Aber jetzt kommt der nächste Schritt. Denn jetzt geht es darum, die Lücke zu füllen, damit die Dinge erledigt werden, die bisher immer bei Ihnen gelandet sind. Es geht darum, die Aufgaben und Arbeiten neu zu verteilen. Kurz gesagt: Sie und Ihre Mitmenschen brauchen eine neue Vereinbarung.
Beenden Sie Ihre Dauerzuständigkeit
und sorgen Sie für eine neue Regelung.
So eine neue Vereinbarung kann sehr einfach sein. Zum Beispiel kann man gemeinsam verabreden, dass bestimmte Aufgaben ab sofort reihum erledigt werden. Jeder schreibt mal Protokoll, jeder ist mal dran, den Müll rauszutragen oder einer nach dem anderen erledigt den Einkauf. Solche Vereinbarungen kann man schnell und ohne großen Aufwand treffen. Dabei ist es sinnvoll, dass Sie die Sache in Ihre Hand nehmen und mit allen Beteiligten darüber reden. Sorgen Sie für eine neue, gerechte Absprache darüber, wer, wann, was zu erledigen hat.
Um so eine Absprache mit anderen zu treffen, brauchen Sie vor allem drei Dinge: Erstens eine Portion Entschlossenheit. Zweitens eine unerschütterliche Hartnäckigkeit. Drittens brauchen Sie und alle Beteiligten das, was man einen guten Willen nennt. Der gute Wille entsteht aus dem Wunsch, miteinander auszukommen. Ohne einen guten Willen gibt es keine funktionierende Kommunikation zwischen Menschen und auch keine funktionierenden Vereinbarungen.
Ohne einen gemeinsamen guten Willen
gibt es keine funktionierenden
Vereinbarungen.
Wenn Sie vielleicht schon lange Zeit für Ihre Mitmenschen den Packesel gespielt haben, kann es Sie einiges an Kraft kosten, dieses Muster zu beenden und die Dinge neu zu regeln. Anfangs wird es vielleicht so aussehen, als hätten Ihre Mitmenschen keinen guten Willen. Denn neue Regelungen sind nicht immer leicht durchzusetzen. Hier spielt Ihre Selbstbehauptung eine entscheidende Rolle. Es kommt darauf an, wie konsequent und hartnäckig Sie die Sache verfolgen. Das möchte ich Ihnen gern an einem praktischen Beispiel erklären. Es ist die Geschichte von Sandra.
Von der Schmutzblindheit und anderen Putzproblemen
Sandra wohnte mit einer Frau und zwei Männern zusammen in einer Wohngemeinschaft. Und sie wohnte gerne dort. Alle vier waren Studenten, die Wohnung war groß und in Uninähe. Es hätte wirklich eine prima WG sein können, wäre da nicht das Putzproblem gewesen.
Wer ständig die Aufgaben der
anderen übernimmt, gerät schnell in
eine Dauerzuständigkeit.
Sandra war diejenige, die ständig sauber machte. Die drei anderen drückten sich erfolgreich vor der Hausarbeit. Ihre Mitbewohnerin kümmerte sich hin und wieder um den Einkauf und kochte auch gern mal am Wochenende. Aber bei den beiden Männern sah es in Sachen Hausarbeit ganz dunkel aus. Die beiden hatten eine spezielle Behinderung, die so genannte Schmutzblindheit. Egal, wie dreckig die Küche war, die Männer konnten dort unbekümmert sitzen, in aller Ruhe frühstücken und dabei Zeitung lesen.
Es ist besser, die Lasten zu verteilen,
statt sich über die Belastung
zu beklagen.
Natürlich hatte Sandra keine Lust, ganz allein fürs Putzen zuständig zu sein. Immer wieder beklagte sie sich bei ihren drei Mitbewohnern. Sie versuchte, die anderen dazu zu bewegen, auch mal das Wischtuch in die Hand zu nehmen. Das Ergebnis war immer dasselbe: Die drei sahen ein, dass es so nicht weitergeht. Alle drei versprachen Sandra, in Zukunft öfter zu putzen. Aber nichts passierte. Immer wieder stand Sandra vor einem Haufen dreckigem Geschirr, einem schmutzigen Herd und einem klebrigen Küchenboden. Und das Bad? Das fand sie manchmal richtig ekelig.
Sandra war drauf und dran, aus der WG auszuziehen, denn alle ihr Appelle und Ansprachen hatten nichts genutzt. Das Putzen blieb bei ihr hängen, weil sie diejenige war, die den Dreck nicht ertragen konnte. Sandra war mit ihrem Latein am Ende. Sie glaubte nicht, dass ihre drei Mitbewohner einen guten Willen hatten und sich jemals an der Hausarbeit beteiligen würden. Deshalb wollte sie dort nicht länger wohnen.
Wenn Worte nur Schall und Rauch sind
Ich empfahl Sandra, noch nicht das Handtuch zu werfen. Denn bisher hatte sie nur versucht, die Dinge über Appelle zu verändern. Sie hatte viel geredet und zweifellos kann Reden sehr wirksam sein. Aber leider gibt es
Weitere Kostenlose Bücher