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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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Situationen, in denen Worte nur Schall und Rauch sind. Das gilt besonders, wenn Menschen ihre gewohnte Bequemlichkeit nicht aufgeben wollen. Genau diese Menschen stellen dann ihre Ohren auf Durchzug. Die Appelle kommen ins eine Ohr rein, rauschen kurz durch die Gehirnwindungen und fallen – ohne einen großen Eindruck zu hinterlassen – aus dem anderen Ohr wieder raus. Das bloße Reden wirkt einfach nicht.
    Sandra brauchte etwas, was noch kraftvoller ist und das war ein konkreter Plan. Ein Putzplan, der gut sichtbar an der Wand hängt. Dort würde dann in klaren Buchstaben stehen, was zu tun ist, wer das tut und bis wann das zu erledigen ist.
     
    Oft nützen Appelle und Aufforderungen
nichts. Besser ist
ein konkreter Plan mit klaren
Vereinbarungen.
     
    So ein sichtbarer Plan ist besser als viele Worte. Außerdem hilft er bei Vergesslichkeit und wirren Wahrnehmungen von der Sorte »Das hab ich aber ganz anders in Erinnerung«. Als Ergänzung zu einem solchen Putzplan ist manchmal noch eine Zusatzregelung nötig, die möglichen Schlawinern und Schummlern das Wasser abgräbt. In dieser Zusatzregelung wird vereinbart, was bei Regelverstößen passiert. Beispielsweise kann hier eine Strafgebühr oder eine Entschädigung festgelegt werden, die zwangsläufig fällig wird, wenn jemand seine Aufgabe nicht erfüllt. Klingt vielleicht etwas streng, aber hilft bei Leuten, die sich gerne wortgewandt aus ihren Verpflichtungen herauswinden.
     
    Konsequent sein heißt auch,
keine Ausreden zu akzeptieren.
     
    Anfangs zweifelte Sandra daran, ob ihre Mitbewohner einen Putzplan akzeptieren würden. Aber sie hatte nichts mehr zu verlieren. Es war ihre letzte Chance, das Ruder rumzureißen. Und wenn das nicht klappte, wollte sie aus der WG ausziehen. Sandra hatte einfach keine Lust mehr, ewig über das Putzproblem zu diskutieren.

Von der Kunst, konsequent zu bleiben
    Sandra packte die Sache an und sorgte dafür, dass sich alle zusammensetzen. Sie erklärte ihren drei Mitbewohnern, dass sie ernsthaft über einen Auszug nachdachte, weil sie das Putzproblem zu sehr nervte. Die drei anderen waren erschrocken über Sandras Ankündigung. Alle drei waren einhellig der Meinung, dass Sandra die Sache mit dem Putzen viel zu eng sehen würde. Und alle drei versprachen (wieder einmal), in Zukunft mehr zu putzen. Sandra nutzte die Gunst der Stunde und fragte, ob das auch wirklich ernst gemeint sei. Ja, die drei Mitbewohner versicherten Sandra, dass sie es wirklich ernst meinten und sich bessern wollten. Sandra nahm ihre Mitbewohner beim Wort und schlug eine neue Regelung vor. Sie hatte sich gut vorbereitet und bereits alle anfallenden Putzarbeiten auf ein großes Stück Pappe geschrieben. Und für jedes WG-Mitglied hatte sie ein Namenskärtchen gebastelt.
     
    Übernehmen Sie die Führung im
Gespräch. Lenken Sie die Diskussion
und sorgen Sie für eine Neuregelung.
     
    »Das sind die Arbeiten, die jede Woche anfallen und hier sind unsere Namen. Dann lasst uns das mal verteilen.« Die Mitbewohner waren verblüfft. Das hatten die drei mit Sandra noch nicht erlebt. Aber alle machten mit, denn schließlich hatten sie ja vor wenigen Minuten versprochen, mehr zu putzen. Alle Aufgaben wurden reihum verteilt und anschließend wurde der Plan in der Küche aufgehängt. Jetzt stand es dort, schwarz auf weiß, was jeder zu tun hatte.
    Die Männer protestierten, allerdings nur zaghaft. Für sie war das alles viel zu starr. Schließlich wären sie ja Studenten und hätten Klausuren zu schreiben. Deswegen könnte das Putzen schon mal ausfallen, so argumentierten sie. In Sandras Augen war das ein Versuch, sich ein kleines Hintertürchen aufzubauen, um aus der Putzverpflichtung herauszukommen.
    Doch sie hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Sandra konterte gelassen: »Ja, es kann sein, dass jemand seine Putzarbeit nicht erledigt. Dann zahlt der Betreffende eine Entschädigung. Und diese Entschädigung bekommt dann derjenige, der diese Putzarbeit übernimmt. Das ist nur fair. Wenn du also nicht putzen kannst, kann sich ein anderer hier etwas dazu verdienen. Und wenn keiner von uns Zeit hat, holen wir uns für das Geld einen Profi.«
    Für einen Moment waren alle sprachlos. Diese Entschädigung für nicht erledigte Putzarbeiten traf den empfindlichsten Nerv der Studenten: ihr Geld. Jetzt wurde allen klar, dass die Zeit der Ausreden vorbei war. Es gab zähe Diskussionen darüber, ob diese Entschädigung nicht zu »kindisch« sei. Aber letztlich stimmten alle

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