Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
aufzugehen, oder davor, dass Connor etwas von unserem Kuss ahnen könnte.
Mir war, als bräuchte es ein machtvolleres Wort, um zu beschreiben, was in der Nacht geschehen war - Kuss klang viel zu harmlos. Die Intensität der Begegnung musste durch Furcht und Erleichterung und die allgegenwärtige Gefahr, in der wir uns befanden, entstanden sein. Dennoch fühlte ich mich aufgewühlt und erschüttert.
»Dann ist es beschlossene Sache? Morgen machst du dich mit Rafe auf den Weg zum Laboratorium und zeigst es ihm?«, fragte Lucas, als wir uns am Parkeingang versammelten.
»Ja, Alter. Na klar«, erwiderte Dallas.
»Ich habe ein Motorrad«, sagte Rafe. »Damit sollten wir gut vorankommen.Wie wär’s, wenn ich dich kurz vor Sonnenaufgang abhole?«
»Ich hab’s nicht so mit dem Sonnenaufgang«, erwiderte Dallas. »Lieber ein bisschen später.«
Sie verabredeten eine Zeit, und Rafe ging mit Dallas davon.
Ich fragte mich, ob er den ehemaligen Bio-Chrome-Mitarbeiter wohl die ganze Nacht bewachen wollte. Kayla und ich sollten am nächsten Morgen mit ein paar Vogelkundlern losziehen. Lucas wollte mit Connor nach Wolford und mit den Ältesten sprechen.
»Wir machen uns in der Frühe auf den Weg«, teilte Connor mir mit. »Hast du heute Abend Lust auf einen Film?«
Ich nickte und versuchte, begeistert zu wirken.
Ich brauchte dringend ein wenig Zeit mit Connor, aber ich hatte große Angst, dass er meinen Treuebruch von letzter Nacht bemerkte. Selbst wenn der Kuss durch einen Adrenalinstoß ausgelöst worden war, hätte ich stark genug sein müssen, der Versuchung zu widerstehen. Aber, ehrlich gesagt, wusste ich nicht, ob ich ihr widerstehen wollte .
Mit einem Gefühl der Erleichterung trat ich in meine Hütte, als könnten mich die vier Wände vor mir selbst beschützen, vor diesen nie zuvor gespürten Empfindungen, die ich für Rafe fühlte. Es war nicht gerade hilfreich, dass Kayla mich den ganzen Tag beäugte, als ob ich jeden Augenblick mein Schweigen brechen würde.
»Gestern Nacht, als du mit Rafe sprechen wolltest, da ist irgendetwas geschehen, stimmt’s?«, fragte sie und ließ ihren Rucksack aufs Bett plumpsen.
»Hab keine Zeit, darüber zu reden. Connor und ich wollen ins Kino.« Ich ging ins Bad und duschte. Ab morgen hatte ich ein paar Tage ohne Connor oder Rafe und konnte ungestört nachdenken und vielleicht eine Lösung finden.
Fürs Erste wollte ich mich für Connor so hübsch wie möglich zurechtmachen, aber irgendwie war ich nicht zufrieden mit meinem Äußeren. Mein Haar war platt, mein
Make-up langweilig. Das Beste war noch mein Outfit: weißer Minirock, lilafarbenes trägerloses Top und weiße Jeansjacke. Dazu trug ich Sandalen mit kleinen Absätzen, durch die ich mich sexy fühlte.
Der leise Pfiff, den Connor ausstieß, als ich nach draußen trat, signalisierte, dass ich ihm gefiel. Dadurch fühlte ich mich wegen des Vorfalls gestern Nacht etwas weniger schuldig.
Der Mond war an diesem Abend ein bisschen größer und heller geworden. Connor und ich beschlossen, zu Fuß in die Stadt zu gehen, was bedeutete, dass wir in die Spätvorstellung gehen mussten, aber ich interessierte mich mehr für unser Zusammensein als für den Film, den wir uns ansehen würden. Wir gingen Hand in Hand in kameradschaftlichem Schweigen die Straße entlang. Ich versuchte, meine Gedanken an Rafe zu verscheuchen, machte mir jedoch Sorgen, weil er sich allein auf den Weg zum Bio-Chrome-Laboratorium machen wollte. Nun, ganz allein würde er ja nicht sein. Dallas würde ihn begleiten, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er von großem Nutzen wäre, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten.
»Was ist, wenn diese Geschichte mit Dallas eine Falle ist?«, fragte ich. »Wenn sie einen von uns brauchen … Wir servieren ihnen Rafe auf einem silbernen Tablett.«
Connors Finger schlossen sich fester um meine Hand. »Oberste Regel für heute Abend: Wir sprechen nicht über Bio-Chrome und all die anderen Probleme, die anstehen. Lass uns ein paar Stunden lang so tun, als wäre alles normal.«
Offensichtlich sehnte ich mich nicht als Einzige nach
der sicheren kleinen Welt, in der wir vorher gelebt hatten. Aber er hatte Recht. Wir sollten versuchen, der Realität eine Weile zu entfliehen.
»Also schön. Welcher Film läuft denn eigentlich heute?«, fragte ich.Tarrant hatte nur ein kleines Kino, in dem immer nur ein Film gezeigt werden konnte.
Er lächelte, seine Zähne leuchteten im Dämmerlicht weiß auf. »Irgendein Streifen
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