Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
teilnahmsvoll. Ich spürte seinen intensiven Blick und wusste, dass ich besser wegschauen sollte, brachte es jedoch nicht fertig. »Der Typ an der Rezeption sagte, ein riesiger Kerl hätte nach ihm gesucht.«
»Einer von den Bio-Chrome-Gorillas?«, fragte ich.
»Darauf würde ich auch tippen. Wenn ja, sieht es so aus, als hätte er ihn gefunden.«
»Wir müssen den Sheriff informieren«, sagte Lucas.
»Wollen wir wirklich die Polizei in die Sache hineinziehen?«, fragte Rafe.
»Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. Er ist nicht einer von uns. Er könnte irgendwo Familie haben.«
Sheriff Riley dagegen war einer von uns. Er würde alles dafür tun, um die Presse fernzuhalten und zu verhindern, dass Sensationsreporter herkamen, auf der Suche nach einer Story über tollwütige Wölfe oder Werwölfe, die Jagd
auf arglose Touristen machten und ihnen die Kehle durchbissen.
»Ich bringe Lindsey zurück in ihre Hütte«, sagte Connor.
»Okay«, sagte Lucas abwesend und starrte auf die Leiche.
An den Rückweg zur Hütte habe ich keine Erinnerung, nur dass er sehr still war. Nicht einmal die Eulen riefen. Es war, als würde der gesamte Wald trauern.
Als wir meine Hütte erreicht hatten, öffnete ich die Tür und ging hinein. Connor folgte mir.
Kayla saß auf ihrem Bett. Sie sprang sofort auf und eilte mir entgegen. Ich fragte mich, was mein Gesicht verriet - vielleicht sah sie, dass jegliche Farbe daraus verschwunden war. Ich fühlte mich wie ein Zombie. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.
Langsam fand ich, dass dies die dümmste Frage auf der ganzen Welt war. Warum fragen einen die Leute ständig, ob alles in Ordnung sei, wenn es ganz offensichtlich nicht der Fall ist?
»Erzählst du’s ihr bitte?«, fragte ich Connor. »Ich möchte gern duschen.«
Ich wankte ins Bad und schloss die Tür. Ich stellte die Dusche an und ließ das Wasser so heiß wie möglich werden. Es war eine kühle Sommernacht, aber mir war, als wäre ich über eine verschneite Tundra gegangen. Ohne meine Kleider abzulegen, trat ich in die Duschkabine, kauerte mich hin und ließ das Wasser auf mich niederprasseln. Es kam mir vor, als ob der Blutgeruch in meinen Kleidern hing und an meiner Haut klebte. Ich zog die Beine an die
Brust, schlang die Arme darum, presste die Stirn auf die Knie und fing an zu weinen.
Für gewöhnlich weinte ich nicht schnell. Aber Dallas schien kein übler Kerl gewesen zu sein. Er wollte uns helfen. Warum hatten wir nicht das Risiko erkannt, das er einging? Wir hatten einige der Wissenschaftler von Bio-Chrome kennen gelernt - sie wollten nur eines: das Geheimnis unserer DNA entschlüsseln.
Ich hörte, wie die Tür aufging und ein kühler Luftstrom zog in das vollgedampfte Badezimmer. Sicher hatte ich mich schon verbrüht, aber ich war nicht in der Lage, irgendetwas zu spüren.
»Lindsey?«, fragte Kayla und zog den Vorhang ein Stück zur Seite.
»Bitte frag nicht, ob alles in Ordnung ist«, ermahnte ich sie.
»Nein, tu ich nicht.« Sie stellte das Wasser ab. »Lass uns zusehen, dass du trocken wirst.«
»Ich mach schon.« Irgendwie schaffte ich es. Ich schälte mich aus den nassen Sachen, trocknete mich ab und zog den Schlafanzug an, den sie für mich bereitgelegt hatte. Dann verließ ich das Bad und kroch in mein Bett.
»Wo ist Connor?«, fragte ich.
»Er ist fort. Er wollte zurückgehen und mit Lucas überlegen, wie das alles geschehen konnte.« Sie saß auf meiner Bettkante. »Möchtest du darüber reden?«
»Lieber nicht.«
»Als meine Eltern getötet wurden, habe ich nicht darüber gesprochen«, sagte Kayla. »So ein Trauma kann einem ganz schön zusetzen.«
»Wir kannten den Jungen kaum«, sagte ich. »Aber er wirkte sehr nett.« Es war, als würde ich gar nicht selbst sprechen. Woher kamen diese Worte?
»Connor glaubt nicht, dass es ein zufälliger Angriff eines Wildtiers war. Er glaubt, es war Mord«, sagte Kayla. »Entweder ist einer von uns zur dunklen Seite übergegangen, oder einer der Bio-Chrome Leute hat einen abgerichteten Hund oder Wolf.«
»Wir waren die Einzigen, die wussten, dass er uns helfen wollte«, sagte ich. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass Bio-Chrome etwas mit der Sache zu tun hatte.
Mir war immer noch kalt. Ich zog meine Decke noch ein Stück höher und schaute Kayla an. »Ich nehme an, wir finden die Antwort, wenn wir das Bio-Chrome-Laboratorium ausfindig machen«, sagte ich.
»Das ist jetzt ungleich schwieriger geworden.«
»Schwierig schon, aber
Weitere Kostenlose Bücher