Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
nötig schrei laut um Hilfe.«
»Verstanden.«
Er hauchte mir einen hastigen Kuss auf die Lippen, und ich konnte nur hoffen, dass es nicht der letzte war, den ich von ihm bekommen würde. Ich war vollkommen durcheinander. Vor ein paar Minuten war ich mir nicht sicher, ob ich mit Connor zusammenbleiben wollte, und jetzt hoffte ich, dass es nicht sein letzter Kuss war.
Die Luft schien plötzlich elektrisch aufgeladen zu sein, und kurz darauf spürte ich, wie sich Fell an meiner Haut rieb. Connor war im Dunkeln nicht schwer auszumachen, da sein Fell aschblond war, ein wenig dunkler als mein Haar. Als Wolf konnte er meine Gedanken lesen, und so konzentrierte ich mich ganz auf die Aufgabe, die vor uns lag. Ich strich über sein Fell. Als er sich schnüffelnd in Bewegung setzte, blieb ich dicht neben ihm, und berührte immer wieder sein Fell.
Deshalb merkte ich es sofort, als er plötzlich innehielt,
als hätte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Ich konnte es jetzt auch riechen. Die Luft war erfüllt von einem metallischen Geruch, von dem mir übel wurde. Dann sah ich eine schattenhafte Gestalt bäuchlings am Boden liegen.
Connor stieß ein langes, tiefes Heulen aus. Ich weiß nicht, warum der Ruf des Wolfs so weit zu hören ist. Ich konnte mir die Lunge aus dem Leib schreien, und kaum jemand würde mich hören und mir zu Hilfe kommen, aber viele von unserer Art würden Connor hören. Sie würden kommen. Und wenn wir Glück hatten, würden sie Taschenlampen mitbringen. Ein Heulen konnte viele Informationen vermitteln.
Connor war plötzlich wieder haarlos, und meine Finger berührten seine warme, nackte Schulter. Er hockte am Boden. »Er ist tot«, sagte er trübsinnig.
»Wer ist es?«, wagte ich zu fragen.
»Dallas. Ich habe seinen Geruch schon vor einer Weile wiedererkannt, und meine Nachtsicht ist gut genug, dass ich ihn deutlich erkennen kann.«
Vor lauter Schreck merkte ich kaum, dass Connor an den Kleidern zog, die ich in der Hand hatte. Ich ließ sie los. Innerlich schrie ich: Warum könnte jemand so etwas tun? Wer könnte so etwas tun? Nur eine Antwort kam mir in den Sinn: Bio-Chrome.
Connor zog mich in seine Arme. Er hatte seine Jeans wieder angezogen, trug jedoch kein Hemd. Ich spürte seine warme Haut an meiner Wange.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
In der schützenden Nähe seines Körpers konnte ich die
Frage stellen, deren Antwort ich fürchtete. »Wie ist er gestorben?«
Connor drückte mich noch ein wenig fester an sich, als würde er genauso viel Trost brauchen wie ich. »Sieht so aus, als hätte ihm irgendjemand - oder irgendetwas - die Gurgel rausgerissen.«
10
C onnor hatte sein T-Shirt nicht wieder angezogen, weil er es über Dallas’ Gesicht und Schultern gebreitet hatte. Als Lucas, Rafe und Zander, ein weiterer Gestaltwandler, eintrafen, um die grausige Szene mit Taschenlampen zu beleuchten, war ich dankbar, nichts Schrecklicheres anschauen zu müssen, als ein blutbeflecktes, olivgrünes T-Shirt.
»Und ihr habt niemanden in der Nähe gesehen?«, fragte Lucas.
»Nein«, erwiderte Connor.
Ich spürte eine Berührung am Arm und fuhr herum. Es war Rafe. Ich konnte nicht fassen, wie froh ich war, ihn zu sehen und zu wissen, dass es ihm gut ging. Er musterte mich prüfend, als wollte er sich vergewissern, dass nichts von meinem Blut vergossen worden war.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, und seine Stimme klang noch heiserer als sonst, so wie meine, wenn ich große Angst hatte.
Ich nickte schnell - zu schnell. »Ja, ich bin nur … mir geht’s gut.«
Als er sich entfernte, spürte ich schmerzlich den Verlust seiner Nähe. Er kniete nieder und lugte unter das T-Shirt. »Sieht echt aus«, sagte Rafe.
Er bezog sich auf den Biss - er war echt, keine Wunde, die jemand ihm zugefügt hatte, damit es aussah, als wäre er von einem Wolf angegriffen worden.
»Ich dachte, du würdest auf ihn aufpassen«, sagte Connor und klang verärgert, was sicher nicht nur daran lag, dass Rafe offensichtlich seine Pflichten vernachlässigt hatte.
»Wir wollten im Sly Fox noch einen Hamburger essen, aber er wollte erst duschen. Ich dachte, es wäre nicht nötig, so lange in seinem Zimmer zu hocken, also habe ich im Sly Fox an der Bar auf ihn gewartet. Als er nicht kam, ging ich zurück ins Hotel. Dort war er aber auch nicht.«
»Ich frage mich, was geschehen ist«, murmelte ich.
»Vielleicht ist jemand dahintergekommen, dass er uns helfen wollte und hatte was dagegen«, sagte Rafe
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