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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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sein und darüber wachen, dass das Fieber, das in seinem Körper schlummerte, keine Macht über ihn gewann.
    » Mombo! Mombo! «
    Niemand im Zug hatte es mit dem Aussteigen eilig, nur Simba hob den Kopf und spähte aufmerksam zu Charlotte hinüber. Im weißlichen Qualm der Lokomotive erkannte Charlotte undeutlich das ausgedehnte Lagergebäude und den Bahnhof, ein paar Schwarze standen mit ihren Maultieren herum, die sie zu vermieten hofften. Mehrere Pferdewagen warteten vor der Lagerhalle, vermutlich befanden sich in den Güterwagen verschiedene Baumaterialien, vornehmlich Eisen und Zement.
    » Mama! George! «
    Das war Elisabeths ungeduldige Stimme. Charlotte fiel ein Stein vom Herzen– sie hatten also doch einen Wagen geschickt. Nun erkannte sie Johannes Kigobo, der den Hals nach seiner Herrin reckte, neben ihm hüpfte ihre Tochter ungeduldig auf der Stelle. Sie reichte ihrem schwarzen Begleiter schon bis zur Schulter.
    Als sie ausstiegen, stürzte sich Elisabeth zuerst auf George. Er nahm sie tatsächlich hoch, drehte sich mit ihr im Kreis und stellte sie wieder ab, dann behauptete er keuchend, von dieser Kraftanstrengung vollkommen erschöpft zu sein. Elisabeth lachte fröhlich. Er hatte dieses Spiel schon früher mit ihr getrieben, doch Charlotte wusste, dass es dieses Mal ernst war.
    Das Maultiergespann wartete hinter der Lagerhalle, auf dem Wagen saß nicht Peter Siegel, sondern Björn Husdahl. Auch das bedeutete für Charlotte eine angenehme Überraschung– er war also geblieben, vielleicht hatte er seine Sache ja sogar gut gemacht. Der Norweger hockte gleichmütig auf der Kiste, die als Kutschbock diente, und rauchte seine Pfeife. Als Charlotte auf ihn zutrat, um ihn zu begrüßen, nickte er ihr nur kurz zu und wies mit der Pfeife hinter sich in den Wagen. Man hatte das Zeltdach entfernt, da kaum noch Regen fiel, und aus Decken eine Art Bett bereitet. Charlotte hatte telegraphiert, dass George noch krank sei.
    Dieser jedoch verschmähte das Krankenlager und hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich einige Gepäckstücke zurechtzurücken und sich neben den Norweger zu setzen. An seiner Stelle ließ sich Simba auf dem improvisierten Lager nieder, Charlotte und Elisabeth nahmen neben ihm Platz, während Johannes Kigobo nur hin und wieder aufsaß und meist neben dem Gefährt herlief.
    Eitel ist er, dachte Charlotte verärgert. Natürlich will er sich nicht wie ein Schwerkranker transportieren lassen, aber er hätte sich ja auch auf das Lager setzen können, um seine Kräfte zu schonen. Stattdessen hockt er jetzt da vorn auf dem schwankenden Bündel und versucht, aus dem schweigsamen Husdahl ein paar Sätze herauszupressen. Konnte George etwa Norwegisch? Zumindest ein paar Brocken, die er mit Englisch mischte– die beiden schienen sich zu verstehen.
    Als sie Wilhelmsthal passiert hatten und auf der Fahrstraße weiter nach Norden rumpelten, hatte Elisabeth ihrer Mutter bereits die wichtigsten Neuigkeiten mitgeteilt. Auf der Plantage werde schrecklich viel gearbeitet, jeden Tag schicke Björn Husdahl die Leute auf die Felder, und er könne ziemlich eklig werden, wenn sie nicht gehorchten. Dann brülle er urplötzlich ganz laut, und alle bekämen Angst. Das geschehe aber recht selten, sonst sei er ganz still, rede kaum ein Wort, nur Tante Klara, die würde er mögen, sie begrüße er stets mit einer kleinen Verbeugung, wobei er immer auch den Hut abnehme.
    » Sprich nicht so laut, Lisa. Er kann dich doch hören… «
    » Ach, der versteht nicht viel Deutsch, Mama. Außerdem sage ich ja nichts Schlechtes über ihn… «
    » Und wie kommt er mit Peter Siegel zurecht? «
    » Gut. Onkel Peter hat am Sonntag eine Andacht gehalten, da sind alle Arbeiter gekommen und Björn Husdahl auch. Hinterher hat er sich bei Onkel Peter sogar bedankt und ihm die Hand geschüttelt. Und vor Tante Klara hat er wieder seine komische Verbeugung gemacht. Du, Mama! Es ist schrecklich langweilig, wenn Onkel Peter mich unterrichtet, einfach zum Auswachsen. Immer soll ich bloß Geschichten aus der Bibel nachschreiben, und Rechnen will er gar nicht mit mir… «
    » Jetzt ist George ja wieder da, Elisabeth! «
    » Was für ein Glück! «
    Später setzte sich George neben Charlotte und erzählte Elisabeth von einem Bienenstock in einer Akazie, unter der die Teilnehmer der Expedition sich ahnungslos gelagert hatten. Kaum hatte man es sich dort gemütlich gemacht, waren die Bienen auch schon über die Gruppe hergefallen.
    » Hihi– haben sie dich

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