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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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gestochen, George? «
    » Leider. «
    » Und auch den Herzog von Mecklenburg? «
    » Den auch. Auf seinen Adelstitel haben die keine Rücksicht genommen! «
    » Und habt ihr versucht, an den Honig zu kommen? «
    » Wo denkst du hin? Wir sind weggelaufen, so schnell wir konnten! «
    Er fragte sie aus und brachte sie zum Lachen, versprach, mit ihr Ausflüge zu unternehmen und ihr von nun an täglich schwere Rechenaufgaben zu stellen. Erst als sie nicht mehr weit von Neu-Kronau entfernt waren und die Sonne tief über den Berggipfeln im Westen stand, wurde er schweigsamer und lehnte den Rücken gegen die niedrige Bretterwand des Wagens. Charlotte spürte mit aufsteigender Zärtlichkeit, wie sehr ihn diese Gespräche angestrengt hatten, und hätte ihn gern in ihre Arme genommen, doch sie wusste, dass er das auf keinen Fall geduldet hätte.
    Sie erreichten das Gatter von Neu-Kronau in dem Augenblick, als der weißgelbe Sonnenball hinter den Bergen versank und rötlich schimmerndes Feuer über Wälder und Himmel schickte. Jubel tönte ihnen entgegen, die Schwarzen hatten ungeduldig auf die Rückkehr ihrer bibi Johanssen gewartet und machten sich einen Spaß daraus, das Fuhrwerk bis zum Wohnhaus zu eskortieren. Georges Beine zitterten ein wenig, als er aus dem Gefährt kletterte, und er musste sich an einem Wagenpfosten festhalten, doch er verbarg diese Schwäche geschickt und sah grinsend zu, wie Charlotte ihre Leute begrüßte.
    » Du scheinst so etwas wie ihre mama zu sein « , witzelte er später, als sie im Wohnraum beim Essen saßen. » Dein Verwalter ist kein übler Bursche, und ich glaube, dass er sein Handwerk versteht. Aber die Eingeborenen fürchten ihn eher, als dass sie ihn lieben. «
    Das hatte Charlotte inzwischen auch bemerkt, und Klara bestätigte es ihr.
    » Er ist ein harter Mensch, Charlotte. Aber er hat einen weichen Kern und ist ein gläubiger Christ. «
    Björn hatte es abgelehnt, mit ihnen gemeinsam zu essen. Er nahm seine Mahlzeiten für sich allein in einem kleinen Haus ein– nicht viel mehr als eine Hütte–, das er in ihrer Abwesenheit hatte errichten lassen. Es war auf die Art der Eingeborenen aus Hölzern und Lehm gefertigt, die Wände standen bereits, auch die Tür war eingesetzt, nur das Dach fehlte noch, was ihn jedoch nicht davon abhielt, dort einzuziehen. Er hatte George erklärt, lieber allein in einer Eingeborenenhütte als in dem gemauerten Nebengebäude zu wohnen, wo er nur eine Holzwand zwischen sich und den anderen habe. Er sei in der Einsamkeit groß geworden und brauche nach einem langen Arbeitstag seine Ruhe.
    » Er ist ein knorriger Bursche, aber er gefällt mir « , sagte George und hob sein Wasserglas. » Wir werden uns hier alle miteinander sehr gut verstehen. Trinken wir auf eine frohe Zeit in Neu-Kronau! «
    Er bückte sich, um Simba zu streicheln, der sich in der Nähe des Tisches ausgestreckt hatte, und versuchte, ihn mit einem Stück Hühnerfleisch zu bestechen. Simba nahm den Bissen gnädig an, drehte sich aber gleich wieder von George weg und beschnüffelte liebevoll Charlottes Schuhe.

März 1908
    » Bibi Johanssen! Schnell kommen– bwana Husdahl wirft neues Haus um! «
    Charlotte beschattete die Augen mit der Hand und blinzelte zum Waldrand hinüber. Dort stand Jonas Sabuni mitten auf dem staubigen Fahrweg und winkte mit beiden Armen, als sei ein schlimmes Unglück geschehen. Seufzend wendete sie ihr Maultier und warf einen letzten Blick auf das Kaffeebäumchen, das doch tatsächlich schon in diesem Jahr die ersten weißen Knospen hervorgebracht hatte, zart noch und gewiss ohne Aussicht auf eine kräftige Blüte, aber immerhin. Sie ritt nun fast täglich hinaus auf die Kaffeefelder, um die Bäumchen auf die gefährlichen Bohrkäfer und Wanzen zu überprüfen, welche auf anderen Plantagen großen Schaden angerichtet hatten.
    » Was ist denn nun schon wieder los, Jonas Sabuni? « , rief sie unwillig, während sie zu ihm hinüberritt.
    » Viel zornig, bwana Husdahl. Ganzen Tag wir haben Steine gemauert, und er macht alles kaputt. Komm und schau, bibi Johanssen. «
    » Ihr werdet eben schief gemauert haben. «
    » Mauer nicht krumm. Nur ein wenig Bauch wie dicker Mann. Solche Mauer hält gut– besser als gerade Wand… «
    Jetzt würde sie wieder die Wogen glätten müssen– wie satt sie das hatte! Keine Frage, Björn Husdahl war ein tüchtiger Mann, aber seine Art, mit den Schwarzen umzugehen, war wenig geschickt. Tagelang verständigte er sich mit ihnen nur durch

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