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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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anderen vor der Epidemie geschützt sein. Im Grunde ist es doch großartig, dass die Regierung diese Maßnahme durchführt. Du hattest recht, George, dieser von Rechenberg ist zwar etwas merkwürdig, aber er ist ein fähiger Mann. «
    » Gewiss « , gab er mit bitterem Lächeln zurück. » Aber glaub nicht, dass wir aus reiner Menschlichkeit so viel Geld ausgeben. Es sind die schwarzen Arbeitskräfte, die sich die Regierung erhalten muss– wie sollte die Kolonie sonst irgendwann Gewinn abwerfen? «
    Sie übernachteten auf einer Bergwiese am Ufer eines klaren Wasserlaufes, noch einmal wurden die Zelte aufgebaut, der Koch häutete die beiden Kaninchen, die die Askari geschossen hatten, und bereitete daraus eine Mahlzeit, zu der Maisbrei und hart gekochte Eier gereicht wurden. Die Askari rauchten mitgebrachte Zigaretten und schwatzten fröhlich– schon übermorgen würden sie wieder bei ihren Familien sein. Auch die übrigen Begleiter waren gut gelaunt, sie saßen lange am Feuer und sangen die Lieder, die man ihnen in der Missionsstation beigebracht hatte. Nur selten hörte man eine der einfachen Melodien der Waschamba– sie schienen ihnen nicht mehr zu gefallen.
    George zog sich früh ins Zelt zurück, füllte beim Schein der Petroleumlampe die letzten Regierungslisten aus und machte sich Notizen. Als Charlotte, die noch beim Feuer gesessen und mit dem Dolmetscher geredet hatte, eine Weile später unter die Plane kroch, fand sie ihren Mann auf dem Lager vor.
    » Komm zu mir. «
    Er streckte die Arme nach ihr aus, und sie näherte sich ihm lächelnd, in der Erwartung einer letzten, wundervollen Liebesnacht unter diesem Zeltdach inmitten der Wildnis. Doch sie sah sich enttäuscht. Seine Umarmung war innig und ungewohnt sanft, eine schwermütige Zärtlichkeit lag darin, die sie erschreckte. Sie begriff plötzlich, wie hilflos er sich fühlte in dieser Welt, die er als boshaft empfand und die er doch nicht ändern konnte. Fast erschien er ihr wie ein Kind, das bei ihr Schutz suchte. Nie zuvor, nicht einmal während seiner Fieberanfälle, hatte sie ihn so erlebt. Gerührt schmiegte sie sich an ihn, strich mit den Fingern durch sein wirres Haar, küsste seine Schläfen, seine Augenlider.
    » Nun, wie hat dir unsere Reise gefallen? « , murmelte er mit einem Hauch altvertrauter Ironie. » War es das große Abenteuer, das du an meiner Seite erleben wolltest? «
    Er hatte die Lampe gelöscht, doch sie konnte seine Augen glitzern sehen. Sie waren schmal und schienen ihr sehr hell.
    » Das war es, George. Es war unendlich schön und zugleich auch traurig und voller Schrecken. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich dies alles mit dir gemeinsam erleben durfte. «
    Er barg sein Gesicht an ihrer Schulter und verharrte dort lange reglos, so dass sie schon glaubte, er sei eingeschlafen. Dann jedoch hörte sie ihn leise flüstern.
    » Du bist der Anker, der mich hält. Das Haus, das mich birgt. Der Herd, der mich wärmt. Ohne dich bin ich ein Verlorener, Charlotte. «
    Er atmete tief, küsste ihren Hals, ihre Schulter, und sie spürte das hastige Schlagen seines Herzens. George Johanssen hatte in diesem Augenblick so viel vor sich preisgegeben wie nie zuvor.
    » Ich liebe dich « , flüsterte sie und fühlte, dass diese Worte nicht annähernd ausdrücken konnten, was sie empfand. » Ich werde dich nicht verlassen, solange ich lebe. «
    Er presste sie fest an sich, dann löste er sich unvermittelt von ihr und drehte sich auf den Rücken. Der Augenblick war vorüber.
    » Lass uns ein paar Tage auf deiner Plantage bleiben « , schlug er vor. » Ich hätte Lust, überall mit dir herumzureiten und nach dem Rechten zu sehen. Wenn du magst, werde ich auch meinen Senf dazugeben– aber du bist die Chefin, mein Schatz. «
    Am folgenden Abend erreichten sie den Fahrweg, der nach Neu-Kronau führte, und die ersten Pflanzungen taten sich rechts und links des Weges auf. Die Reiter hatten die untergehende Sonne im Rücken, ihre Schatten zogen sich schmal und lang vor ihnen her. Wenn die Straße eine Biegung machte, legten sich ihre dunklen Silhouetten über die Zäune und Gatter der Weiden. Alles machte einen guten Eindruck, die jungen Sisalpflanzen hatten den Regen überstanden, braune Kühe und Schafe rupften gelassen das Weidegras, und als sie die ersten Kaffeepflanzungen erreichten, glitt Charlotte aus dem Sattel, um sich die jungen Bäumchen aus der Nähe anzusehen.
    » Sie haben Knospen angesetzt « , jubelte sie, während sie aufgeregt

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