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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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schon wieder über dich ärgern. «
    George hatte geholfen, sich um das Gepäck zu kümmern, nun trug er seinen Arztkoffer und die Tasche mit den Papieren ins Wohnzimmer. » Klara ist oben bei Peter « , teilte Charlotte ihm mit. » Es wäre gut, wenn du gleich einmal nach ihm sehen würdest. «
    George deponierte die Papiere an sicherer Stelle auf der Kommode und grinste Charlotte an.
    » Du bist die Chefin, mein Schatz. Da will ich mal schauen, was ich tun kann… «
    » Nur wenn du es für sinnvoll hältst, George! « , rief sie ihm nach, doch er lief bereits die Stiege hinauf. Nur Klara und Elisabeth erschienen zum Essen, George blieb oben bei Peter Siegel.
    » Es ist ein Wunder, Charlotte. Er hat ihn zum Reden gebracht. Ach, du hast einen großartigen Mann geheiratet, George ist so einfühlsam, und er weiß genau die richtigen Dinge zu sagen… «
    » Das merkst du erst jetzt, Tante Klara? « , rief Elisabeth erstaunt dazwischen. » George kann alles, und er weiß auch alles. «
    Charlotte sah lächelnd in die triumphierende Miene ihrer Tochter und musste an den gestrigen Abend denken. Wie seltsam, dass ein Mann wie George, der mit so vielen Fähigkeiten ausgestattet war, dennoch insgeheim an sich und der Welt verzweifelte. Bei all seiner Klugheit besaß er doch nicht die einfache Gabe, das Leben so zu nehmen, wie es nun einmal war.
    » Was ist denn nun zwischen Peter und Björn Husdahl geschehen? «
    Ihre Frage rief große Gefühlsaufwallungen bei allen Anwesenden hervor: Klara bekam rote Augen und konnte nur mit Mühe die Tränen unterdrücken, Elisabeth umklammerte kampflustig ihre Gabel, und zu allem Überfluss mischte sich auch noch Schammi ein, der ihnen die Speisen brachte. Es wurde wenig Gutes über den Norweger gesprochen, er habe die Leute so hart behandelt, dass eine Menge Arbeiter davongelaufen seien. Auch die Übrigen hätten ständig Angst vor dem Verwalter gehabt, der stets mit einer kiboko, einer Nilpferdpeitsche, herumgelaufen sei, seitdem Charlotte und George die Plantage verlassen hatten.
    » Bwana Husdahl lange Zeit nicht geredet, nur mit den Augen geblitzt. Aber dann, wenn keiner daran denkt, er uns anbrüllt wie ein Teufel und schlägt zu. Das ist kein guter Mann. Warum er gebaut ganzes Haus für sich allein? Weil er dort nicht gestört wird, wenn er schwarze Frau mitnimmt. «
    » Was sagst du da? « , fragte Charlotte entsetzt. » Ist das wahr, Klara? «
    Klaras Wangen hatten sich bei Schammis letztem Satz gerötet, nun nickte sie zögernd. Ja, sie habe vom Fenster aus gesehen, dass an den Abenden schwarze Mädchen in Husdahls Hütte schlichen. Vermutlich habe er sie bezahlt oder gar gezwungen; freiwillig seien die armen Dinger ganz sicher nicht zu ihm gegangen.
    » War das der Grund für den Streit? «
    Es hatte viele Ursachen gegeben. Zunächst war Peter Siegel entsetzt gewesen über Husdahls harte Umgangsweise mit den Schwarzen, dann hatte er sich darüber aufgeregt, dass der Verwalter neue Arbeiter einstellte, die er von arabischen Schleppern bezog. Diese Leute machten gemeinsame Sache mit geldgierigen Stammeshäuptlingen: Sie kauften ihnen ihre eigenen Leute ab und zwangen sie, in den Plantagen für billiges Geld zu arbeiten. Es war eine neue Art von Sklavenhandel, die leider Gottes von vielen Plantagenbesitzern genutzt wurde.
    » Peter tat es vor allem leid um die vielen Schwarzen, die von der Plantage davonliefen. Er hatte schon etliche von ihnen zum christlichen Glauben bekehrt, doch was würde nun aus ihnen werden? «
    Tatsächlich hatte Peter Siegel in seiner Naivität wieder auf den Bau der Kapelle gedrungen, zumal der Verwalter jeden Sonntag zum Gottesdienst in der Schule erschien. Husdahl hatte auf dieses Ansinnen nicht einmal reagiert, stattdessen hatte er dem Missionar vorgeworfen, die Schwarzen von der Arbeit abzuhalten. Wozu sollten sie Lesen und Schreiben lernen? Die Bibel auswendig kennen? Bei irgendwelchen überflüssigen Andachten mitten in der Woche deutsche Kirchenlieder plärren? Bäume sollten sie roden, Unkraut jäten, Sisal pflanzen und Kartoffeln setzen. Dazu taugten die Schwarzen, mit all dem anderen Zeug könne man sie getrost in Ruhe lassen. Der liebe Gott würde schon für sie sorgen, dafür brauche er keine Missionare.
    Diese letzte Äußerung hatte zum endgültigen Zerwürfnis geführt, da sich Peter Siegel in seiner Ehre als Geistlicher verletzt fühlte. Er hatte dem Verwalter eine ungewohnt scharfe Antwort entgegengeschleudert, ein Wort gab das andere,

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