Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
Vom Netzwerk:
sein… «
    » Ich brauche keinen von beiden « , murrte Elisabeth naserümpfend. » Aber wenn es euch solche Freude macht, dann will ich mich daran gewöhnen. «
    Charlotte fühlte sich matt. Nun fiel ihr auch wieder das Schreiben aus Afrika ein, das vermutlich der Grund für ihre plötzliche Ohnmacht gewesen war, doch um Elisabeth keine Sorgen zu bereiten, schwieg sie vorerst. Das Mädchen lief hinüber ins Kinderzimmer, um der Mama die angefangene Zeichnung zu bringen, die es sehr dafür lobte. Weitschweifig erklärte die Kleine, was sie noch alles malen wolle, und versprach schließlich, sich auch an die Hausaufgaben zu machen.
    » Die sind wieder mal nur etwas für Dummköpfe, zum Einschlafen « , erklärte sie, bevor sie sich wieder ins Kinderzimmer zurückzog.
    Charlotte wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dann setzte sie sich vorsichtig auf und ordnete ihr Haar.
    » Du lieber Himmel « , sagte sie mit einem schiefen Lächeln. » Da habe ich euch wohl einen ziemlichen Schrecken eingejagt, nicht wahr? «
    » Das kann man wohl sagen. Geht es wieder? «
    » Alles in Ordnung. Hast du die Briefe gelesen? «
    » Noch nicht. «
    » Dann lies sie bitte, George. Ich möchte gern wissen, was du davon hältst. «
    Er betrachtete sie mit kritischem Blick und erhob sich dann, um die Blätter vom Boden aufzuheben. Ungeduldig sah sie zu, wie er sich damit auf einem Sessel niederließ, die Brille aus der Jackentasche zog und die Briefe zuerst von beiden Seiten besah, bevor er sie las. Es machte sie nervös, zum ersten Mal, seitdem sie miteinander lebten, verspürte sie das Bedürfnis, ihn ärgerlich anzufahren. Musste er sie so auf die Folter spannen?
    » Nun? Was meinst du dazu? «
    Er ließ die Papiere auf den Schoß sinken und blickte sie über den Rand seiner Brille hinweg an. Eindringlich, wie er es immer tat, bestrebt, den tieferen Grund ihrer Aufregung zu erfassen.
    » Nun, ich kann gut verstehen, dass du dich sorgst. Aber wir sollten zuerst genauere Erkundigungen einziehen– diese Briefe geben viele Rätsel auf. «
    Seine Gelassenheit steigerte nur ihre Unruhe. Was für Erkundigungen wollte er da noch einziehen? Die Lage war doch klar: Der arme Willi Guckes war tot, sein Freund Jacob deswegen zutiefst verzweifelt und unfähig, die Plantage zu leiten. Die Ernte war vernichtet, die Schar der Arbeiter verstört, der gierige Nachbar streckte die Hand nach ihrem Besitz aus…
    » Ich muss etwas unternehmen, George. Es ist meine Plantage, ich bin dafür verantwortlich. Ein tauglicher Verwalter muss gefunden werden, keiner dieser unerfahrenen jungen Burschen, die sich einbilden, eine Plantage leite sich von selbst, sondern ein erfahrener Mann, der schon eine Weile in den Kolonien gelebt hat. Jemand, der die Verhältnisse kennt und weiß, worauf er sich einlässt. Vor allem aber jemand, der mit den schwarzen Arbeitern umgehen kann. Ich will auf keinen Fall, dass auf meiner Plantage geprügelt wird, verstehst du? «
    Er hörte ihr geduldig zu und nickte immer wieder, doch sie wurde den irritierenden Eindruck nicht los, dass er sie nur beruhigen wollte. George konnte nicht verstehen, wie wichtig ihr dieses Stückchen Erde war, er war nicht geschaffen für ein Leben auf einer Plantage. George war überall zu Hause. Überall und nirgendwo.
    Doch er bewies ihr sogleich, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Er hatte durchaus begriffen, was sie empfand.
    » Was hältst du davon, wenn ich hinreise und die Angelegenheit für dich kläre? « , schlug er ihr vor.
    » Du? «
    Sie schämte sich ihres Misstrauens. Er wollte tatsächlich nach Deutsch-Ostafrika zurückkehren, in die Kolonie, die er voller Zorn und Abscheu verlassen hatte, da die deutschen Herren immer noch grausam gegen Eingeborene vorgingen. Es war ein rührender Vorschlag, doch sie konnte sich nicht darüber freuen. Stattdessen befiel sie ein ganz anderes Gefühl: eine absurde, nagende Eifersucht.
    » Wenn schon, dann will ich mit dir reisen. «
    Er stand von seinem Sessel auf, legte die Briefe auf die Kommode– ein Möbelstück aus dem Bestand des Kapitäns, ebenso wie das hölzerne Schiffsmodell, das darauf stand–, dann trat er ans Fenster und sah einen Moment hinaus in den verregneten Garten, bevor er sich zu ihr umdrehte.
    » Bitte, Charlotte– ich möchte nicht, dass du in diesem Zustand eine solche Reise unternimmst. Ich will dir keine Vorschriften machen, das würde ich niemals tun, obgleich es ärztliche Gründe dafür gäbe. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher