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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Nachlässigkeit der Angestellten ausgebrochen. Du weißt doch, wie das ist. Eine brennende Laterne fällt um, und die Bastmatten oder Hanfseile, mit denen die Sisalballen verschnürt werden, fangen Feuer… «
    » Und weshalb schreibt Jacob dann, er lasse das Gelände bewachen, vor allem in der Nacht? Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Er hat Furcht vor einer weiteren Brandstiftung! «
    » Ich glaube, der arme Kerl ist ziemlich durcheinander– wer weiß, wovor er sich in der Nacht fürchtet. Was auch immer auf der Plantage geschehen ist, wir werden es nicht klären können, sieh das doch bitte ein, Charlotte… «
    Sie stöhnte zornig auf und schüttelte seinen Arm ab. O wie gemein das alles war, wie hinterhältig! Weshalb saß sie hilflos hier in Deutschland, unfähig, sich gegen diese Verbrecher zur Wehr zu setzen? Wäre sie in Afrika, hätte sie kämpfen können, hätte Zeugen ausfindig gemacht, Anzeige erstattet, den Brandstifter vor Gericht gezerrt. Ihr wurde übel. Erschöpft ließ sie sich in die Kissen zurückfallen und atmete stoßweise aus, um den Aufruhr in ihrem Magen zu besänftigen. Wieder wurde sie von tiefer Mutlosigkeit erfasst.
    » Wenn dieser Josef Vosch tatsächlich etwas mit dem Brand zu tun haben sollte « , sagte George leise und eindringlich, » dann gibt es nur eine Möglichkeit, ihm diese schändliche Tat heimzuzahlen: Du verkaufst deine Pflanzung an einen anderen. «
    Sie nickte müde und spürte, wie die Übelkeit langsam nachließ. Ja, das war der richtige Weg. Josef Vosch sollte sich verrechnet haben: Er bekäme ihr Land nicht, sie würde einen anderen Käufer finden.
    » Ich werde sofort eine Anzeige in der Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung aufgeben, George. «
    » Vielleicht ist das wirklich die beste Lösung. «
    An seinem Tonfall, hörte sie, dass er nicht ganz davon überzeugt war, was sie stutzen ließ. Glaubte er etwa, sie habe übereilt und leichtfertig entschieden? Was wollte er wirklich? Sie verkaufte die Plantage seinetwegen, damit sie beide zusammenleben konnten, sollte das etwa nicht das Richtige sein?
    » Du musst jetzt endlich zur Ruhe kommen, Charlotte. Diese unselige Geschichte hat dich viel zu sehr aufgeregt. «
    Er legte ihr die Hand auf die Stirn, und sie schloss die Augen, spürte die leichte Berührung seiner schmalen Finger, die von ihrer Stirn über die rechte Schläfe glitten und sie schließlich ins Ohrläppchen zwickten.
    » Au! «
    Er grinste dreist und verkündete, er wolle rasch im Kinderzimmer nach dem Rechten sehen, damit Elisabeth die Hausaufgaben nicht vergesse. Sie solle ruhig noch ein Weilchen liegen bleiben, er werde Stine Bescheid geben, ihr eine Tasse Tee und etwas Gebäck zu bringen.
    » Meinetwegen… «
    Der Tag endete in Harmonie. Das Abendbrot zu dritt, Elisabeths munteres Geschwätz, ihre Bilder, die von allen gebührend bewundert wurden, ein paar Runden Halma zum Abschluss des Tages– alles verlief entspannt und in friedlicher Eintracht. Erst als Stine kam, um Elisabeth zu Bett zu bringen, wurde die Kleine quengelig, offenbar fürchtete sie sich vor dem morgigen Schultag.
    » Erzähl mir genau, wie die Sache ausgegangen ist– ganz gleich, wie, ich will es hören « , sagte Charlotte, als sie an Elisabeths Bett kam, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben. » Und zu Mittag gibt es Kartoffelpuffer mit Apfelmus– dein Lieblingsessen. «
    Nachdenklich runzelte die Kleine die Stirn, doch sie schien neuen Mut zu fassen und drehte sich zum Einschlafen mit dem Gesicht zur Wand.
    Charlotte kehrte ins Wohnzimmer zurück, schob die drei Briefe, die ihr so viele Sorgen bereitet hatten, zusammen und legte sie in die Kommodenschublade. Dann ging sie hinüber ins Arbeitszimmer, trat an Georges Schreibtisch und machte sich über die eng beschriebenen Blätter her. Entzückt tauchte sie bei ihren Korrekturen ins Landesinnere von Sansibar ein, besuchte geheimnisvolle, verfallene Paläste inmitten dichter Wälder, glaubte, den Duft der Muskatblüten zu riechen, und hatte wieder einmal große Mühe, den Rotstift anzusetzen.
    In der Nacht plagten sie schwere Träume. Sie sah die Eukalyptusbäume auf ihrer Plantage, vollbesetzt mit karminroten Blüten. Leise wiegten sich die Zweige im Wind, zischelnd und knackend, die Blüten öffneten sich und offenbarten ihr farbenprächtiges Inneres. Dort loderte Gelb, die Stempel zuckten in leuchtend hellem Blau. Nun waren es keine Blüten mehr, sondern kleine Flämmchen, die sich vom Wind entfacht in eine

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