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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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liebe dich, und ich habe Angst um dich. «
    Sie wollte aufbegehren, ihm erklären, sie fühle sich gut, es werde von jetzt an sicher keine Probleme mehr geben, Doch im selben Augenblick verspürte sie wieder einen leisen Schmerz im Rücken und schwieg beklommen. Vielleicht hatte George recht: Lohnte es wirklich, um der Plantage willen das Leben ihres Ungeborenen aufs Spiel zu setzen? Sie hatte schon einmal eine Fehlgeburt erlitten. Das war zwar schon über zehn Jahre her, aber diese fürchterliche Nacht würde sie niemals vergessen. Jetzt ging es um ihre Liebe zu George, sie wollte ihrem Mann dieses Kind schenken, ihr gemeinsames Kind, das ihnen niemand nehmen sollte.
    » Ich will nicht, dass du allein nach Afrika reist, um dort meine Angelegenheiten zu regeln, George. Es ist schließlich meine Plantage, dennoch… «
    Er war sichtlich erleichtert, dass sie so rasch nachgab.
    » Dann werden wir eine andere Lösung finden. Vielleicht könnte uns ein Bekannter dort unten behilflich sein. Oder deine Cousine Klara. «
    » Meine Güte, doch nicht Klara! Wie sollte sie wohl einen passenden Verwalter auswählen? «
    Ausgerechnet die sanftmütige Klara mit ihrem zu kurzen linken Bein und dem Klumpfuß, die sich nie durch allzu großes Durchsetzungsvermögen ausgezeichnet hatte! Doch was sollten sie sonst tun? Eine Anzeige in verschiedenen Zeitschriften aufgeben? Die Bewerber könnten sich hier in Emden vorstellen. Nein, Charlotte verwarf diesen Vorschlag. Wer sich in den Kolonien bewährte, der kehrte nicht nach Deutschland zurück, er blieb in dem Land, das er lieben gelernt hatte.
    » Wir müssen es ja nicht übers Knie brechen « , sagte George und setzte sich neben sie aufs Bett, um sie in die Arme zu schließen. » Lass uns gründlich nachdenken und die Sache überschlafen. «
    Sie genoss seine Wärme, doch die Unruhe in ihrem Inneren legte sich keineswegs. Nein, sie wollte diese Angelegenheit geregelt wissen, bald, am besten noch heute. Ihre Plantage verfiel, und wenn der Schlendrian erst einmal eingekehrt war, würde ein Versäumnis tausend weitere nach sich ziehen. Von Deutschland aus konnte sie nur wenig tun. Plötzlich erschien ihr die Lage vollkommen aussichtslos. Wieso bloß hielt sie so verbissen an dieser Plantage fest?
    » Bist du der Meinung, ich sollte den Besitz besser verkaufen? « , fragte sie mutlos.
    Ihre plötzliche Kehrtwende überraschte ihn. Nachdenklich streichelte er ihr Haar und schwieg eine Weile, um sorgfältig zu überlegen, was er dazu sagen sollte.
    » Es ist deine Entscheidung, Charlotte. Fälle sie nicht hastig, nimm dir Zeit, das Für und Wider abzuwägen. «
    Aber genau das wollte sie auf keinen Fall tun. Ihr Puls beschleunigte sich, fing an zu rasen, als sie eine Entscheidung fällte: Ja, sie würde verkaufen, es war das einzig Sinnvolle, das sie unternehmen konnte. Ihr Platz war an Georges Seite, doch selbst wenn sie irgendwann zurück nach Deutsch-Ost gingen– ihr Mann würde niemals auf einer Plantage leben wollen. Schluss also mit der Gefühlsduselei– sie würde klare Verhältnisse schaffen.
    » Wenn ich verkaufe, dann ganz sicher nicht an diesen Josef Vosch « , redete sie sich in Eifer. » Erinnerst du dich an ihn? Er hat uns einmal besucht, ein kaltherziger, gieriger Bursche. «
    Auch George war dieser Meinung. Zudem fand er es unangenehm, dass Vosch so kurz nach dem tragischen Unfall sein Angebot unterbreitete.
    » Du hast recht, George. Es ist fast so, als habe er darauf gewartet. Zeig mir noch einmal Hamunas Brief. Schrieb sie nicht, böse Menschen hätten sie heimgesucht und das Feuer zu ihnen getragen? Das klingt ja fast nach Brandstiftung. «
    George musste zugeben, dass auch er daran gedacht hatte. Aber natürlich konnte Hamuna es auch anders gemeint haben, denn zerstörerisches Feuer kam für die Schwarzen von den sheitani, Teufeln oder übel wollenden Ahnengeistern. Er halte den frommen Buren zwar zu mancherlei Bosheit fähig, aber als Brandstifter könne er ihn sich nicht vorstellen.
    » Er muss es doch nicht selbst getan haben « , beharrte Charlotte. » Er könnte jemanden bestochen haben. O George, das ist widerlich. Stell dir vor, vielleicht war es sogar einer meiner schwarzen Angestellten… «
    George sah sie zutiefst besorgt an. Charlottes Wangen glühten vor Aufregung, doch als er ihre Hände fasste, waren diese eiskalt.
    » Deine Phantasie geht mit dir durch, Liebling « , versuchte er sie zu beruhigen. » Wahrscheinlich ist der Brand durch eine

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