Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach

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« , forderte sie. » Und ich weiß, dass du es auch willst. «
    Er widersprach nicht, ließ die Arme sinken und wirkte plötzlich hilflos.
    » Woher weißt du das? « , murmelte er.
    » Ich spüre es doch. Du bist auf dem Sprung. Alles, was du tust, beweist es mir. Dein Blick, deine Bewegungen, das, was du sagst, und vor allem das, was du mir verschweigst. «
    » Und wenn es tatsächlich so wäre? «
    » Dann würde ich mit dir gehen. Ohne zu zögern. Ganz gleich, wohin. «
    Er starrte sie eine Weile an, als suche er nach etwas, das ihm bislang verborgen geblieben war, dann stieß er tief die Luft aus, als habe er soeben einen folgenschweren Entschluss gefasst. » Ich hatte ein Angebot « , sagte er und riss einige Schubladen seines Schreibtisches auf, um in den Papieren herumzuwühlen.
    » Was für ein Angebot? «
    Er hielt inne. Als er ihre Ungeduld bemerkte, schienen ihm Bedenken zu kommen.
    » Der Herzog von Mecklenburg will im kommenden Jahr eine Expeditionsreise durch Afrika unternehmen. Dazu hat er mehrere namhafte Wissenschaftler und Ärzte eingeladen, darunter auch mich. Er hat einige meiner Bücher gelesen… «
    Sie zitterte vor Aufregung. Afrika. Er wollte nach Afrika. Und er hatte diese Absicht vor ihr verborgen.
    » Eine Expeditionsreise? Wohin genau? «
    » Quer durch den Kontinent. Von Mombasa durch Britisch-Ostafrika bis zum Viktoria-See, dann weiter auf deutschem Kolonialgebiet durch Ruanda und schließlich den Kongo hinab zur Westküste. «
    » Aber– das ist großartig, George. Eine seltene Gelegenheit, an der Seite so vieler Fachleute das Land zu erforschen. Und eine wundervolle Anerkennung für dich als Arzt und Schriftsteller! «
    Er unterbrach seine Suche und stützte sich mit beiden Armen auf die Schreibtischplatte.
    » Ich habe abgelehnt « , teilte er mit, ohne sie anzusehen.
    » Du hast abgelehnt? Aber wieso? «
    Er zuckte mit den Schultern und begann wieder nervös in den Schubladen herumzutasten. Die Papiere fielen zu Boden, der Brief, den er suchte, wollte sich jedoch nicht finden lassen. Oder wollte er ihn gar nicht finden?
    » Mein Gott, Charlotte, verstehst du denn nicht? Es ist noch kein Jahr her, da habe ich dieser Kolonie voller Abscheu den Rücken gekehrt. Ich habe unablässig Zeitungsartikel gegen die dort herrschenden Zustände verfasst, ein Buch geschrieben. Soll ich jetzt– nur weil mich der Herzog von Mecklenburg persönlich zu seiner Expedition einlädt– alle meine Prinzipien über den Haufen werden und nach Ruanda reisen? «
    Natürlich– wie hatte sie das vergessen können. Er hatte Sorge, sich vor seinen Anhängern unglaubwürdig zu machen. Der Herzog von Mecklenburg war ein aufgeschlossener, unternehmungslustiger Mann– als Kritiker an der ostafrikanischen Kolonialregierung und ihrer Politik der verbrannten Erde war er bisher jedoch nicht aufgetreten. Eher als begeisterter Großwildjäger.
    » Aber… die Verhältnisse haben sich doch geändert « , wandte sie vorsichtig ein. » Im Reichstag setzen sich neue Ansichten durch, Bernhard Dernburg will die Aussöhnung mit den Afrikanern. Das musst du doch in der Zeitung gelesen haben, George. Man sieht bereits erste Auswirkungen in den Kolonien, zumindest zeugen davon Klaras Briefe… «
    » Das mag wohl so sein, und doch werden alle Reformen nur darauf hinauslaufen, auf irgendeine Weise Geld aus den Kolonien zu pressen. Wenn nicht mit Gewalt, dann mit falschen Versprechungen. Man wird die Menschen dort entwurzeln, sie missionieren, zivilisieren und schließlich als billige Arbeitskräfte missbrauchen. «
    Er schien versucht, den ganzen Papierkram mit einem Fußtritt in die Ecke zu befördern, doch er tat es nicht, stieß nur die Schubladen kräftig wieder zu. Dann sah er sie mit einem traurigen Lächeln an.
    » Es zieht dich dorthin, nicht wahr? « , fragte er leise. » Du sehnst dich nach Afrika und willst es mir nicht eingestehen. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du geflissentlich alle Kolonialwarenläden gemieden hast, wenn wir in der Stadt unterwegs waren? «
    Er hatte sie also mindestens ebenso gut beobachtet und verstanden wie sie ihn. Aber auch er hatte geschwiegen.
    » Deine Gründe sind mir begreiflich, George. Es gibt noch andere Orte auf der Welt– wir müssen nicht nach Afrika zurückkehren. Und schon gar nicht nach Deutsch-Ost. «
    Er schüttelte bekümmert den Kopf.
    » Du hast deine Plantage verkauft, die dir so sehr ans Herz gewachsen war « , fuhr er fort. » Du hast es um meinetwillen