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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Übrigen rechne der Herzog damit, dass der bekannte Reiseschriftsteller Dr. George Johanssen ihm im Anschluss an die Expedition behilflich sein werde, die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Diese Hilfe sei dringend nötig, da er selbst sich bisher niemals schriftstellerisch betätigt habe; er sei zum Soldaten erzogen und auf dem Rücken des Pferdes groß geworden.
    » Schau an– da also steckt der Pferdefuß « , hatte George gewitzelt.
    Doch es hatte seiner Begeisterung für das bevorstehende Abenteuer keinen Abbruch getan. Auch Charlottes Optimismus blieb ungebrochen– der Herzog hatte zwar höflich darauf hingewiesen, dass es unmöglich sei, eine Frau auf dieser langen und gefahrvollen Reise mitzunehmen, sie war jedoch fest entschlossen, einen Weg zu finden.
    Nur Elisabeth war kreuzunglücklich, kein Zureden half, keine Versprechungen, auch nicht die Erinnerung daran, dass sie noch vor einigen Monaten solche Sehnsucht nach Hamuna und der Plantage gehabt hatte. Nein, sie wollte auf keinen Fall ihre Freundinnen verlieren, schon gar nicht ihre Cousins in Leer und die kleine Fanny. Sie sei hier in Emden zu Hause. Und die Plantage habe die Mama ja sowieso verkauft.
    In der Großmutter, die erbittert um die heiß geliebte Urenkelin kämpfte, hatte sie eine energische Bundesgenossin gefunden.
    » Wenn ihr zwei schon zurück zu den Negern und Affen wollt, dann lasst doch die Deern wenigstens bei uns. So ein Leben hat das Kind nicht verdient… «
    Charlotte tröstete sich damit, dass die Kleine sich in Afrika bald wieder einleben würde. Klara hatte einen vor Freude überschäumenden Brief geschrieben, und natürlich hatte sie auf die Kraft ihrer Gebete verwiesen, die nun erhört worden waren. Außerdem würden in der Missionsstation Hohenfriedeberg auch europäische Kinder unterrichtet, und zwar getrennt von den schwarzen, darauf legten die deutschen Siedler großen Wert. Dennoch ging Charlotte der Kummer ihrer Tochter zu Herzen, erinnerte er sie doch an die Zeit, in der das Haus ihrer Eltern in Emden verkauft worden und sie selbst zutiefst betrübt gewesen war. Auch George und sie hatten nach und nach die angeschafften Möbel veräußert, die hübschen Lampen, die Vasen, das Geschirr. Vieles hatten sie großzügig an Ettje und Paul verschenkt, anderes war verpackt worden, weil sie es nach Afrika mitnehmen wollten. Wo auch immer sie dort ihr Quartier aufschlagen würden, ein paar schöne Stücke aus der alten Heimat wollten sie sich bewahren. Auch Charlottes Klavier lag jetzt auseinandergebaut und sorgsam in Kisten verstaut unten im Bauch des Dampfers, wo es nun hoffentlich keinen Schaden nahm.
    » Mama, wann hört der Sturm denn endlich auf? « , stöhnte das Kind auf ihrem Schoß.
    » Er wird schon schwächer, Lisa. Merkst du es nicht? «
    Die Ausläufer eines Brechers prallten donnernd gegen das Fenster und straften Charlotte Lügen– das Schiff hob sich, sank wieder hinab, hob sich erneut, vibrierte, knirschte, schlingerte, Taue schlugen mit lautem Knall gegen die Reling, und über allem brüllte tausendstimmig die aufgewühlte See.
    » Werden wir untergehen? Es knackt so komisch, Mama… «
    » Das Schiff ist aus starkem Stahl gebaut, Lisa. Und es hat eine mächtige Dampfmaschine im Bauch… «
    Das Mädchen begann wieder zu würgen, und Charlotte hielt ihm die Stirn, während es sich über die Schale beugte. Gleich darauf wurde die Kabinentür einen Spalt geöffnet, das scharf geschnittene Profil und die weißen Löckchen von Miss Jane Marwin erschienen.
    » Meine Schwester und ich begeben uns jetzt in den Speisesaal, liebe Frau Johanssen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie uns begleiten möchten… «
    » Das würde ich sehr gern tun, Miss Marwin. Aber ich bin nicht sicher, ob heute pünktlich serviert wird. «
    » Oh, da haben wir volles Vertrauen « , gab Miss Marwin lächelnd zurück. » Immerhin ist die Feldmarschall ein deutsches Schiff… «
    Charlotte musste über das feste Vertrauen in die deutsche Pünktlichkeit schmunzeln, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass man bei diesem Seegang auch nur ein Rührei zubereiten würde. Vermutlich herrschte in der Bordküche ein heilloses Chaos.
    » Ach, die arme Kleine! « , rief Miss Marwin mitleidig aus. » Sie ist so furchtbar blass. Ein Tässchen Hühnerbrühe würde ihr gewiss guttun. «
    Die freundliche Engländerin musste sich fest an die Türfüllung klammern, denn das Schiff hob sich soeben ächzend aus dem

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