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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Erdmute ihr anvertraut– sei ein wenig langsam beimLernen, deshalb hatten sie beschlossen, ihn hierzubehalten.
    » Wenn du mir dein Ehrenwort nicht guten Gewissens geben kannst, Wilhelm, dann spricht das für sich. Geh hinauf ins Schlafzimmer– wir wollen dich heute nicht mehr sehen! «
    » Ja, Papa… «
    » Wie heißt das? «
    » Danke für die Strafe, Papa. «
    Elisabeth hatte das Verhör mit offenem Mund verfolgt. Sie war Charlottes energischen Ton gewohnt, die Mutter konnte wohl auch zornig werden, aber niemals hatte sie sich für eine Strafe auch noch bedanken müssen. Und mit George war es sowieso ganz anders, der hatte niemals Strafen verhängt, der schaffte es auch so, dass sie tat, was er wollte.
    Als Wilhelm mit gesenktem Kopf an ihr vorbeilief und den Vorhang auseinanderschob, wurde ihr klar, dass sie für diesen Abend ihren Spielkameraden verloren hatte.
    » Bitte… « , stotterte sie und lief zu Gustav Krüger, um sich vor ihm aufzustellen. » Es… es war ja nicht so, dass Wilhelm direkt geschummelt hätte. Es war eher so, dass wir beide nicht mehr genau wussten, wo der Stein gestanden hatte. Jawohl, so war es. Und da… da haben wir eben gestritten. «
    » Oho! « , meinte Gustav Krüger schmunzelnd. » Die junge Dame legt ein Veto ein? Schau einmal einer an. «
    Er nahm einen weiteren Schluck Punsch und betrachtete die Siebenjährige mit Wohlwollen. Elisabeths blaue Augen waren schmal, die Lippen vorgeschoben, ihre Körperhaltung kämpferisch. Sie schien fest entschlossen, die Lage zu wenden.
    » Eben gerade hast du noch behauptet, Wilhelm habe geschummelt! « , warf Charlotte ärgerlich dazwischen. » Ich mag es nicht, wenn du schwindelst, Elisabeth! «
    » Ich hab nicht geschwindelt, Mama. Es war so: Wir haben beide geglaubt, im Recht zu sein. Aber das ist jetzt vorbei. Es tut mir leid, dass wir gestritten haben, und Wilhelm tut es auch leid. Und jetzt spielen wir weiter, ja? «
    Wilhelm war stehen geblieben, er schielte zu seinem Vater hinüber. Elisabeth sah jetzt bittend zu Gustav Krüger auf, ein Blick, der Steine erweichen konnte und hinter dem schon fröhliche Siegesgewissheit schlummerte. Krüger konnte diesem Ansturm nicht lange standhalten.
    » Eine mutige junge Dame! « , knurrte er. » Ich glaube, wir sollten Gnade vor Recht ergehen lassen– was meinst du, Erdmute? «
    » Ich bin ganz deiner Meinung. «
    Elisabeth hatte nichts anderes erwartet. Sie packte den verblüfften Wilhelm beim Ärmel und zog ihn hinüber ins Esszimmer. » Du bist dran mit Steine aufstellen! « , drang ihre helle Befehlsstimme zu ihnen herüber.
    Peter Siegel hatte sich in diese Szene nicht einmischen wollen, dennoch kam er nicht umhin, das Gesicht missbilligend zu verziehen. Er hatte Charlotte schon mehrfach vorgeworfen, ihre Tochter sei herrisch, was für ein Mädchen eine schlimme Untugend war.
    » Eine hübsche junge Dame « , meinte Gustav Krüger lächelnd. » Und klug dazu. Sie können stolz auf dieses Kind sein, liebe Charlotte. «
    » Ich muss aufpassen, dass sie mir nicht das Wort im Munde verdreht « , gab Charlotte leicht ungehalten zurück, doch sie lächelte dabei.
    » Ach, Unsinn. Die Kleine weiß, was sie will. In ein paar Jahren werden die jungen Männer ihr zu Füßen liegen. «
    Nun lachte Charlotte und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. Der Gedanke, dass Elisabeth in wenigen Jahren ein junges Mädchen sein würde, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie war doch noch nicht mal acht. Ein richtiges Kind. Ihre kleine Tochter, die jetzt endlich wieder Tag und Nacht bei ihr war, denn die Regenzeit hatte dem Pendeln nach Hohenfriedeberg ein Ende gemacht. Elisabeth hatte sich in Neu-Kronau eingelebt und wurde von Peter Siegel und ihrer Mutter unterrichtet.
    Schon am folgenden Mittag wurden die Weihnachtsgeschenke der Krügers auf den Wagen geladen und die beiden Maultiere vorgespannt. Johannes Kigobo, der die Lasten gemeinsam mit Krügers Angestellten verstauen musste, behauptete schwitzend, dass all diese Sachen bestimmt nicht mehr in das kleine Wohnhaus in Neu-Kronau passen würden. Das Kinderbett, in dem zuletzt Wilhelm gelegen hatte, war für Sammi bestimmt. Elisabeth hatte eine hölzerne Puppenwiege für Fräulein Mine erhalten, ein kostbares, reich geschnitztes Stück aus Erdmutes Kindheit, das sie in der Hoffnung, eine Tochter zur Welt zu bringen, mit nach Afrika genommen hatte. Des Weiteren hatten sie mehrere Meter bunten Baumwollstoff für Klara zu verstauen, dazu weißes Leinen, aus

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