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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Charlotte war und sie dennoch mit mütterlicher Zuneigung behandelte. Der stämmige Gustav Krüger, der seinen Angestellten gegenüber ziemlich ruppig sein konnte, vergötterte seine Frau und fügte sich im Haus vollkommen ihrem Willen. Er hatte damals hart um seine Erdmute kämpfen müssen, war immer wieder abgewiesen worden, und erst als er sich militärische Lorbeeren in Deutsch-Ostafrika verdient hatte, erhielt er die Erlaubnis, die Braut heimzuführen. Vermutlich war er ein guter Offizier gewesen, er war ein Mensch, der immer alles im Blick hatte und voller Tatendrang steckte. Auch am heutigen Abend kam er bald auf neue Projekte zu sprechen.
    » Wir sind beide von Ihrem Vorhaben begeistert, Pfarrer Siegel, und möchten Ihnen gern einen Vorschlag machen. Setzen wir das Bauwerk an eine Stelle, die auch von uns aus gut erreichbar ist, und wir beteiligen uns daran. Ich kann Arbeiter abstellen und Handwerker beschaffen, außerdem behauene Steine liefern. Was sagen Sie dazu? «
    Peter Siegels Genesung war ausgezeichnet vorangeschritten. Er unterrichtete bereits die schwarzen Kinder auf der Plantage und drängte Charlotte, eine Kapelle zu erbauen.
    » Das ist wunderbar, Herr Krüger. Gottes Segen ruht auf diesem Vorhaben, das spüre ich schon jetzt. Diese Kapelle wird für uns alle– Schwarze und Weiße– ein Ort der Besinnung und der Vereinigung mit dem Herrn sein. «
    » Dann sollten wir nicht lange zögern. Ich denke da an einen Hügel, einige Kilometer westlich von hier, nicht weit vom Fahrweg gelegen. Es ist felsiger Grund, genau wie Christus sagte: ›Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.‹ Wir sollten uns die Gegend morgen einmal anschauen… «
    Charlotte war nicht gerade begeistert. Sie hatte Klara gegenüber zwar einmal gesagt, Peter könne ja eine Kapelle errichten, wenn er unbedingt predigen wolle, nur ganz so konkret hatte sie sich das nicht vorgestellt. Aber Klara musste es Peter erzählt haben, und er war sofort Feuer und Flamme gewesen. Eine eigene Kapelle, wo ihm niemand Vorschriften machen konnte, wie und was er predigte! Auch den Krügers hatte diese Idee sofort gefallen, vermutlich hatte es auf dem Gutshof von Erdmutes Eltern ebenfalls eine Privatkapelle gegeben.
    » Wir sollten besser nichts überstürzen « , fuhr Erdmute sanft, aber entschieden dazwischen, und ihr Mann stellte sofort sein Glas ab, um sich bequem im Sessel zurückzulehnen. » Erst einmal steht bei Ihnen gewiss ein Anbau an das Wohnhaus an, nicht wahr, Charlotte? Schließlich wohnen zwei Familien in diesem Haus– Ihr Mann wird bald wieder zurückkehren, und dann sind die Verhältnisse schon ein wenig beengt, nicht wahr, meine Liebe? «
    » Das ist richtig « , pflichtete Charlotte ihr dankbar bei. » In diesem Jahr werde ich neben allen anstehenden Arbeiten wohl kaum noch an einer Kapelle bauen können. «
    Peters Gesicht zog sich voller Selbstmitleid in die Länge. Es war deswegen schon zu Streitereien gekommen, denn jedes Mal wenn Peter nicht seinen Willen bekam, glaubte Klara, sich für ihn einsetzen zu müssen. Sie verwöhnte nicht nur ihren kleinen Sohn nach Strich und Faden, auch ihr Mann erinnerte immer mehr an einen verzogenen kleinen Jungen.
    » Nun– den Bauplatz können wir ja schon einmal festlegen « , brummte Krüger und blinzelte vorsichtig zu Erdmute hinüber. » Und wenn Sie nichts dagegen haben, Charlotte, dann würden wir auch gleich die Fundamente setzen. Wir haben hier in Usambara Erfahrungen gesammelt, die uns allen zugutekommen werden. «
    Die Krügers hatten ein dreiflügeliges Wohnhaus mit einem säulengeschmückten Eingangsportal erbaut und den Sockel ganz und gar aus behauenen Steinen gemauert. Es war ein geräumiges und zugleich anmutiges Gebäude, das tatsächlich Ähnlichkeit mit einem englischen Landhaus besaß.
    » Ich fände es besser, wenn wir Charlotte unsere Erkenntnisse und tätige Hilfe zuerst einmal bei der Erweiterung des Wohnhauses zur Verfügung stellten. Meinst du nicht auch, Gustav, dass eine junge Familie einen angemessenen Ort zum Leben braucht? Zumal hier in Usambara, wo man den Schwarzen schon zeigen sollte, was deutsche Wohnkultur bedeutet. «
    » Du hast wie immer recht, mein Herz. «
    Gustav Krüger gab sich geschlagen und hielt seiner Frau das leere Punschglas hin. » Wer könnte solch einer großartigen Frau wie dir auch widersprechen! «
    Charlotte nahm sich erleichtert eine der

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